Fair übers Meer! – worum geht es?

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Was glauben Sie, was hier los wäre,

wenn alle wüssten, was hier los ist!?“

Die­ser Satz des Kaba­ret­tis­ten Vol­ker Pis­pers beschreibt prä­zi­se das Pro­blem, das wir öffent­lich machen wol­len. Dafür bit­ten wir um Ihre soli­da­ri­sche Unterstützung.

Wis­sen SIE, was los ist in der Seeschifffahrt?

Es geht um glo­ba­len Han­del, der zu etwa 90 Pro­zent über die Welt­mee­re erfolgt.

Wis­sen SIE, was los ist an Bord?

Es geht um rund 50.000 Han­dels­schif­fe und vor allem um rund 1,2 Mil­lio­nen Seeleute.

Wis­sen SIE, wie es um die­se Men­schen bestellt ist?

Immer mehr Pro­duk­te aus dem so genann­ten „Fai­ren Han­del“ fül­len die Rega­le in den Läden, wer­den gekauft und kon­su­miert. Aber die­je­ni­gen, die die­se fai­ren Pro­duk­te über die Ozea­ne schip­pern, wer­den häu­fig alles ande­re als fair behan­delt – und kaum jemand nimmt das zur Kennt­nis. Seit Jahr­zehn­ten schon pran­gern Orga­ni­sa­tio­nen wie die Inter­na­tio­na­le Transportarbeiter-Föderation (ITF) oder die Deut­sche See­manns­mis­si­on (DSM) die Ver­hält­nis­se an, unter denen vie­le See­leu­te arbei­ten und leben müssen.

Wis­sen SIE, was Unge­rech­tig­keit bedeutet?

Unglei­che oder unge­rech­te Bezah­lung, schlech­te oder gar men­schen­ver­ach­ten­de Arbeits­be­din­gun­gen, umwelt­schäd­li­cher Schiffs­be­trieb – in der Öffent­lich­keit ist über die­se und wei­te­re Bedin­gun­gen des Schiffs­ver­kehrs wenig bekannt: Extrem nied­ri­ge Kos­ten für Trans­port und Ver­la­dung zu Las­ten der arbei­ten­den Men­schen und der Umwelt kenn­zeich­nen das „Glo­ba­li­sie­rung“ genann­te unge­rech­te Welthandelssystem.

Grund­sätz­lich unter­liegt jedes Schiff den Geset­zen des Staa­tes, des­sen Flag­ge es führt – und damit auch ent­spre­chen­den Tari­fen, Sicher­heits­be­stim­mun­gen und Arbeits­be­din­gun­gen. Es gibt aber Staa­ten, die „ihre“ Flag­ge zur Ver­fü­gung stel­len, ohne sich um die Ver­wal­tung „ihrer“ Schiffs­re­gis­ter zu küm­mern. Sie dul­den Sozi­al­dum­ping, unkon­trol­lier­te Arbeits­ver­hält­nis­se und unge­re­gel­te Arbeits­be­din­gun­gen an Bord „ihrer“ Schif­fe und ver­hö­kern „ihre“ Flag­ge gegen Gebühr, an jeden, der sie nut­zen will.

In der Schiff­fahrt spricht man in die­sem Zusam­men­hang von „Bil­lig­flag­gen“ als her­aus­ra­gen­dem Bei­spiel für Unge­rech­tig­keit auf See. Welt­weit gel­ten der­zeit die Natio­nal­flag­gen von 35 Staa­ten nach Defi­ni­ti­on der Inter­na­tio­na­len Transportarbeiter-Föderation (ITF) als Bil­lig­flag­ge. Ree­der – auch und gera­de aus Deutsch­land – nut­zen die Mög­lich­keit, ihre Schif­fe unter Bil­lig­flag­ge anzu­mel­den und zu betrei­ben, um ihre eige­nen Kos­ten zu sen­ken und dar­aus Vor­tei­le zu zie­hen. Selbst inter­na­tio­nal ver­ein­bar­te Min­dest­stan­dards für Arbeit und Leben an Bord wer­den auf sol­chen Schif­fen häu­fig unterschritten.

56 Pro­zent des welt­wei­ten See­han­dels wer­den auf Billigflaggen-Schiffen trans­por­tiert. Ihre Besat­zun­gen stam­men vor­wie­gend aus Län­dern des glo­ba­len Südens (Indi­en, Paki­stan, Phil­ip­pi­nen) oder aus Bil­lig­lohn­län­dern Euro­pas (Lett­land, Ukrai­ne, Kroa­ti­en u. a.). Aus Angst, ihren Job zu ver­lie­ren, erdul­den die­se See­leu­te oft men­schen­un­wür­di­ge Lebens- und Arbeitsbedingungen.

Auch für die Umwelt sind die Fol­gen des See­ver­kehrs welt­weit ver­hee­rend: Die Schif­fe fah­ren mit einem Treib­stoff, der an Land als Son­der­ab­fall behan­delt wer­den muss. Bis heu­te haben sie das Recht, ihre Abfäl­le und Ölge­mi­sche in den Welt­mee­ren „über Bord“ zu ent­sor­gen, nur für weni­ge Zonen gibt es Einschränkungen.

Aus­ge­mus­ter­te Schif­fe wer­den in Paki­stan, Indi­en oder Ban­gla­desch abge­wrackt. Das geschieht unter oft skla­ve­rei­ähn­li­chen Bedin­gun­gen, häu­fig auch durch Kin­der und Jugend­li­che. Nahe­zu alle Gefahr­stof­fe des Schif­fes gelan­gen dabei unge­hin­dert in die Umwelt.

Wis­sen SIE, dass wir nur mit Ihrer Hil­fe die­se Ver­hält­nis­se ändern können?

Es ist an der Zeit, in der Gestal­tung einer gerech­ten und umwelt­freund­li­chen Welt­wirt­schaft auch den See­ver­kehr und sei­ne Bedin­gun­gen zu berück­sich­ti­gen. Des­halb for­dert die Kampagne

Fair übers Meer!“

die Ver­ant­wort­li­chen in Poli­tik und Wirt­schaft auf, Fair­ness end­lich auch im Han­del über See zu ver­wirk­li­chen (den Kata­log unse­rer For­de­run­gen fin­den Sie hier). Nur ein brei­tes zivil­ge­sell­schaft­li­ches Bünd­nis mit Druck von unten kann das Geran­gel um Bil­lig­flag­gen und die Arbeits­be­din­gun­gen auf den Schif­fen durch­leuch­ten, auf­de­cken und verändern.

Bit­te, hel­fen Sie uns dabei.

Damit alle end­lich wis­sen, was hier los ist – auf See und auch in den Häfen.

Hin­weis: Die­ser Text stammt aus der Bro­schü­re zum Start der Kam­pa­gne. Er darf – nein: soll – kopiert und ver­brei­tet wer­den. Er darf sach­ge­recht gekürzt oder aus­zugs­wei­se ver­wen­det wer­den, es ist aber nicht zuläs­sig, sei­ne Inhal­te zu ver­än­dern – und im Inter­es­se der Fair­ness bit­ten wir ein­dring­lich dar­um, ihn nicht ohne Quel­len­hin­weis zu ver­wen­den. Danke.