Schifffahrtstag: ver.di mahnt Bundesregierung

Anläss­lich des heu­te in Ham­burg eröff­ne­ten 37. Deut­schen Schiff­fahrts­ta­ges hat die Ver­ein­te Dienst­leis­tungs­ge­werk­schaft (ver.di) eine mas­si­ve Stär­kung der zivi­len deut­schen Han­dels­flot­te gefor­dert – und das mit schar­fer Kri­tik an den Ree­dern und einer ein­dring­li­chen Mah­nung an die Bun­des­re­gie­rung verknüpft. 

Die Han­dels­flot­te unter deut­scher Flag­ge schrumpft und ver­liert seit Jah­ren welt­weit Markt­an­tei­le“, schreibt ver.di in einer Pres­se­mit­tei­lung, „aktu­ell fah­ren nur noch 258 von ins­ge­samt 1655 Han­dels­schif­fen unter Schwarz-Rot-Gold“. – Zum Ver­gleich: Vor knapp zwölf Jah­ren, Ende 2013, zähl­te die deut­sche Han­dels­flot­te 3477 Schif­fe, davon 395 unter deut­scher Flag­ge. „Es ist wich­tig, dass die neue Bun­des­re­gie­rung die Anstren­gun­gen for­ciert, wie­der deut­lich mehr Han­dels­schif­fe unter deut­scher Flag­ge fah­ren zu las­sen“, zitiert die Pres­se­mit­tei­lung die ver.di-Branchenleiterin Mari­ti­me Wirt­schaft, Maren Ulbrich.

Indem – damals wie heu­te – deut­sche Ree­de­rei­en ihre Schif­fe zum weit­aus über­wie­gen­den Teil unter nicht-deutschen Flag­gen regis­trie­ren las­sen, wür­den häu­fig „fai­re Löh­ne und guter Arbeits­schutz, auf See beson­ders wich­tig, … unter­lau­fen, denn an Bord gel­ten die Geset­ze des jewei­li­gen Flag­gen­lan­des“. Ulb­rich bezeich­net das in der Pres­se­mit­tei­lung klar und deut­lich: „Aus­flag­gun­gen sind Tarif­flucht auf See“.

Ver­lust mari­ti­men Know-hows“

Das Pro­blem sei, dass die­se Ent­wick­lung nicht nur „zu einem anhal­ten­den Ver­lust an mari­ti­mem Know-how in Deutsch­land“, son­dern mit­tel­fris­tig auch „den Stand­ort und den deut­schen Außen­han­del in einem zuneh­mend vola­ti­len Welt­markt – in dem an die 90 Pro­zent des Waren­ver­kehrs auf dem Was­ser abge­wi­ckelt wer­den“ – schwäche.

Ulb­rich, so die heu­ti­ge Mit­tei­lung wei­ter, „for­der­te von der neu­en Bun­des­re­gie­rung, Vor­tei­le wie die güns­ti­ge Ton­na­ge­be­steue­rung, ursprüng­lich zur Ein­däm­mung von Aus­flag­gun­gen ein­ge­führt, künf­tig an das Füh­ren der Bun­des­flag­ge und die Aus­bil­dung ein­hei­mi­scher See­leu­te zu bin­den. Zudem müs­se der bereits erfolg­te Beschluss des Bun­des­tags, Schlep­pern auf Bun­des­was­ser­stra­ßen das Füh­ren der deut­schen Flag­ge vor­zu­schrei­ben, end­lich umge­setzt wer­den. Die Gewerk­schaf­te­rin begrüß­te, dass zuletzt wie­der mehr jun­ge Men­schen in Deutsch­land eine mari­ti­me Aus­bil­dung auf­ge­nom­men haben (plus 14 Pro­zent im Aus­bil­dungs­jahr 2024). ‚Die­sen Trend gilt es zu ver­stär­ken, mit guten Arbeits­be­din­gun­gen und fai­ren Löh­nen unter der Bun­des­flag­ge.‘ – Lei­der the­ma­ti­sie­re der 37. Deut­sche Schiff­fahrts­tag in Ham­burg The­men wie die Pro­ble­me der anhal­ten­den Aus­flag­gun­gen prak­tisch gar nicht, kri­ti­sier­te die Gewerk­schaf­te­rin. Statt­des­sen kon­zen­trier­ten sich die Ver­an­stal­tun­gen auf Fra­gen der äuße­ren Sicher­heit, etwa dem Schutz von Han­dels­rou­ten durch das Mili­tär. „Wir wer­den die Sicher­heit der See­leu­te, der Schif­fe und der glo­ba­len Han­dels­we­ge aber nicht durch immer mehr Auf­rüs­tung gewähr­leis­ten können.“

Der exak­te Wort­laut der Pres­se­mit­tei­lung ist hier nach­les­bar.

 

 

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WATERKANT-Redaktion