Ratsch! Knurr! Zitter! Platsch! – Rezension

Barks, Carl: Die toll­küh­nen Aben­teu­er der Ducks auf hoher See; 25 Comic-Geschichten –
aus­ge­wählt, ein­ge­lei­tet und kom­men­tiert von Frank Schät­zing, über­setzt von Dr. Eri­ka Fuchs;
mare­buch­ver­lag, Ham­burg 2006; ISBN 3-9363-8424-X;  Preis 39,90 Euro

Dago­bert auf Schatz­su­che (was sonst?) auf ein­sa­mer Insel, Donald und Gus­tav (Gans) am Nord­pol, der Ducks feuch­te Aben­teu­er in einer ver­sun­ke­nen Stadt – und irgend­wann die ulti­ma­ti­ve Erkennt­nis: „Heut­zu­ta­ge ist das Welt­meer ein Reich der Angst und des Schre­ckens. (Zit­ter, zit­ter!)“ – Was muss Erfolgs­au­tor Frank Schät­zing für einen Spaß gehabt haben, als er sich zu die­sem Buch ent­schloss und sich an die Aus­wahl machte!

Wer Dis­ney und Barks, „Micky Maus“ und die Duck-Familie kennt – und wer kennt sie nicht? –, der weiß ers­tens, dass in mehr als sie­ben Jahr­zehn­ten eine Unmen­ge von Geschich­ten über und um die berühm­tes­te Enten-Familie der Welt erschie­nen ist. Und zwei­tens ist auch bekannt, dass vie­le die­ser gezeich­ne­ten Epi­so­den am, auf, im oder unter dem Meer spie­len. „Nur“ 25 Fol­gen aus­zu­wäh­len, ist somit eine Auf­ga­be, die zunächst mal einen fun­dier­ten Über­blick über das Gesamt­werk erfordert.

Aber das ist ganz offen­sicht­lich nicht alles. Frank Schät­zing ist ein ech­ter Fan der Ducks und jedes ihrer Aben­teu­er bedeu­tet ihm weit mehr, als die bun­ten – vom Ver­lag mit Akku­ra­tes­se gestal­te­ten – Bild­chen es auf den ers­ten Blick her­ge­ben: Zu jeder ein­zel­nen Fol­ge hat er Anmer­kun­gen bereit, in die per­sön­li­che Erfah­run­gen eben­so ein­ge­flos­sen sind wie (mehr oder weni­ger) phi­lo­so­phi­sche Betrach­tun­gen über den Zeit­geist, der den Duck-Comics aus ver­schie­de­nen Epo­chen inne­wohnt; oder in denen des öfte­ren auch mal auf iro­ni­sche Wei­se die „Bedeu­tung“ einer älte­ren Epi­so­de für unse­re Gegen­wart „erläu­tert“ wird. Aber das, bit­te schön, mit Akri­bie: Immer wie­der taucht am Ran­de der Schätzing’schen Kom­men­ta­re ein klei­nes Donald-Logo mit einer Zif­fer auf – es ist jeweils der Hin­weis dar­auf, auf wel­che Sei­te des vor­ste­hen­den Comics sich sei­ne pro­fa­ne oder sar­kas­ti­sche Anmer­kung denn nun bezieht; es wäre ja auch unver­ant­wort­lich, den Leser mit einem unkom­men­tier­ten Comic allein zu lassen!

Schät­zing hin oder her – eigent­lich geht es ja in die­sem Buch gar nicht um ihn, son­dern um die Ducks. Aber wie beschreibt man mit weni­gen Wor­ten Bil­der­ge­schich­ten, deren Ori­gi­na­li­tät – und Niveau – aus dem Neben- und Mit­ein­an­der von Bild und Wort ent­steht? Ganz ein­fach: Gar nicht, man beschränkt sich auf die Emp­feh­lung „Lesen!“. Apro­pos Niveau: Es ist seit lan­gem bekannt, dass die Barks’schen Comics durch die deut­sche Über­set­zung von Eri­ka Fuchs deut­lich gewon­nen haben. Ob des­halb, wie Schät­zing (schon wie­der der!) es aus­drückt, die Duck-Abenteuer zu einem Stück Lite­ra­tur gewor­den sind, das mögen ande­re beur­tei­len, die was davon ver­ste­hen. Hier und jetzt ist nur eines wich­tig: Die­se Aus­wahl kann man lesen, man kann in ihr blät­tern, stö­bern, sich in ein­zel­ne Aben­teu­er ver­tie­fen – egal, wie man die­ses Buch anfasst, man ent­kommt ihm nicht mehr.

Und das ist das Ur-Maritime dar­an: Das Meer lässt einen bekannt­lich ja auch nicht mehr los… (pj)