Meereswissen mit Einschränkungen

Zwei neue Web-Portale sol­len ab sofort hel­fen, Wis­sen aus der deut­schen Mee­res­for­schung „bedarfs­ge­recht, fun­diert und gleich­zei­tig unter­halt­sam“ zu ver­mit­teln. Die Deut­sche Alli­anz Mee­res­for­schung (DAM) hat dazu eine Quer­schnitts­sei­te „Mee­re Online“ und einen Youtube-basierten „Inter­ak­ti­ven Welt­oze­an“ frei­ge­schal­tet. Ein ers­ter Ein­druck: viel­fäl­tig infor­ma­tiv, aber in der Aus­rich­tung über­wie­gend dem umstrit­te­nen Prin­zip der „nach­hal­ti­gen Nut­zung“ verschrieben. 

Der Rei­he nach: Unter der Adres­se https://www.meere-online.de/ prä­sen­tiert sich ab sofort das Infor­ma­ti­ons­por­tal der deut­schen Mee­res­for­schung unter dem Titel „Mee­res­wis­sen für alle“. Die Web­sei­te ist zwar über­sicht­lich struk­tu­riert, ent­hält aber nur zum gerin­gen Teil „eige­ne“ Bei­trä­ge von Mee­re Online, die zudem weder datums­mä­ßig geord­net noch nament­lich gekenn­zeich­net sind. Zum grö­ße­ren Teil wer­den Links zu exter­nen Sei­ten prä­sen­tiert, die dann bei­spiels­wei­se zum Bun­des­amt für See­schiff­fahrt und Hydro­gra­phie (BSH), zum Bun­des­um­welt­mi­nis­te­ri­um oder zum Wis­sens­werk World Oce­an Review füh­ren, fer­ner häu­fig zu ver­schie­de­nen, der DAM ange­schlos­se­nen For­schungs­ein­rich­tun­gen; auch der Infor­ma­ti­ons­dienst Wis­sen­schaft (idw) ist in star­kem Maße ver­linkt. Gele­gent­lich fin­den sich auch Wei­ter­lei­tun­gen zu Tex­ten des WWF, des NABU oder von Green­peace, selbst auf unse­ren Part­ner fair oce­ans wird hin und wie­der verwiesen.

The­ma­tisch ergibt sich dar­aus zwar eine gewis­se Viel­falt, die aller­dings, rein quan­ti­ta­tiv bedingt, kri­ti­sche­re Stim­men eher unter­durch­schnitt­lich zu Wort kom­men lässt. Dafür geben aber die erwähn­ten Eigen-Texte klar die Rich­tung vor, es geht um ein Infor­ma­ti­ons­an­ge­bot unter dem erwähn­ten Sie­gel der so genann­ten Nach­hal­tig­keit, die bekannt­lich all­zu­oft nur als weit­ge­hen­der Frei­brief für wei­te­re Nut­zungs­op­tio­nen gese­hen wird. Wenn etwa Mee­re Online unter der Über­schrift „Ozea­ne als Kli­ma­puf­fer“ zum The­ma CCS auf die Risi­ken für die Mee­res­um­welt ver­weist, zugleich aber wört­lich betont: „Fach­leu­ten zufol­ge ist eine Spei­che­rung die­ses Koh­len­di­oxids im tie­fen Unter­grund des Mee­res risi­ko­är­mer als eine Ver­pres­sung an Land“ – dann wird klar, dass „Schutz vor Nut­zung“ hier als Grund­ver­ständ­nis von Mee­res­schutz eher nicht ange­sagt ist.

Ein ande­res Bei­spiel (es gäbe noch mehr, aber das soll hier genü­gen): Unter der Über­schrift „Schiff­fahrt und Trans­port im glo­ba­len Wan­del“ beschreibt Mee­re Online unter ande­rem auch die „Schat­ten­sei­ten der Schiff­fahrt“ – ohne auch nur mit einem ein­zi­gen Wort die oft mise­ra­blen, gele­gent­lich auch bru­ta­len Arbeits- und Lebens­be­din­gun­gen von See­leu­ten an Bord etwa von Billigflaggen-Schiffen zu erwäh­nen. Es scheint den Machern die­ses Por­tals ent­gan­gen zu sein, dass zu einer ehr­lich gemein­ten „Nach­hal­tig­keit“ auch sozia­le und huma­ni­tä­re Kri­te­ri­en gehö­ren. Eine Skur­ri­li­tät am Ran­de sei noch erwähnt: „Ein rie­si­ges Kreuz­fahrt­schiff liegt vor Anker“, heißt es in einer Bild­un­ter­schrift die­ses Kapi­tels – und gezeigt wird ein Schiff, dass erkenn­bar mit Tros­sen an einem Pier fest­ge­macht hat…

The­men­wech­sel: Das zwei­te Web-Portal unter dem Titel „Der inter­ak­ti­ve Welt­oze­an“ wird vor­ge­stellt als „eine touchscreen-basierte Oze­an­kar­te für den Ein­satz in Schu­len, Bil­dungs­ein­rich­tun­gen und Aus­stel­lun­gen“. Es heißt zwar, die Kar­te lade dazu ein, „die Viel­falt der Küs­ten, Mee­re und Ozea­ne zu ent­de­cken, in ver­schie­de­ne Welt­re­gio­nen ein­zu­tau­chen und Zusam­men­hän­ge zu ver­ste­hen“ – über­prü­fen und bewer­ten lässt sich das aber nur mit­tels einer per­sön­li­chen Nutzer-Anmeldung. Aus­drück­lich wird dar­auf ver­wie­sen, dass „für die Nut­zung des inter­ak­ti­ven Welt­oze­an … die Brow­ser Micro­soft Edge oder Goog­le Chro­me emp­foh­len“ wer­den. Viel­leicht ist das weni­ger eine Emp­feh­lung als eine zwin­gen­de Vor­ga­be, denn bei Anmel­dung mit Mozil­las Fire­fox war­tet man auf den ange­kün­dig­ten Zugangs­code (bis­lang) vergeblich…

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WATERKANT-Redaktion