Gerdes, Peter: Der siebte Schlüssel; Ostfrieslandkriminalroman; Leda Verlag, Leer/Ostfriesland 2007; 312 Seiten; ISBN-13: 978-3-9349-2799-5; Preis 9,90 Euro.
Venske, Regula: Juist married – oder: Wohin mit Schwiegermutter?; Inselkrimi; Leda Verlag, Leer/Ostfriesland 2007; 214 Seiten; ISBN-13: 978-3-9349-2785-8; Preis 8,90 Euro.
Es gibt Gerüchte, dass die Menschen im Nordwesten der BRD gelegentlich etwas, na, sagen wir: ungewohnt „ticken“. Als vor Jahrzehnten aus dem Norden Zugereister kann ich das natürlich nur bedingt qualifiziert beurteilen [ :-)) ]. Aber glücklicherweise gibt es Unternehmen wie den Leeraner Leda-Verlag, und der bemüht sich redlich, solche Gerüchte massiv zu untermauern. Anders jedenfalls lässt es sich kaum erklären, dass derart skurrile Geschichten, wie sie hier zur Besprechung anstehen, gleich mehrfach auf den Markt geworfen werden. Denn diese beiden „Krimis“ (das Prädikat wird unter Vorbehalt vergeben) stehen nur stellvertretend für eine kleine Flut vergleichbarer Titel.
Zweimal geht es im Kern um vermisste Personen:
Im Gerdes-Roman fahndet der gerade von Leer nach Emden versetzte Hauptkommissar Stahnke nach seinem alten Kumpel, dem Reporter Marian Godehau. Der ist unter dubiosen Umständen verschwunden und vermutlich tot – nur seine Leiche fehlt. Die Aufklärung entwickelt sich zu einer kuriosen, ja, teilweise völlig durchgeknallten Hatz, in der der Kommissar es mit militanten Umweltschützern, korrupten Politikern, skrupelloser Chemieindustrie, dem versenkten Emssperrwerk, Terrorverdacht auf Kreuzfahrern, chaotischen Handwerkern, einem verdächtigen Rockerclub, bescheuerten Dealern und nicht zuletzt einem grünen Außerirdischen namens Schulz zu tun bekommt. Ach, ja, die Bundesmarine hab‘ ich vergessen, die spielt auch noch mit. Ich empfehle allen, sich genau zu überlegen, ob diese kurze Beschreibung als Anreiz verstanden wird: Nur wer das so sieht, dürfte Humor genug haben, um dieses Buch – dann allerdings kichernd und brüllend – zu genießen.
Regula Venskes Geschichte bereitet kaum weniger Vergnügen, ist allerdings nicht so brachial wie der Gerdes-Roman, eher verhalten, ja, feinsinniger. Eigentlich ist es kein Krimi im klassischen Sinne, denn hier lernen wir gleich zu Anfang die Leiche kennen und erfahren auch um ihre Todesumstände. Es folgt auch keine Fahndung nach einem Verursacher, vielmehr macht die – salopp formuliert – Entsorgung die eigentliche Geschichte aus. Aber auch die hat es in sich. Ich bin überzeugt, dass jede Leserin und jeder Leser in mindestens einer der handelnden, pardon: leichenfleddernden Personen der nahen und ferneren Verwandtschaft den einen oder die andere aus dem eigenen familiären Umfeld wiedererkennt. Und diese gefühlte Vertrautheit schafft das eigentliche Vergnügen. (pj)