Kurzlebige Raketen-Pläne?

Die Grünen-Politikerin Anna Christ­mann, Koor­di­na­to­rin der neu­en Bun­des­re­gie­rung für die Luft- und Raum­fahrt, hat wäh­rend eines Besuchs beim Augs­bur­ger Raketen-Zulieferer MT Aero­space bis­he­ri­ge Plä­ne für einen deut­schen Welt­raum­bahn­hof in der Nord­see in Fra­ge gestellt. Das berich­te­te ges­tern die „Augs­bur­ger Allgemeine“. 

Wie berich­tet, hat­te der Bun­des­ver­band der Deut­schen Indus­trie (BDI) vor gut andert­halb Jah­ren mit­tels einer selbst erstell­ten „Mach­bar­keits­stu­die“ ein Prüf­ver­fah­ren für einen „deut­schen Start­platz für klei­ne Trä­ger­ra­ke­ten“ im nord­west­li­chen Zip­fel der AWZ (im so genann­ten „Enten­schna­bel“) ange­regt und war damit prompt nicht nur beim dama­li­gen Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter Peter Alt­mai­er (CDU) auf Inter­es­se gesto­ßen. Auch Bre­mens Wirt­schafts­se­na­to­rin Kris­ti­na Vogt (Die Lin­ke) zeig­te sich begeis­tert, weil die zum Zwei-Städte-Staat gehö­ren­de See­stadt Bre­mer­ha­ven als Basis­ha­fen für die Start­ram­pe auf hoher See im Gespräch war.

Nun aller­dings hat die­se Pla­nung – ein wei­te­rer Schritt zur tota­len Indus­tria­li­sie­rung der Nord­see – einen Dämp­fer hin­neh­men müs­sen. „Aus mei­ner Sicht ist nicht ent­schei­dend, dass die Start­plät­ze in Deutsch­land sind, es könn­te auch ein ande­res euro­päi­sches Land sein“, zitiert die Augs­bur­ger Tages­zei­tung die Raumfahrt-Koordinatorin Christ­mann: „Es gibt Stand­or­te wie Schwe­den und Nor­we­gen, die hier attrak­tiv sind“. Dem Bericht zufol­ge macht Christ­mann vor allem Umwelt­be­den­ken gel­tend. Die Nord­see, so die Grünen-Politikerin laut Zei­tungs­be­richt, sei „eine Opti­on, die … Pro­ble­me bei der Umwelt­ver­träg­lich­keit und Prak­ti­ka­bi­li­tät mit sich bringt“.

Es bleibt abzu­war­ten, ob Christ­mann sich mit die­ser berech­tig­ten Kri­tik durch­set­zen kann. Schließ­lich gehört ihr Amt zum Geschäfts­be­reich ihres Par­tei­freun­des, Vize­kanz­ler Robert Habeck, der es bis­he­ri­gen Ankün­di­gun­gen zufol­ge als Mul­ti­mi­nis­ter für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz mit dem Mee­res­um­welt­schutz im Bereich von Nord- und Ost­see nicht all­zu ernst zu neh­men scheint – schließ­lich braucht er Platz für sei­ne gigan­ti­schen Offshore-Windkraft-Pläne. Aber viel­leicht ist ja eine Rake­ten­ba­sis eben die­sen im Weg – das wäre dann die fata­le Wech­sel­wir­kung zwi­schen Teu­fel und Beelzebub…

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WATERKANT-Redaktion