Der Prozess gegen den ehemaligen Bremer Reeder Niels Stolberg wird aller Voraussicht nach Anfang 2018 sein zweijähriges „Jubiläum“ begehen können – ein schnelles Ende des Verfahrens vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Bremen war auch heute beim diesjährig letzten Verhandlungstag nicht absehbar.
Es geht bekanntlich um dubiose und mutmaßlich kriminelle Geschäfte der einstigen „Beluga“-Reederei, die zu ihren besten Zeiten Weltmarktführer im Schwergut- und Projektmanagement war, dann aber Anfang 2011 in die Insolvenz ging. Ende Januar 2016 hatte der Prozess gegen Stolberg sowie drei mitangeklagte Manager begonnen, demnächst geht er nun in sein drittes Jahr. Kreditbetrug, Bilanzfälschung und Untreue – so lauten die wichtigsten Anklagepunkte. Einiges hat Stolberg, einst in Bremen und umzu als Vorzeigeunternehmer gehypt und geehrt, im Verfahren zugegeben, andere Teile der Anklageschrift werden vehement bestritten.
Im Sommer dieses Jahres hatte es eine prozessual ungewöhnliche Zwischenbilanz gegeben, als deren Ergebnis das Gericht eine mehrjährige Haftstrafe für unerlässlich erklärte, während Stolbergs Verteidiger nach wie vor auf eine Bewährungsstrafe für den inzwischen schwer erkrankten Ex-Reeder setzen. Aus diesem Grunde versuchen sie derzeit, unter Hinzuziehung eines internen Revisionsberichts der Bremer Landesbank (BLB) nachzuweisen, dass der Vorwurf des Kreditbetrugs hinfällig sei: Die Bank, so die Behauptung der Anwälte aus der Prominenten-Kanzlei Hanns W. Feigen, habe bei Gewährung der Schiffsneubau-Kredite von Stolbergs eigenwilligen Eigenkapitalflüssen gewusst. Dumm nur, dass die BLB ein Papier vorgelegt hat, das dies nicht bestätigt; die Verteidigung reagierte verärgert – entweder muss nun ein neuer Bericht her oder es kommt zu einer aufwändigen Vernehmung etlicher beteiligter Bankmitarbeiter.
Ende offen…