JadeWeserPort: Eine Propagandalüge?

Bei der trotz aller Män­gel und Pan­nen pom­pös gefei­er­ten Ein­wei­hung des neu­en Tief­was­ser­ha­fens Jade­We­ser­Port (JWP) am 21. Sep­tem­ber gab die „Mærsk Lagu­na“ (7450 TEU) eine kur­ze Show-Einlage mit ein paar foto­gen gewupp­ten Containern…

… – aber weder hat seit­her ein ein­zi­ges gro­ßes bezie­hungs­wei­se tief gehen­des Con­tai­ner­schiff den JWP ange­lau­fen noch ist laut offi­zi­el­ler Lis­te in den nächs­ten Mona­ten eines zu erwarten:

  • Am 24. Sep­tem­ber kam auf dem Weg von St. Peters­burg kurz die „Esther Schul­te“ (2530 TEU) vor­bei, bevor sie am 26. 9.fahrplanmäßig nach Bre­mer­ha­ven wechselte;
  • heu­te Nacht, am 1. Okto­ber, kam eben­falls von St. Peters­burg die „Thek­la Schul­te“ (2556 TEU), die noch am Nach­mit­tag wie­der aus­lief, laut Plan nach Bremerhaven.

Die Schiffs­lis­te der Ree­de­rei Mærsk als Part­ner des JWP-Terminal-Betreibers Euro­ga­te kün­digt zwar bis Ende des Jah­res 2012 noch 26 wei­te­re Anläu­fe an – aber die ent­spre­chen­de Lis­te weist Schif­fe zwi­schen 2530 und 8400 TEU Kapa­zi­tät aus:

Update 5. Okto­ber: Eine aktua­li­sier­te Lis­te der Ree­de­rei weist zwar neun zusätz­li­che Anläu­fe aus. Aber hin­zu­ge­kom­men sind ledig­lich drei Schif­fe, eines mit 8411 TEU, die bei­den ande­ren mit 1719 TEU Kapa­zi­tät. Somit ändert sich bis­lang abso­lut nichts an der fol­gen­den Einschätzung:

Min­des­tens bis zum Jah­res­en­de wird die neue Kaje folg­lich laut Plan nicht von einem ein­zi­gen Schiff ange­lau­fen, des­sen Grö­ße den Bau die­ses Pro­jekts gerecht­fer­tigt hät­te! Dem­nach wäre die Behaup­tung, Deutsch­land brau­che ganz drin­gend einen Tief­was­ser­ha­fen für die ganz gro­ßen Con­tai­ner­car­ri­er, nichts wei­ter als eine Pro­pa­gan­da­lü­ge, die den Steu­er­zah­ler rund eine Mil­li­ar­de Euro (plus X Euro Reparatur-, Schadensersatz- oder sons­ti­ge Fol­ge­auf­wen­dun­gen) kos­tet. Die wei­te­re Zukunft des JWP steht wohl eher in den weiß­blau­en Mærsk-Sternen – und das Wrack der „MSC Fla­mi­nia“ wird über­wie­gend allein vor sich hin dümpeln.

Die wei­te­re Ent­wick­lung an der maro­den Tiefwasser-Kaje kann übri­gens jeder selbst ver­fol­gen durch einen Klick auf die­sen frei­en Link zum AIS-Portal „Fleet­mon“ (neu­es Fens­ter!) – und wer den JWP sar­kas­tisch erle­ben möch­te, hat sei­nen Spaß sicher mit die­sem Bei­trag des NDR-Magazins „Extra 3“ zur Hafen-Eröffnung (auch neu­es Fens­ter!): Viel Vergnügen!

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WATERKANT-Redaktion