Die Zeiten, da giftige Abfälle aus industrieller Produktion und andere chemische Schadstoffe unverhohlen in der Nordsee verklappt, auf ihr verbrannt oder ungefiltert über Flüsse in sie eingeleitet wurden, sind vorbei. Nur: Was bis vor wenigen Jahrzehnten offen eingebracht worden ist, lagert noch immer in den Sedimenten. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hat das jetzt näher untersucht.
„Die Sedimente am Meeresboden bilden das größte Ökosystem der Erde, in das immer mehr Schadstoffe gelangen“, schrieb kürzlich das BSH in einer Pressemitteilung. Verschiedene menschliche Aktivitäten verschmutzten die Meeresumwelt weiterhin mit Schadstoffen, heißt es da. Zwar sei – siehe oben – die Belastung in der jüngeren Vergangenheit insgesamt deutlich zurückgegangen: „Aber einige Schadstoffe sind selbst Jahrzehnte nach ihrem Verbot heute noch in der Meeresumwelt zu finden. Darüber hinaus werden ständig bewusst oder unbewusst neue Stoffe in die Meeresumwelt eingebracht, von denen sich einige später als giftig erweisen.“ Und: „Es kann Jahre oder Jahrzehnte dauern, bis entsprechende Beschränkungen und Verbote für diese in Kraft treten.“
Grund genug, im Rahmen des Projekts „Multiple Stressors on North Sea Life“ (MuSSeL) am Beispiel der Nordsee zu untersuchen, wie sich ausgewählte Schadstoffe verteilen und wo sie sich in der Nordsee anreichern; und wie stark die Schadstoffe diese Lebensräume und Organismen am Meeresboden belasten. Basierend auf der langjährigen Meeresumweltüberwachung des BSH, so die Mitteilung weiter, identifiziere das Projektteam so genannte „hot spots“, an denen die Belastung für am Meeresboden lebende Organismen sehr hoch sei. ist. Schließlich wimmele es da von Organismen wie Fischen, Krebsen und Muscheln. Einige würden kommerziell gefischt, andere bildeten die Grundlage für das Nahrungsnetz. Durch ihre Misch- und Filtertätigkeit könnten sie auch den Kohlenstoff- und Schadstoffkreislauf sowie die Trübung des Wassers beeinflussen.
Das BSH hat jetzt erste Ergebnisse dieses Projekts veröffentlicht: Anhand von
Karten wird nicht nur der aktuelle Zustand der Nordsee beschrieben, sondern auch gezeigt, wie sich die „hot spots“ in der Vergangenheit verändert haben – und wie sie sich in Zukunft noch verändern könnten, je nachdem, welche Maßnahmen ergriffen werden.
Die Einzelheiten und weitere Links finden sich am Ende der Original-Pressemitteilung.