Am 27./28. Mai 1995 hat in Bremen ein Kongress unter dem Titel „Nordsee ist mehr als Meer!“ stattgefunden. Auf Einladung der „Aktionskonferenz Nordsee“ (AKN) diskutierten mehrere hundert Aktive aus Umweltschutz und Meeresforschung über Alternativen zur gesellschaftlichen Unlogik des „satter, schicker, schneller“ und setzten dem trotzig die Forderung „weniger. einfacher. langsamer.“ entgegen – ein Motto, das fast so klingt, als stamme es von heute, aus Tagen der Klimaschutz- und Anti-Globalisierungs-Proteste: Grund genug, heute einmal nachzuschauen, was daraus geworden ist.
Zum Kongress waren Ideen formuliert worden, die auch aus heutiger Sicht als richtungweisend bezeichnet werden dürfen; sie sollten helfen, dem Treffen eine Zukunftsorientierung zu geben: Wirtschaftliche, politische, technische Strukturen, hieß es da, verstellten „in ihrer wachsenden Unüberschaubarkeit den Weg zu einfachen Lösungen“. Und: „Was derart komplex und kompliziert gemacht und gehalten wird, ist für den Bürger nicht mehr begreifbar und schon gar nicht kontrollierbar.“ Diese Entwicklung aber scheine gewollt: „Die Angst vor Veränderung wird geschürt im Interesse von Herrschaft. Parolen von ‚weiter so‘ und ‚Sicherheit‘ würgen die Kreativität ab, die wir brauchen. Natur heißt nun mal Veränderung – auch mit dem Risiko, Fehler zu machen.“
Worte, die auch heute als uneingeschränkt gültig angesehen werden können. Was zu der entscheidenden Frage führt: Was lief schief, warum sind viele Forderungen der Konferenz bis heute unerledigt aktuell? 1995 hat es seitens der AKN keine selbstkritische Aufarbeitung gegeben – bedauerlich, aber heute irrelevant.
WATERKANT-Autor Burkhard Ilschner hat daher jetzt – 25 Jahre später – in Abstimmung mit anderen Ehemaligen der AKN einen Versuch zur „Nachschau“ unternommen: Das uns befreundete Blatt LUNAPARK21 – Zeitschrift zur Kritik der globalen Ökonomie (das leider in 2023 sein Erscheinen einstellen musste, aber online vorerst verfügbar bleibt) hat diesen Beitrag, leicht gekürzt, in seiner Ausgabe 50 abgedruckt.