In den ersten neun Monaten 2024 hat Deutschlands größte Container-Reederei, die teilstaatliche Hamburger Hapag-Lloyd, rund 9,3 Millionen TEU transportiert. Das waren zwar 400.000 TEU oder fünf Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2023, hat deutlich weniger Geld in die Kassen gespült: Das EBIT der ersten drei Quartale 2024 liegt mit knapp 1,9 Milliarden Euro gut eine Milliarde niedriger als im Vorjahrszeitraum.
Trotzdem zeigt sich die Konzernführung am Hamburger Alsterufer zufrieden und spricht von einem „guten Ergebnis“: Einerseits habe man in 2024 eine unerwartet starke Nachfrage verzeichnet; trotz „angespannter Sicherheitslage“ im Roten Meer und den Schiffsumleitungen um das Kap der Guten Hoffnung habe man die Transportmenge steigern können. Andererseits seien durch diese Umwege die Kosten deutlich gestiegen, während gleichzeitig niedrigere durchschnittliche Frachtraten als im Vorjahr die Erlöse gedämpft hätten.
Weil aber insbesondere die Frachtraten in jüngster Zeit wieder nach oben tendieren und die Nachfrage weiter steigt, sieht der Vorstand optimistisch in die Zukunft: Während er nach Abschluss des ersten 2024-Quartals für das Gesamtjahr noch ein EBIT von rund einer Milliarde Euro prognostiziert hatte, geht er jetzt von einem Konzern-EBIT „in einer Bandbreite von 2,2-2,6 Milliarden Euro aus. Auch künftig wird übrigens die Hamburger Reederei, nach wie vor Nummer Fünf auf der Weltrangliste, im Asien-Europa-Verkehr um Afrikas Südspitze fahren und den Suez-Kanal meiden; das geht aus einer gemeinsamen Erklärung mit dem künftigen Partner Mærsk im neuen „Gemini“-Bündnis von Anfang Oktober hervor.
Wer hat die größten und die meisten?
Im globalen Flotten-Wettkampf der führenden Reedereien – siehe Zwischenzeile – verstärkt Hapag-Lloyd seinen Spieleinsatz massiv: 2020/21 hatten die Hamburger erstmals seit langem neue Großschiffe bestellt. Bis dahin waren die knapp 20.000 TEU fassenden Einheiten der von der arabischen UASC übernommenen „Barzan“-Serie die größten der Reederei-Flotte gewesen. Der vor etwas mehr als drei Jahren nach Südkorea vergebene Neubau-Auftrag umfasste zwölf Megamax-Carrier mit je knapp 24.000 TEU. Im Frühsommer 2023 wurde mit der „Berlin Express“ das erste Schiff dieser Serie in Dienst gestellt. Nummer 7, die „Hamburg Express“, folgte im August 2024, bis Ende dieses Jahres sollen alle Zwölf fertig sein.
Das „gute Ergebnis“ der ersten drei Quartale 2024 dürfte nun eine weitere Order begünstigt haben: Anfang November bestellte Hapag-Lloyd bei zwei chinesischen Werften weitere 24 Containerschiffe mittlerer Größe: Zwölf mit knapp 17.000 TEU sollen zur „Kapazitätserweiterung“ auf ausgewählten Linien beitragen; weitere zwölf Schiffe mit etwas mehr als 9000 TEU Kapazität sollen ältere Schiffe ersetzen. Insgesamt dürfte sich die Hapag-Lloyd-Flotte einschließlich gecharterter Schiffe damit auf mehr als 2,5 Millionen TEU vergrößern.
Zur Verdeutlichung: Das ist im globalen Maßstab und insbesondere im Wettlauf der Größten nur Mittelklasse. In den vergangenen zehn Monaten ist die Weltcontainerflotte um 360 Schiffe mit einer Kapazität von 2,46 Millionen TEU gewachsen, sie zählt aktuell 7160 Schiffe mit 31,15 Millionen TEU. Davon entfallen auf die fünf größten Linienreedereien 3043 Schiffe mit fast genau 20 Millionen TEU. Vor Hapag-Lloyd rangieren auf den ersten vier Plätzen Chinas COSCO, Frankreichs CMA CGM, Dänemarks Mærsk und als Weltmarktführer die Schweizer Megareederei MSC.
Den vom Online-Dienst alphaliner veröffentlichten Zahlen zufolge haben allein diese Fünf aktuell 337 Schiffe mit knapp fünf Millionen TEU Kapazität bestellt, hinzu kommen weitere rund 2,5 Millionen TEU für die lange Liste kleinerer Reedereien. Die Schifffahrtsorganisation Baltic and International Maritime Council (BIMCO) bilanzierte Anfang dieses Monats, sowohl das Flottenwachstum um 32 Prozent seit Anfang 2020 als auch das Bestellvolumen von knapp 25 Prozent der Bestandsflotte markierten aktuell Allzeitrekorde.