Bombenstimmung“ im Hamburger Hafen

Vor weni­gen Wochen erst hat­ten der Ham­bur­ger Hafen und die mitt­ler­wei­le zum Mærsk-Konzern gehö­ren­de Ree­de­rei „Ham­burg Süd“ mit dem Schiff „Cap San Loren­zo“ und einer uner­laubt hohen Ladungs­men­ge gefähr­li­chen Ammo­ni­um­ni­trats für Schlag­zei­len gesorgt. Jetzt hat die Frak­ti­on DIE LINKE in der Ham­bur­gi­schen Bür­ger­schaft „nach­ge­legt“: Das Schiff sei in der Ver­gan­gen­heit wie­der­holt auch durch Atom­trans­por­te auf­ge­fal­len, heißt es in einer jetzt ver­öf­fent­lich­ten Klei­nen Anfrage. 

Mit­te Juli hat­te die „Cap San Loren­zo“ den Elb-Terminal des Eurogate-Konzerns – Gemein­schafts­un­ter­neh­men der pri­va­ten Ham­bur­ger Eurokai-Gruppe und der halb­staat­li­chen Bre­mer BLG – ange­lau­fen. Gela­den hat­te das Schiff unter ande­rem rund 40 Con­tai­ner mit je 25 Ton­nen Ammo­ni­um­ni­trat (NH4NO3) – jener hoch­ge­fähr­li­chen Che­mi­ka­lie, die nicht nur land­wirt­schaft­lich, son­dern auch als Spreng­stoff ver­wen­det wer­den kann und die im ver­gan­ge­nen Jahr im Hafen der liba­ne­si­schen Haupt­stadt Bei­rut zu einer kata­stro­pha­len Explo­si­on mit 190 Toten und mehr als 6000 Ver­letz­ten geführt hatte.

Im Ham­bur­ger Hafen gilt aller­dings eine strik­te Begren­zung, die hier ange­wen­det wur­de. Ein Schiff darf maxi­mal 500 Ton­nen die­ses ris­kan­ten Stof­fes gela­den haben – einer jener amt­li­chen Grenz­wer­te, die den Unsinn sol­cher Kom­pro­mis­se deut­lich machen: Denn auch 500 Ton­nen NH4NO3 kön­nen ver­hee­ren­de Schä­den anrich­ten. Im aktu­el­le Fall indes ord­ne­te die Was­ser­schutz­po­li­zei an, das Schiff habe den Ham­bur­ger Hafen unver­züg­lich zu ver­las­sen. Das geschah, die „Cap San Loren­zo“ fuhr nach Bre­mer­ha­ven, um die 1000 Ton­nen NH4NO3 zu löschen – war­um es an der Unter­we­ser kei­ne ver­gleich­ba­re Rege­lung gibt, wäre noch zu erör­tern – und durf­te erst dann nach Ham­burg zurückkehren.

Für die Links­frak­ti­on des ham­bur­gi­schen Par­la­ments war die­ser Vor­fall Anlass, sich das Schiff etwas genau­er anzu­schau­en – und es wur­de fest­ge­stellt, dass die „Cap San Loren­zo“ allem Anschein nach ein „geschätz­tes“ Beför­de­rungs­mit­tel nicht nur für der­ar­ti­ge Explo­siv­stof­fe, son­dern unter ande­rem auch für Atom­trans­por­te ist. Unter ande­rem konn­ten dem Schiff acht Anläu­fe des Ham­bur­ger Hafens zwi­schen Mai 2014 und Anfang 2019 nach­ge­wie­sen wer­den, in denen es ver­schie­de­ne radio­ak­ti­ve Frach­ten gela­den hatte.

Im April 2019 war für den Ham­bur­ger Hafen nach mas­si­vem öffent­li­chen Druck ein „frei­wil­li­ger“ Ver­zicht auf den Umschlag von Kern­brenn­stof­fen ver­kün­det wor­den. Aller­dings sind nach Erkennt­nis­sen der Links­frak­ti­on – und laut ihren Anga­ben bestä­tigt durch Senats­aus­künf­te – allein im ver­gan­ge­nen Jahr schon wie­der rund 140 Atom­trans­por­te durch die Stadt gegan­gen, trotz des erklär­ten Ver­zichts. Für die lin­ken Abge­ord­ne­ten Nor­bert Hack­busch und Ste­phan Jersch Grund genug, in einer aktu­el­len Anfra­ge vom Ham­bur­ger Senat – der Lan­des­re­gie­rung – Aus­kunft zu ver­lan­gen, ob die „Cap San Loren­zo“ bei ihrem Auf­ent­halt Mit­te Juli neben NH4NO3 auch wie­der radio­ak­ti­ve Fracht gela­den hatte.

Anfra­ge der Frak­ti­on DIE LINKE in der Ham­bur­gi­schen Bürgerschaft

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WATERKANT-Redaktion