Die Nordsee-Anrainerstaaten wollen das Meer massiv mit neuen, weiteren Offshore-Windkraftanlagen bestücken. Auf einer Konferenz der North Sea Energy Cooperation (NSEC) in Dublin wurden heute Zielmarken für die kommenden Jahrzehnte beschlossen – angegeben werden allerdings nur Leistungszahlen (in Gigawatt), nicht auch die zu errichtenden Stückzahlen des künftigen Rotoren-Dschungels Nordsee.
Laut einer heute verbreiteten gemeinsamen Erklärung (hier die Version des Bundeswirtschaftsministeriums) wurden die angestrebten Ziele des „ambitionierten“ Ausbaus wie folgt beziffert: Bis 2030 sollen auf der Nordsee und ihren angrenzenden Gewässern Anlagen für 76 GW Leistung installiert sein – bis 2050 sollen es 260 GW werden. Um diese Zahlen etwas verständlicher zu machen, sei auf Wikipedia verwiesen: Demnach lieferten in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Nordsee im vergangenen Jahr rund 1270 Rotoren etwa 6,7 GW. Die Gesamtleistung aller weltweit installierten Windkraftanlagen auf See wird für Ende 2021 mit rund 57 GW angegeben. Selbst wenn man also künftige technische Entwicklungen, die die einzelnen Rotoren leistungsfähiger machen, berücksichtigt, droht der Nordsee in den kommenden Jahren die Installation von deutlich mehr als zehntausend weiteren Anlagen.
Wobei zu berücksichtigen ist, dass der NSEC genannte Zusammenschluss nur die EU-Staaten (alphabetisch) Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Luxemburg, Niederlande und Schweden sowie Norwegen einbezieht, nicht aber das „brexitierte“ Inselreich Großbritannien. Das allerdings rangiert derzeit (laut Wikipedia) weltweit auf Platz 2 (nach China) mit einer installierten Leistung von rund 12,5 GW, auch hier ist weiterer Ausbau geplant.
Selbstverständlich wird diese Industrialisierungs-Planung begründet mit dem EU-Ziel der Klimaneutralität, selbstverständlich muss die Beendigung der Abhängigkeit insbesondere von Russland als Begründung herhalten, selbstverständlich wurde der Mitteilung zufolge auch eine Beschleunigung von Genehmigungsverfahren auf nationaler und EU-Ebene vereinbart. Die eingangs verlinkte Mitteilung des Habeck-Ministeriums zitiert dazu dessen Parlamentarischen Staatssekretär Stefan Wenzel (Grüne) mit den Worten: „Die Nordsee ist unser Zukunftsmotor für sauberen und verlässlichen Grünstrom aus Offshore-Windenergie.“ – Ein Meer als Motor zu bezeichnen, darauf muss man erst einmal kommen…