Später Erfolg für Lotsversetzer

Es hat län­ger als ein Jahr gedau­ert, jetzt ist‘s ver­ein­bart: Die so genann­ten Lots­ver­set­zer bekom­men noch vor Weih­nach­ten Geld aufs Kon­to, das ihnen seit 2022 zustand und viel zu lan­ge durch Blo­cka­de des Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­ums (BMDV) vor­ent­hal­ten wor­den ist. Vor­ges­tern konn­te die Abtei­lung Mari­ti­me Wirt­schaft der Gewerk­schaft ver.di die­sen Erfolg vermelden. 

Sie sind nur weni­ge, aber sie sind unver­zicht­bar für das Funk­tio­nie­ren des see­wär­ti­gen Außen­han­dels: Lots­ver­set­zer nennt man die Besat­zun­gen jener klei­nen Schif­fe, auf denen See­lot­sen an Bord ein­lau­fen­der Han­dels­schif­fe gebracht bezie­hungs­wei­se nach Erle­di­gung ihres Jobs zurück­ge­holt wer­den. Es ist eine Tätig­keit, die rund um die Uhr, im „24/7“-Takt, gewähr­leis­tet wer­den muss, von und zu allen See­hä­fen, und zwar, wie auf der Web­sei­te des Lots­be­triebs­ver­ein (LBV) betont wird, „egal, wie Him­mel und Wel­len aus­se­hen“. Von durch­schnitt­lich 400 Ein­sät­zen täg­lich ist die Rede.

Die Bun­des­lot­sen­kam­mer (BLK), die in staat­li­chem Auf­trag über ihre loka­len „Lot­sen­brü­der­schaf­ten“ das See­lots­we­sen orga­ni­siert, hat zur Orga­ni­sa­ti­on die­ser Lots­ver­set­zung den LBV gegrün­det, nach eige­nen Anga­ben mit 460 Beschäf­tig­ten und 39 Schif­fen. Aus die­ser Struk­tur erklärt sich der aktu­el­le Kon­flikt: Die Arbeit der See­lot­sen wird zwar von den sie in Anspruch neh­men­den Ree­dern bezahlt, aber das Geld lässt das BMDV über sei­ne Gene­ral­di­rek­ti­on Was­ser­stra­ßen und Schiff­fahrt (GDWS) bei die­sen ein­zie­hen und ver­teilt es dann über BLK und Brü­der­schaf­ten an die Lot­sen. Was dazu führt, dass das BMDV for­mal die Hand auf Gel­dern hat, die ihm direkt gar nicht zustehen.

Zuste­hen­de Zah­lung blockiert

Als im Herbst 2022 von der Ampel-Regierung die so genann­te Infla­ti­ons­aus­gleichs­prä­mie ein­ge­führt wur­de, hat dies in man­chen Bran­chen schnell zu einem Gehalts­plus für die Beschäf­tig­ten geführt, in ande­ren wur­de getrickst, aber meist doch irgend­wie gezahlt. Nur bei den Lots­ver­set­zern war es anders: Sie erhiel­ten von der 3000-Euro-Prämie im April 2023 nur 1000 Euro – und dann ver­wei­ger­te das BMDV laut ver.di die Rest­zah­lung unter Hin­weis auf Haus­halts­eng­päs­se. Kurz gesagt: Der LBV woll­te sei­nen Leu­ten das Geld aus­zah­len und durf­te es nicht.

Es gab mas­si­ve Pro­tes­te sei­tens der Lots­ver­set­zer und ihrer Gewerk­schaft, es gab Betriebs­ver­samm­lun­gen und ab Beginn kom­men­den Jah­res hät­te es auch Streiks geben kön­nen, was den See­han­del zusätz­lich zu allen sons­ti­gen aktu­el­len Hin­der­nis­sen mas­siv beein­träch­tigt hät­te. Erst jetzt – bei genau­er Betrach­tung mehr als zwei Jah­re zu spät – habe die­ser Druck „nun zu einem Umden­ken im Minis­te­ri­um … geführt“, kom­men­tiert ver.di-Verhandlungsführer André Scheer die Eini­gung: „Das ist ein wich­ti­ger Erfolg.“ Noch vor Weih­nach­ten sol­len die Lots­ver­set­zer nun die aus­ste­hen­den 2000 Euro aus­ge­zahlt bekommen.

Hin­zu kommt, dass in den lau­fen­den Tarif­ver­hand­lun­gen eine Anhe­bung der Pau­scha­le für Sonn-, Feiertags- und Nacht­ar­beit durch­ge­setzt wer­den konn­te, und zwar von bis­her gut 800 auf künf­tig 1200 Euro. Das bedeu­te „künf­tig mehr Geld auf dem Kon­to“, betont ver.di, „das kön­nen teil­wei­se meh­re­re hun­dert Euro sein.“ Auch der BLK-Vorsitzende und LBV-Geschäftsführer Kapi­tän Erik Dale­ge zeig­te sich erfreut, dass den Beschäf­tig­ten finan­zi­el­le Aner­ken­nung für ihren uner­müd­li­chen Ein­satz gewährt wer­den konn­te. Aller­dings konn­te laut ver.di eine zusätz­li­che Heu­er­erhö­hung nicht durch­ge­setzt wer­den, dies sei „an der Blo­cka­de“ durch das BMDV geschei­tert: „Nach der Tarif­run­de ist vor der Tarif­run­de“, so ver.di: Ab Herbst 2025 wer­de wie­der verhandelt.

 

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WATERKANT-Redaktion