2015 / 01 – Kampfstoff, frisch auf den Tisch

Exper­te kri­ti­siert Nord- und Ostseeanrainer:

Nicht gebor­ge­ne Muni­ti­ons­alt­las­ten kön­nen Fisch­be­stän­de vergiften

Das Risi­ko, mit Kampf­stof­fen belas­te­ten Fisch auf den Tel­ler zu bekom­men, wird in naher Zukunft zuneh­men – es ist schon heu­te nicht gleich Null“: Zu die­sem Ergeb­nis kommt eine Unter­su­chung, die der ange­se­he­ne Koblen­zer Exper­te Dr. Ste­fan Neh­ring jetzt exklu­siv in der aktu­el­len Aus­ga­be der Zeit­schrift WATERKANT ver­öf­fent­licht hat.

Neh­ring ana­ly­siert dar­in nicht nur den aktu­el­len Sta­tus­be­richt der Helsinki-Kommission (HELCOM) zur Situa­ti­on der in der Ost­see ver­senk­ten Mas­sen von Che­mie­waf­fen. Viel­mehr kom­bi­niert er dar­über hin­aus die Resul­ta­te des Reports sowohl mit bis­lang unbe­kann­ten – oder unbe­rück­sich­tigt geblie­be­nen – his­to­ri­schen Daten zu ver­gif­te­ten Ver­brau­chern als auch mit amt­li­chen und eige­nen For­schungs­er­geb­nis­sen über künf­tig zu erwar­ten­de Ent­wick­lun­gen. Scharf kri­ti­siert Neh­ring die anhal­ten­de „Ver­wei­ge­rungs­hal­tung der Nord- und Ost­see­an­rai­ner, die sub­aqua­ti­schen Rüs­tungs­alt­las­ten end­lich zu sanie­ren“. Nach­drück­lich warnt er, es sei „nur eine Fra­ge der Zeit, wann die knapp eine Mil­li­on Ton­nen Kampf­stof­fe & Co. aus ver­senk­ter Muni­ti­on auch über die Nah­rungs­ket­te auf unse­ren Tischen“ lan­de­ten. Abschät­zun­gen hät­ten erge­ben, dass der Höhe­punkt der Frei­set­zungs­wel­len erst in eini­gen Jahr­zehn­ten zu erwar­ten sei. „Die Zeit drängt“, mahnt der Exper­te abschlie­ßend, denn „je stär­ker die Metall­hül­le weg­ros­tet, umso schwie­ri­ger wird das Fin­den und Ber­gen der gif­ti­gen Inhaltsstoffe“.

Im wei­te­ren Teil ihrer aktu­el­len Aus­ga­be befasst sich die Zeit­schrift WATERKANT unter ande­rem mit der boo­men­den Aqua­kul­tur („kei­ne gute Alter­na­ti­ve“) oder der zuneh­men­den Gefähr­dung nicht nur der Mee­re, son­dern der gesam­ten mari­nen Nah­rungs­ket­te durch Mikro­plas­tik. Die nicht enden­de Aus­ein­an­der­set­zung um die Abwäs­ser der Kali­pro­duk­ti­on wird eben­so the­ma­ti­siert wie die Weser- und Elb­ver­tie­fung, der umstrit­te­ne Nicaragua-Kanal oder die Mee­respo­li­tik der UNO im Zuge der Debat­te um eine glo­ba­le Nachhaltigkeitsagenda.

Sand­stedt / Ems­det­ten, den 12. Janu­ar 2015