Ein Bündnis von 14 Umweltverbänden hat sich vergangene Woche mit einer Beschwerde an die UNESCO gewandt und fordert „mehr Rücksicht auf die einzigartige Natur im Wattenmeer“. Das Welterbe-Komitee der UN-Organisation hatte deutliche Kritik an der Übernutzung des Wattenmeers geübt und dagegen Maßnahmen verlangt. Erste entsprechende Vorschläge von Dänemark, Deutschland und den Niederlanden genügen den Verbänden aber nicht ansatzweise, deshalb jetzt deren Vorstoß.
„Öl- und Gasförderung, Flüssiggas-Terminals, Fahrwasser-Baggerungen und große Kabelbauten fügen der Natur im Weltnaturerbe Wattenmeer einen immer größeren Schaden zu,“ heißt es in der Ende vergangenen Monats veröffentlichten Mitteilung der Verbände zu ihrer Beschwerde: „Die fossile Energiegewinnung schädigt nicht nur die Natur, sie ist auch klimaschädlich. Ihr Ausbau muss verhindert und bestehende Anlagen stillgelegt werden.“
Das UNESCO-Komitee habe im vergangenen Herbst in Riad vor allem Kritik geübt „an der fossilen Energiegewinnung und der Zerschneidung des Wattenmeeres durch Kabeltrassen vor allem für den Offshore-Wind-Ausbau“. Die drei
Wattenmeerstaaten seien aufgefordert worden, „eine gemeinsame Umweltprüfung aller schädlichen Einflüsse vorzunehmen und so festzustellen, wie weit das für die Natur verträgliche Maß schon überschritten ist“.
Die daraufhin im Februar dieses Jahres vorgelegte Antwort der „Task Group World Heritage“ beim Trilateralen Wattenmeer-Sekretariat halten die Verbände indes für unzureichend: „Die drei Staaten verniedlichen die Probleme im Wattenmeer. Sie hätten die Gelegenheit nutzen müssen, um einen klaren Ausstieg aus der fossilen Energiegewinnung im Wattenmeer anzukündigen. Sie hätten sich auch zu viel mehr Rücksichtnahme auf die Natur beim Bau der notwendigen Kabelverbindungen zu den Offshore Windparks bekennen müssen“, so die Verbände: „Nichts davon ist geschehen.“ Und weiter: „Wer dazu verpflichtet ist, eine weltweit einzigartige Naturlandschaft mit einem außergewöhnlichen Wert zu erhalten, muss auch etwas dafür tun“, so die Umweltverbände. Das Bündnis, dem auch dänische und niederländische Organisationen angehören, fordert in seiner Beschwerde an die UNESCO, nun den Druck auf die drei Wattenmeerstaaten zu erhöhen.
Von deutscher Seite haben unterzeichnet:
- Biologische Schutzgemeinschaft Hunte Weser-Ems e.V.
- Bürgerinitiative gegen CO2-Endlager e.V.
- Bürgerinitiative „Rettet das CUX-Watt“
- Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland e.V.
- Bund Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND)
- Der Mellumrat e.V.
- Deutsche Umwelthilfe (DUH)
- Fachgruppe Natur- und Umweltschutz des Niedersächsischen Heimatbundes e.V. (NHB)
- Initiative „Wattenmeer-Schutz Cuxhaven“
- Naturschutzbund Deutschland (NABU)
- Schutzstation Wattenmeer e.V.
- Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e V.
- World Heritage Watch
- WWF Deutschland
Zusätzliche Informationen:
- Die Pressemitteilung der 14 deutschen Verbände ist (unter anderem) auf der Webseite des Vereins Jordsand zu finden.
- Die Beschlüsse der 45. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees vom September 2023 in Riad können hier heruntergeladen werden (die Kritik am Wattenmeer-Zustand steht auf den Seiten 38-43).
- Die Antwort der drei Wattenmeerstaaten, der von der UNESCO geforderte „State of Conservation“-Report, vom 14. Februar 2024 kann hier herunterladen werden.
- Die aktuelle Beschwerdedebrief an das UNESCO-Welterbezentrum vom 28. Februar 2024, in der gemeinsamen Fassung der dänischen, deutschen und niederländischen Verbände, ist in englischer Sprache auf der (niederländischen) Webseite der Waddenvereniging verfügbar (Download-Link am Schluss dieser Seite).