Weniger. Einfacher. Langsamer. – Die „Leitideen“

Im Einladungs-Faltblatt zur Kon­fe­renz „Nord­see ist mehr als Meer“ vom Mai 1995 haben die Ver­an­stal­ter der AKN fol­gen­de „Leit­ideen“ for­mu­liert (Ortho­gra­phie angepasst!):

lm Zustand der Meere spiegelt sich der rücksichtslose Umgang des Menschen mit der Natur ebenso wie in der bedrohlichen Entwicklung von Treibhauseffekt, Ozonloch oder Waldsterben. Der Zustand der Meere – ein Spieqel unserer gesamten Wirtschafts- und Lebensweise. Unser »Meer vor der Haustür«, die Nordsee, ist die Sickergrube der Überflussgesellschaften Nordeuropas und darum Ausgangspunkt und Anlass unseres Treffens in Bremen.

Zur Rettung der Nordsee bedarf es mehr als aufwändiger Polit-Rituale wie der im Juni in Dänemark tagenden »Vierten Internationalen Nordseeschutz-Konferenz« (lNK) der Umweltminister. Dies gilt umso mehr, als »Umweltschutz« zur Zeit von der herrschenden Politik ohnehin aufs Abstellgleis geschoben wird, damit die Entwicklung der »Standorte« Deutschland und Europa im Geiste des alten Molochs »Wachstum« nicht gestört wird. Längerfristige Sicherung von Überlebens-Grundlagen hier und anderswo in der Welt scheint den Herrschenden allenfalls etwas für wirtschaftliche Schönwetterperioden zu sein. Es wird immer deutlicher, dass politische Ökologie mehr sein muss als traditioneller Umweltschutz.

Wir haben nicht nur einige Fehler des Systems zu beheben. Das System selbst ist der Fehler. Es reicht nicht mehr, an Symptomen herumzukurieren. Ursachenforschung ist angesagt. Und ldeen – und Entscheidungen –, wie wir in Zukunft leben wollen, dürfen und können. Diese Entscheidungen lassen sich nicht delegieren. Wir müssen sie selber treffen.

Unsere Tagung soll nicht Katastrophen beschwören. Es ist an der Zeit, dass Menschen und Organisationen, die sich für eine lebenswerte Zukunft verantwortlich fühlen, Bilanz ziehen, Erfahrungen überdenken, Perspektiven entwickeln und danach handeln. Diese Verantwortung schließt soziales und politisches Verhalten hierzulande ebenso ein wie eine global gerechtere Verteilung sowohl natürlicher als auch von Menschen erarbeiteter Reichtümer.

Unter den drei Leitzielen WENIGER, EINFACHER, LANGSAMER wollen wir Alternativen zur gegenwärtigen gesellschaftlichen Unlogik »satter, schicker, schneller« diskutieren. Dabei soll die Rolle von Wissenschaft und Technik ebenso kritisch hinterfragt werden wie die der herrschenden Politik und der Umweltbewegung. Niemand von uns ist so vermessen, fertige Antworten oder Rezepte feil zu bieten. Jede notwendige Veränderung beginnt mit dem Stellen der richtigen Fragen und mit ehrlichen Analysen. Das ist es, womit wir beginnen wollen.