Zum vierten Male in weniger als einem Monat hat kürzlich Neuseeland einem ausländischen Schiff die Einfahrt in die nationalen Gewässer untersagt: wegen Verdachts übermäßigen Biofoulings am Schiffsrumpf. Obwohl die südpazifische Inselrepublik seit 2018 in Sachen Biofouling harten Kurs fährt, machte dieser Fall Schlagzeilen – handelte es sich doch um das Kreuzfahrtschiff Queen Elizabeth der Cunard Line.
Dem zwölf Jahre alten, unter Bermuda-Billigflagge fahrenden Schiff (IMO 9477438) wurde laut einem Bericht des maritimen Portals Fleetmon die Einfahrt in den Milford Sound, den Fiordland-Nationalpark und den Hafen von Dunedin auf der Südinsel verweigert, da diese Gebiete für potenzielle biologische Gefahren besonders anfällig seien. Diese Hafenanläufe mit ihren landschaftlich reizvollen Routen gälten weithin als die zentralen Attraktionen der Kreuzfahrt, so Fleetmon. Das Schiff sei angewiesen worden, seinen Rumpf vor der Einfahrt nach Neuseeland von zugelassenen Anbietern reinigen zu lassen. Die Prozedur habe rund 48 Stunden gedauert, der Fahrplan verschob sich entsprechend.
Im Mai 2018 hatte Neuseelands Ministerium für Grundstoffindustrie (MPI – Ministry of Primary Industries) den Standard „Biofouling on Vessel Arriving to New Zealand – Craft Risk Management Standard“ (CRMS) erlassen und ziemlich zügig auch durchgesetzt. Alle Schiffe, die neuseeländische Gewässer befahren wollen, müssen zuvor einen sauberen Rumpf nachweisen, um die Einführung unerwünschter invasiver Organismen zu verhindern. Maßstab sind die so genannten Best Practices der IMO-Richtlinien gegen Biofouling. Maritime Info-Portale wie beispielsweise HANSA berichteten von Anfang an, dass zu den Nachweispflichten auch regelmäßige Wartungen zählten und dass die Reinigung nicht nur oberflächlich ausgeführt werden dürfe, sondern auch „schwieriger zu reinigende Nischenbereiche (Seekisten, Bugstrahlrudergitter und Tunnel, Azipods usw.)“ einzuschließen habe. Versicherer hatten die Schifffahrt von Anfang gewarnt, dass seitens der neuseeländischen Behörden nicht mit Nachsicht zu rechnen sei; vielmehr beharre das MPI auf strikter Umsetzung und sei zu keinerlei Verhandlungen bereit.
Anlässlich des Falls der DL Marigold ( ⇒ ) pöbelte seinerzeit Fleetmon-Korrespondent Mikhail Voytenko unerträglich über Anti-Biofouling-Praktiken:
„Wie groß das Risiko einer Biokontamination ist oder wie real es tatsächlich ist, ist unbekannt. Seit Jahrhunderten sind Handelsschiffe mit verschmutzten Unterwasserrümpfen in den Gewässern rund um den Globus unterwegs, und irgendwie hat der Planet überlebt. Was solche Schiffe plötzlich so gefährlich macht, ist unklar. Was genau will die Menschheit von der Schifffahrt? Waren mit sterilen, sauberen Schiffen zu befördern, die keinen Treibstoff verbrauchen, die mit Nichtraucher-Crews besetzt sind und die mit irgendwelchen Flaggen außer FOC beflaggt sind? (…) Alles hat seinen Preis, irgendwo muss es Grenzen geben, die der gesunde Menschenverstand diktiert.“
Bereits mehr als ein Jahr zuvor, im März 2017, hatte Neuseeland den südkoreanischen, unter Panama-Billigflagge fahrenden Massengutfrachter DL Marigold (IMO 9621170) wegen starken Rumpf-Bewuchses des Hafens von Tauranga verwiesen – obwohl der fragliche Standard zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Kraft gewesen war, galt dies als dringender Fall und durfte sofort vollzogen werden; innerhalb von 24 Stunden musste das Schiff Neuseelands Hoheitsgewässer verlassen. Fleetmon bezeichnete die DL Marigold damals als eine Art Geisterschiff, denn als der Bulker zwecks Rumpfreinigung Fiji anlaufen wollte, wurde er auch dort abgewiesen. Es wird aber weder berichtet, was aus der Irrfahrt des Bulkers wurde, noch, welche Reaktionen Mikhail Voytenko (siehe nebenstehenden Kasten) ob seines verbalen Geiferns erfahren hat – Fakt ist, dass er nach wie vor maritim berichtet…