In der griechischen Hauptstadt Athen hat gestern die mittlerweile neunte „Our Ocean“-Konferenz begonnen, eine internationale, jährlich tagende Kongress-Serie, die laut Mitteilung des beteiligten Bundesumweltministeriums „mit der Erhaltung und dem Schutz der Ozeane befasst“ ist. Tatsächlich ist es wieder nur eine weitere Runde, um die „nachhaltige Nutzung“ der Meere zu forcieren.
Die Tagung findet statt in Athens Kongress- und Opernhaus, das nach Stavros Niarchos benannt ist – jenem umstrittenen Tanker-Milliardär, der nicht zuletzt durch seine guten Beziehungen zum US-amerikanischen Geheimdienst CIA und zur faschistischen Junta (1967-1974) steinreich geworden war. In der Kongress-Agenda bekräftigt Griechenland als 2024 ausrichtendes Land „sein Engagement für den Übergang zu einer ‚blauen Wirtschaft‘, um die Vorteile eines neuen Gleichgewichts zwischen wirtschaftlicher Entwicklung (Wachstum), sozialem Zusammenhalt und Nachhaltigkeit zu nutzen“. Ach, ja, „einige wichtige Herausforderungen“ sollen auch angegangen werden, genannt werden Themen wie der Verlust der biologischen Vielfalt, der Klimawandel, ferner „nicht nachhaltige Fischerei“ oder „Meeresverschmutzung, insbesondere durch Kunststoffe“ sowie „nicht nachhaltiger Seeverkehr“.
Es ist erneut nur makaber: Eigentlich wäre es dringend geboten, den anhaltenden Missbrauch der Ozeane nicht mehr nur zu erörtern, sondern mit den eingesammelten Milliarden seine Beendigung zu finanzieren und mit einem radikalen Richtungswechsel nicht nur ökologische und soziale Faktoren gleichermaßen zu berücksichtigen, sondern vor allem die Interessen der besonders betroffenen Insel- und Küstenstaaten des globalen Südens zu beachten. Stattdessen bekennt sich die neunte „Our Ocean“-Konferenz in prunkvollen Inszenierungen einmal mehr nachdrücklich zum Prinzip des „blauen Wachstums“ und gibt sich dafür auch noch das brachiale Motto „Our Ocean – An Ocean of Potential“. Deutlicher kann nicht ausgedrückt werden, dass hier wieder nur jene Art der Meeresnutzung vorangetrieben werden soll, die unter dem Etikett „Nachhaltigkeit“ allenfalls so viel Schutz anbietet, dass konkurrierende Nutzungsinteressen einander nicht stören oder einschränken.