„Wir sprechen uns gegen jegliche Form des Geo-Engineerings aus. Die langfristigen, mittelbaren und unmittelbaren Folgen und die Tragweite einer bewussten Veränderung der Erdsysteme sind unkontrollierbar…“ – mit diesen Worten beginnt eine Stellungnahme dreier Umweltverbände, die gestern veröffentlicht worden ist.
Gemeinsam haben das Forum Umwelt + Entwicklung (FUE), der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie der Naturschutzbund Deutschland (NABU) zu aktuellen Regelungsentwürfen der Bundesregierung „zur Ratifizierung und Umsetzung des London-Protokolls im Hinblick auf das Marine Geo-Engineering“ geäußert. Worum es in der Sache geht, erläutert FUE-Geschäftsführer Jürgen Maier in einem Beitrag der aktuellen WATERKANT (Heft 1/2018):
„Unter dem Begriff ‚Geo-Engineering‘ sind weitreichende Eingriffe in die natürliche Umwelt zu verstehen, um – angeblich – die Folgen des Klimawandels abzuschwächen. Es gibt in der Klima-Szene eine wachsende Zahl von Leuten, die eine mehr oder weniger grundlegende Abkehr von einer nicht nachhaltigen Wirtschaftsweise von ihrer Tagesordnung gestrichen haben: Stattdessen planen und befürworten sie lieber drastische Maßnahmen in der Umwelt und behaupten, so die Wirkungen dieser Wirtschaftsweise auf die Umwelt stoppen oder zurückdrehen zu können. Großtechnische Fantasien feiern in dieser Szene wieder fröhliche Urstände.“
Im Fokus der aktuellen Verbände-Stellungnahme: das so genannte „marine Geo-Engineering“ beispielsweise durch „Meeresdüngung“ mit Eisensulfat, um das
Algenwachstum anzuregen, damit die Algen mehr Kohlendioxid binden und nach ihrem Absterben am Meeresboden ablagern können. Die UN-Konvention über biologische
Vielfalt (CBD) hatte im Mai 2008 ein – allerdings nicht rechtsverbindliches – Moratorium für solche Versuche beschlossen. Maier in der aktuellen WATERKANT dazu weiter:
„Schon im Oktober 2013 hatte die Vertragsstaatenkonferenz des Meeresschutz-Abkommens von London (*) in einer Änderung des zugehörigen ‚Londoner Protokolls‘ sich über das CBD-Moratorium hinweggesetzt und ‚verbindliche Regeln zum marinen Geo-Engineering‘ beschlossen. Damit diese Beschlüsse wirksam werden, müssen allerdings zwei Drittel der Vertragsstaaten dies innerstaatlich ratifizieren. Nach mehr als vier Jahren liegt gerade mal eine einzige Ratifikation vor, Deutschland ist jetzt bemüht, die zweite zu hinterlegen. Dafür bedarf es eines Ratifizierungsgesetzes, dessen Entwurf zusammen mit weiteren Vorlagen ‚zur Regelung des marinen Geo-Engineerings‘ und zur
‚Durchführung von Vorhaben mit großräumigen Eingriffen in die Meeresumwelt‘ nun vom Bundesumweltministerium zwecks Anhörung der Verbände verschickt worden ist. (…) Besonders absurd ist, dass die Gesetzesänderungen kommerzielle Meeresdüngung verbieten und ’nur‘ einen Rechtsrahmen für die Meeresdüngungs-Forschung etablieren sollen. Was soll denn die Forschung bringen, wenn man sie kommerziell nicht nutzen will? Dann kann man es auch sein lassen!“
Mit der aktuellen Stellungnahme sprechen sich die drei genannten Verbände nun explizit gegen jede Form von Geo-Engineering und insbesondere gegen die geplante weitere Aufweichung beziehungsweise Missachtung des CBD-Moratoriums aus. Die Stellungnahme kann auf der Webseite des FUE in voller Länge eingesehen werden.