Deutschlands größte Reederei Hapag-Lloyd folgt jetzt dem Beispiel vieler anderer Schifffahrtskonzerne: Die eigenen Terminal-Aktivitäten werden künftig in einem gesonderten Unternehmensbereich gebündelt. 20 Terminals in elf Ländern gehören zu dem neuen Verbund unter dem Namen Hanseatic Global Terminals (HGT), der den bisherigen Geschäftsbereich Terminals & Infrastructure ablöst.
In Deutschland ist der teilstaatliche Hamburger Schifffahrtskonzern am HHLA-Terminal Hamburg-Altenwerder (CTA) beteiligt sowie an dem Wilhelmshavener Tiefwasserhafen JadeWeserPort (JWP), wo die Hamburger ja den Anteil der dänischen Reederei Mærsk übernommen hatten. Hinzu kommen Terminals im italienischen Genua, im marokkanischen Tanger sowie – noch im Bau befindlich – im ägyptischen Damietta. Im vergangenen Jahr hatte Hapag-Lloyd den chilenischen Konzern SAAM übernommen, der den neuen HGT-Verbund um gleich zehn Standorte auf dem amerikanischen Kontinent ergänzt – in den USA (Florida), Mexiko, Costa Rica, Ecuador, Kolumbien sowie fünf Häfen in Chile. Schließlich dehnt sich die neue Hapag-Tochter dank der vor anderthalb Jahren vereinbarten 40-Prozent-Beteiligung an der Logistiksparte des indischen Schifffahrts-Familienkonzerns J. M. Baxi noch auf den Subkontinent aus und betreibt dort fünf weitere Terminals.
Die Hamburger Reederei, in der Containerbranche nach wie vor Fünfter der Weltrangliste und ab dem kommenden Jahr in der so genannten Gemini-Kooperation Partner des dänischen Mærsk-Konzerns, feiert diesen Entwicklungsschritt mit ziemlichem Brimborium: Der neue Markenname HGT solle „die zukunftsorientierten Wachstumsambitionen und die tief verwurzelte maritime Tradition“ widerspiegeln, heißt es in der Pressemitteilung vom Montag. Die Hamburger scheuen sich auch nicht, den Namen Hanseatic Global Terminals mit einem tiefen Griff in die historische Grabbelkiste zu verknüpfen: „In Anlehnung an die ‚Hanse‘, eine historische Vereinigung von Seehandelskaufleuten in Nordeuropa, unterstreicht der Markenname das Bekenntnis des Unternehmens zu Qualität und zum Ausbau der Terminalaktivitäten“, schreibt die Presseabteilung.
Die Hanse als Beispiel?
Die Tatsache, dass der frühkapitalistische Kaufmannsverbund Hanse im Wesentlichen von norddeutschen „Pfeffersäcken“ gegründet worden war, um in enger Verbundenheit mit dem brachialen Deutschritterorden die Vorherrschaft über den Nord- und Ostseeraum herzustellen und zu sichern, bleibt natürlich unerwähnt. Erst vor wenigen Jahren präsentierte der SPIEGEL „neue Erkenntnisse zum Aufstieg der Hanse“ unter der Schlagzeile „Die Mafia des Mittelalters“ und beschrieb darin ein Werk des Historikers Hiram Kümper, der das immer wieder gefeierte Bild vom Hanseaten als „ehrbarem“ Kaufmann als „ökonomischen Kitsch“ bezeichnet hat. Unerklärt bleibt übrigens in der Pressemitteilung, warum der Terminalkonzern mit dem ach, so hanseatischen Etikett seinen Sitz ausgerechnet in Rotterdam bekommen hat, das zu Hansezeiten noch ein unbedeutendes Dorf war.
Schifffahrtskreise sehen den Schritt der Hamburger, ihre Terminalaktivitäten derart neu aufzubauen und auszurichten, in direktem Zusammenhang mit dem bevorstehenden Start der bereits erwähnten Gemini-Kooperation mit Dänemarks Mærsk. Dieses Netzwerk – beide setzen jeweils nur Teile ihrer Flotten ein – soll ja mit großen Schiffen bevorzugt Terminals bedienen, an denen einer der beiden Partner direkt beteiligt ist, um dann die Fracht mit kleineren Schiffen effizient weiter regional verteilen zu können.