Seifert, Thomas & Werner, Klaus: Schwarzbuch Öl – Eine Geschichte von Gier, Krieg, Macht und Geld; 320 Seiten; Deuticke Verlag, Wien 2005; ISBN 3-5520-6023-5; Preis 21,50 Euro.
Wer da glaubt, mit einigen Lesestunden in den Werken Michael Moores über die Machenschaften von Halliburton, Dick Cheney und Co. hinreichend oder gar umfassend informiert zu sein, liegt schief: Hier ist das notwendige Ergänzungs- oder (für Leute, die Moore nicht mögen) Alternativ-Handbuch. Der österreichische Sachbuch-Autor Klaus Werner („Schwarzbuch Markenfirmen“, siehe WATERKANT 4 / 2003, S. 17) und der ebenfalls aus der Alpenrepublik stammende Journalist Thomas Seifert haben Geschichten und Geschichte des umstrittenen und umkämpften Rohstoffs zusammengetragen – und daraus ein spannendes, faktenreiches und daher äußerst informatives Lesebuch gemacht.
„Die Geschichte von Gier, Krieg, Macht und Geld“ (so der Untertitel) ist keine Aufarbeitung, die das Prädikat „historisch“ im wissenschaftlichen Sinne verdient hätte. So wird etwa die Frühzeit der Öl-Ära nur gestreift; offensichtlich sind die Autoren der (nicht unberechtigten) Ansicht, darüber sei genug geschrieben worden. Werner und Seifert, Letzterer war unter anderem aktiver Kriegsberichterstatter im Irak, konzentrieren sich vielmehr auf die aktuellen Allianzen und Fronten der Schlachten ums Öl, ob sie nun „heiß“ sind wie im Mittleren Osten oder „kalt“ wie die derzeit noch leise eskalierende Konkurrenz zwischen den USA und China um die Ölvorräte asiatischer oder lateinamerikanischer Staaten. Und selbstverständlich bleiben auch Deutschlands Russland-Politik und Wladimir Putins vorerst siegreicher Kampf gegen den Ölmagnaten Michail Chodorkowskij nicht außen vor.
Wie der Untertitel es erwarten lässt, ist das „Schwarzbuch Öl“ nicht einfach nur eine trockene Betrachtung von Märkten und Konflikten. Die Autoren schauen beim Schreiben und Schildern nahezu durchgängig durch eine Brille, deren Gläser „Menschenrechte“ und „Umweltschutz“ heißen könnten. Ihr geschickter Stil-Mix aus Reportage und Sachbuch macht ihr Buch zu einem modernen Polit-Thriller.
Wie schon das „Schwarzbuch Markenfirmen“, enthält auch dieses Werk einen nützlichen Anhang, bestehend aus einer detailreichen Sammlung von Firmenporträts plus umfangreicher Literaturangaben. Leider – aber dies ist auch das einzige Manko dieses Buches! – haben Autoren und/oder Verlag auf ein Stichwortverzeichnis verzichtet, mit dem man auch später noch mal unkompliziert den einen oder anderen Sachverhalt hätte nachschlagen können. (-bi-)