So geht’s auch: Laut einer Meldung des maritimen Online-Dienstes „Splash 24/7“ aus Singapur hat die australische Maritime Safety Authority (AMSA) in den vergangenen zwölf Monaten bereits dreimal Schiffe aus heimischen Häfen verbannt und mit mehrmonatigen Sperren belegt, weil sie ihren Seeleuten die ihnen zustehende Heuer nicht vollständig und pünktlich gezahlt hatten.
Jüngst traf dieser Bann den 229 Meter langen Bulker „TW Hamburg“: Bei einer Inspektion an Bord des 2012 gebauten und unter Liberia-Billigflagge fahrenden Schiffs – es gehört der chinesischen Shanghai Run Yuan Shipping – fand die AMSA im ostaustralischen Hafen Gladstone (Queensland) laut „Splash“ Beweise dafür, dass die Besatzung insgesamt etwa 42.000 AUD (umgerechnet etwa 25.456 Euro) ausstehende Heuer zu beanspruchen hatte. Darüber hinaus habe die AMSA festgestellt, dass die Menge und Qualität der bereitgestellten Lebensmittel weit unter den Standards lag, die gemäß Maritime Labour Convention (MLC) vorgeschrieben ist. AMSA bezeichnete die Situation als „schwerwiegenden Verstoß gegen das Seearbeitsübereinkommen“, zitierte „Splash“ den AMSA-Leiter Michael Drake, das sei „nichts anderes als Ausbeutung durch Menschen, die die Macht dazu haben“. Auch wenn die Mehrheit der Schiffseigner sich korrekt verhalte – die wenigen, die es nicht tun, sollen durch die AMSA-Maßnahme erinnert werden, „dass sie zur Rechenschaft gezogen werden“. Die betroffenen Seeleute haben laut AMSA ihre ausstehende Heuer erhalten. Das Schiff habe Gladstone verlassen und dürfe sich erst Ende Juli 2021 wieder einem australischen Hafen nähern.
Wenige Tage zuvor hatte AMSA im ostaustralischen Hafen Hay Point den Bulker „Agia Sofia“ inspiziert. Das ebenfalls 229 Meter lange, 2016 gebaute und gleichfalls unter Liberia-Billigflage fahrende Schiff gehört der griechischen Reederei Marmaras Navigation. AMSA folgte mit der Inspektion einem Hinweis der Internationalen Transportarbeiter-Föderation ITF, auch hier wurden beträchtliche Heuer-Rückstände rückwirkend seit August 2019 festgestellt, AMSA bezifferte die Summe laut „Splash 24/7“ in diesem Fall sogar auf rund 45.000 AUD (umgerechnet 27.274 Euro).
Vor kurzem hatte AMSA bereits ein anderes Schiff von Marmaras Navigation bei einer Inspektion erheblicher Heuerrückstände überführt: Die Seeleute der „Koundouros“ (292 Meter, Baujahr 2012, Liberia-Flagge) erhielten die ihnen zustehenden Gelder aber laut AMSA binnen kürzester Frist noch im Hafen, womit dieses Schiff einer Sperre entging. Aber ein zweites Schiff – nämlich die „Agia Sofia“ – nun unter denselben Umständen nach Australien zu bringen, das nannte Michael Drake „unentschuldbar“, das habe dazu führen müssen, dass die „Agia Sofia“ nun für sechs Monate aus australischen Häfen verbannt bleibe. Möglicherweise – Details hierzu sind bei „Splash“ nicht genannt – wurden keine weiteren Mängel beanstandet; das könnte erklären, dass der Bann in diesem Falle nur halb so scharf ausfiel wie bei dem chinesischen Bulker.
Seit 2014 hat die AMSA laut „Splash“ insgesamt 16 Schiffe aus australischen Häfen verbannt, die meisten davon, weil sie den Seeleuten ihre Löhne nicht pünktlich und vollständig bezahlt haben.