Anfang Mai dieses Jahres ist Peter Willers im Alter von 86 Jahren in seiner Heimatstadt Bremen gestorben. Aus familiären Gründen, auch und vor allem pandemiebedingt, ist die öffentliche Bekanntgabe erst heute erfolgt. Peter war (unter anderem) maßgeblich beteiligt an der Gründung des Projekts WATERKANT – damals als Zeitschrift der „Aktionskonferenz Nordsee“ (AKN). Wir verlieren einen langjährigen Freund, Mitstreiter und Unterstützer. Tschüs, Peter! Danke, Peter.
Ein Nachruf von Burkhard Ilschner
Ich habe Peter kennengelernt Anfang der 1980er Jahre. Zu diesem Zeitpunkt war er im politischen Alltag Bremens längst eine Institution: Seit vielen Jahren engagiert in der Anti-Atom-Bewegung, aus Gründen erheblicher umweltpolitischer Differenzen aus der SPD ausgetreten, Vorstandsmitglied beim Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), Mitgründer der „Bremer Grünen Liste“ (BGL), für die er – Mitglied der ersten grünen Fraktion eines Landesparlaments – 1979 als Abgeordneter in die Bremische Bürgerschaft einzog.
Als Zeitungsredakteur war ich damals befasst mit dem legendären Sondergutachten des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU) über die „Umweltprobleme der Nordsee“ – und Peter für mich ein wesentlicher Ansprechpartner: weniger als Parlamentarier, eher als Sprecher des Initiativenbündnisses „Bürgeraktion Küste“ (BAK), als einer der Köpfe des Widerstands gegen das Atomkraftwerk Esenshamm an der Unterweser, als Motor der Proteste gegen die so genannten Dünnsäure-Verklappungen in der Nordsee. Schnell wurde aus dem Verhältnis zwischen Journalist und Aktivist sehr viel mehr: Als Peter mich Anfang 1984 mit dem Plan konfrontierte, ein Verbändebündnis gegen die erste geplante „Internationale Nordseeschutz-Konferenz“ (INK) der Umweltminister aller Nordseeanrainer organisieren zu wollen und dafür um Unterstützung warb, war dies der Beginn einer fast 40 Jahre währenden Zusammenarbeit.
Gemeinsam mit vielen, vielen anderen haben wir damals nicht nur dieses Bündnis aufgebaut. Wir haben auch dazu beigetragen, diesem „Aktionskonferenz Nordsee“ (AKN) betitelten Zusammenschluss aller deutschen und einiger europäischer Umweltverbände eine politische Stoßrichtung gegen die Intentionen der INK zu geben. Und wir haben die daraus entwickelten Forderungen auf einem mehrtägigen Kongress dem Regierungs-Event INK öffentlich entgegen gestellt und so dem Thema „Nordseeschutz“ zumindest für einige Tage überregionale und internationale mediale Aufmerksamkeit verschaffen können. Ohne Peters verbindliche und freundliche Art, ohne seine Fähigkeit, im Diskurs oder manchmal in (friedlichem) Streit auch aus Differenzen konstruktive Impulse zu schmieden, wäre dies vermutlich sehr viel schwieriger gewesen.
Nach dem Kongress-Ereignis Ende Oktober / Anfang November 1984 lag es nahe, die erarbeiteten Positionen „über den Tag hinaus“ in die meeres- und küstenpolitischen Debatten einzubringen, fortzuschreiben, weiter zu entwickeln: 1985 wurde daher in Bremen unter dem Namen „Aktionskonferenz Nordsee“ (AKN) ein eingetragener Verein gegründet, der fortan mit eigenem Büro eine koordinierende und initiierende Meeresschutzarbeit begann. Ohne hier die Geschichte der AKN darstellen oder gar aufarbeiten zu wollen: Peter war von Anfang an ein Motor dieses Vereins, hat Kampagnen und eigenständige Kongresse angeregt, gestaltet und mit getragen, hat überregionale und internationale Beziehungen bis in die ehemalige Sowjetunion – ins Baltikum, nach Leningrad, in die Tschernobyl-Region – aufgebaut und gepflegt.
Er hat (siehe oben) maßgeblich dazu beigetragen, dass die AKN im Jahre 1986 mit der Zeitschrift WATERKANT ein eigenständiges Mitteilungsblatt erhielt, an dem er jahrzehntelang auch inhaltlich mitgearbeitet hat. Es wäre vermessen zu behaupten, dass er und ich als Redakteur dieses Blattes immer einer Ansicht waren – aber es war immer möglich, sich mit ihm, auch nach Auseinandersetzungen, auf gemeinsame Positionen oder Vorgehensweisen zu verständigen. Das hat die oft anstrengende Arbeit für den Meeresschutz nicht nur inhaltlich vorangebracht, sondern sehr häufig menschlich erleichtert. Auch dafür sage ich nachträglich Danke.
Selbst als der Verein AKN zu Beginn dieses Jahrtausends finanzielle Engpässe hinnehmen und 2008 die mehr als 20 Jahre währende Subventionierung seiner Vereins-Zeitschrift einstellen musste, war Peter einer der wenigen aus dem engeren AKN-Kreis, der ab 2009 den weiteren Weg der WATERKANT als nunmehr eigenständige meerespolitische Zeitschrift nicht nur begrüßt, sondern auch aktiv unterstützt hat. Noch mehrere Jahre lang hat er trotz fortgeschrittenen Alters Beiträge verfasst oder das WATERKANT-Engagement bei Veranstaltungen und Debatten unterstützt und begleitet.
Dies alles (und vieles mehr, was nicht in die Öffentlichkeit gehört) wird dazu beitragen, dass Peter Willers unvergessen bleibt. Tschüs, Peter!