Allen Klimaschutz-Erwägungen zum Trotz will Frankreich sein massives Potential an Atomkraftwerken weiter erhöhen – unter anderem soll das AKW Gravelines erweitert werden. Die Zeitschrift anti atom aktuell (aaa) berichtet in ihrer jüngsten Ausgabe allerdings über eine Studie von Greenpeace Frankreich, derzufolge diese Anlage schon in 80-90 Jahren vom Meeresspiegelanstieg akut bedroht sein könne.
Unmittelbar neben dem stark frequentierten Fährhafen von Dunkerque liegend, nur knapp 30 Kilometer entfernt von der niederländischen Grenze, gilt das derzeit mit sechs Druckwasserreaktoren aus den frühen 1980er Jahren ausgestattete AKW Gravelines als das größte Westeuropas. Die Anlagen werden mit Wasser aus dem Ärmelkanal gekühlt, das Areal ist daher dem Bericht zufolge bereits heute „anfällig für den Anstieg des Wassers“ – und aus diesem Grunde „von Schutzbauten umgeben, um inselartig isoliert zu sein“. Zweifel an der Fähigkeit, die nukleare Sicherheit auch bei extremen Wetterereignissen aufrechtzuerhalten, seien also mehr als gerechtfertigt.
Trotzdem will die mehrheitlich staatseigene Betreibergesellschaft Électricité de France (EDF) zwei weitere Reaktoren des modernen, gemeinsam mit Siemens entwickelten Typs EPR2 in Dunkerques Nachbarschaft errichten – perfiderweise als Beitrag zu Präsident Macrons erklärtem Ziel, das Land bis 2035 „klimaneutral“ machen zu wollen. Dabei sei, so berichtet aaa über die Greenpeace-Studie, das AKW-Areal ein künstlich trockengelegter Polder, der schon heute bei höchsten Gezeiten fast vollständig unterhalb des Meeresspiegels und somit Überschwemmungsrisiken ausgesetzt sei. Das Vorhaben, in einem potenziellen Überschwemmungsgebiet neue Reaktoren zu bauen, sei „eine Zeitbombe“. Es widerspreche „jeglicher wissenschaftlichen Logik“, die beiden neuen Reaktoren „in luftiger Höhe“ auf einer elf Meter hohen Plattform zu bauen.
Weitere Details hier: aaa 310, Seite 62