Wenige Tage nach den Bremern haben gestern auch die Niedersachsen die Vorjahresbilanz ihrer Seehäfen präsentiert. Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) und die Häfenverwaltung Niedersachsen Ports (NPorts) feiern sich zwar für ein Gesamtplus von 5,75 Prozent gegenüber 2020 – das ist allerdings nur das viertbeste Ergebnis der vergangenen zehn Jahre.
Die neun landeseigenen Häfen Brake, Cuxhaven, Emden, Leer, Nordenham, Oldenburg, Papenburg, Stade und Wilhelmshaven erzielten im vergangenen Jahr mit rund 51,410 Millionen Tonnen zwar ein deutliches Plus gegenüber dem Vorjahr (48,455 Millionen Tonnen) – aber der Teufel steckt im Detail. Da hilft dann nur eines: Ein Schönfärben stark auseinander klaffender Einzelergebnisse zu einem glänzenden Gesamtresultat.
So jubelt Althusmann etwa über den Wilhelmshavener JadeWeserPort (JWP): 712.953 Standardcontainer (TEU) bedeuteten ein Wachstum von 68,5 Prozent (Vorjahr 423.243 TEU) – „das bisher beste Jahresergebnis“ seit Inbetriebnahme. Bliebe zu ergänzen, dass der ebenso teure wie umstrittene Terminal damit weiterhin deutlich unter seiner Plankapazität (2,7 Millionen TEU) bleibt. Und er wird diese auch so bald nicht erreichen, denn, so räumt der Minister ein, der Erfolg sei vor allem ungeplanten Schiffsanläufen zuzuschreiben, weil pandemie-bedingt Liniendienste aus anderen Häfen umgeleitet wurden. Man darf also auf die weitere Entwicklung gespannt sein…
Auch das sehr gute Ergebnis des Elbhafens Cuxhaven – anderes Beispiel – stimmt skeptisch: Zwar bedeuten 2,448 Millionen Tonnen Umschlag ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2,165 Millionen Tonnen). Wesentlichen Anteil an diesem Erfolg hatte aber der Massengutumschlag – mit knapp 654.000 Tonnen 34 Prozent über dem Vorjahresniveau (488.080 Tonnen). Ursache ist aber laut Hafenmarketinggesellschaft „Seaports of Niedersachsen“ unter anderem „der umschlagsstarke Materialtransport in Folge der Elbvertiefung“. Die ist bekanntlich erledigt – auch hier heißt es also: Abwarten.
Während – letztes Beispiel – Nordenham mit einem Plus von 28 Prozent glänzt, vor allem wegen des um 62 Prozent gestiegenen Kohleimports, verbuchen andere Häfen deutliche Rückgänge: Brake etwa meldet mehr Holzexport, aber weniger Massengutumschlag und daher ein Minus von 5,84 Prozent. Stade hingegen muss einen Rückgang um 4,62 Prozent hinnehmen, ebenfalls im Kontext der Elbvertiefung; was „seaports“ aber nicht hindert, Stades Hafenbilanz als „stabil“ zu bezeichnen.
Genauere Zahlen gibt es hier auf der Seaports-Webseite.