Kunadt, Thomas: Shipspotting – Hamburg - die Schiffe, der Hafen und die Elbe;
Hamburg, 2020; KJM Buchverlag; Hardcover, 182 Seiten; ISBN 978-3-9619-4097-4; Preis 24,00 Euro
„25 Jahre auf der Suche nach dem besonderen Moment und dem besonderen Schiff“ hat Autor Kunadt dieses Buch untertitelt – denn es ist eine Art Jubiläumsband. Für alle, die sich auch nur ein bisschen mit Schiffen auskennen oder sich dafür interessieren, ist der Name Thomas Kunadt längst so etwas wie eine Legende. Zwar heißt es, er habe mehr als 100 Häfen rund um den Globus besucht, aber im Wesentlichen liegt der Mann seit besagtem Vierteljahrhundert in Hamburg und entlang der Unterelbe mit seinen Kameras auf der Lauer, photographiert, bearbeitet und veröffentlicht ein Bild und ein Bilderwerk nach dem anderen. Es gab zwar bereits mehrere Bücher beziehungsweise mehrfach aktualisierte Neuauflagen eines Buches unter demselben Titel, „Shipspotting“, aber da die anscheinend nur noch „second hand“ zu haben sind, schien es im Jubiläumsjahr Zeit für das vorliegende „best of“. Darüber hinaus gibt es „Kunadt-Motive“ als Poster und auf Wandkalendern, in Mini-Ausgaben für Kinder und in verschiedenen Formaten zum Gucken, Blättern und Lesen für alle, die – siehe oben…
Atmosphärisch beeindruckend
Shipspotting – ja, Schiffe spielen in diesem Buch eindeutig die Hauptrolle. Anders als der Buchtitel es andeutet, kommen Hamburgs Hafen und die Elbe gewissermaßen nur als Zugabe, als Hintergrund vor: Irgendwo müssen die abgebildeten Frachter, Yachten, Tanker, Container- und Kreuzfahrtschiffe ja fahren oder anlegen. Die Auswahl, die Kunadt für diesen Jubiläumsband getroffen hat, ist – insbesondere in den großformatigen Abbildungen jeweils über eine Doppelseite – atmosphärisch beeindruckend. Irgendwie scheint er Dämmerungsstunden, neblige Tage oder dunstige Wetterlagen zu mögen, aber es gelingt ihm meisterhaft, die besondere Stimmung dieser Momente in seinen Bildern einzufangen. Es ist faszinierend zu sehen, wie riesige Stahlkolosse – oft neben kleineren „Pötten“ oder im Begegnungsverkehr – aus schwachem Licht oder trüber Umgebung auftauchen. Es gibt zwar auch etliche Seiten, auf denen 6-9 kleinere Bilder zu betrachten sind, aber die sind nicht annähernd so packend wie die Großformate; vielleicht hätte hier eine Auswahl in ansprechender Vergrößerung mehr Eindruck hinterlassen. Unbedingt zu loben ist allerdings, dass JEDES Schiff namentlich genannt wird (sofern der Name nicht ohnehin im Bild lesbar ist).
Ergänzt werden die zahlreichen, verständlich geordneten Photo-Sammlungen durch Texte „aus dem Alltag und den Beobachtungen eines Shipspotters“, teils sachliche Erläuterungen, teils tagebuchartige Notizen. Das geht zwar manchmal ein bisschen durcheineinander, man muss sich darauf einlassen – aber selbst aus den eher persönlichen Anmerkungen können interessierte Leser noch etliche themengebundene Informationen gewinnen – nicht nur über die Schiffe und ihre technischen, nautischen oder ökonmoischen Parameter, sondern hier und da auch über die Kunst, sie abzulichten, gerade unter besonderen Licht- oder Wetterverhältnissen; oder über die Entstehung einer Bilddatenbank. Auch wenn nicht jedes Detail immer laienverständlich sein mag, die Texte – die übrigens immer auch zusätzlich auf Englisch zusammengefasst sind – geben guten Überblick und tiefen Einblick ins Shipspotter-Leben.
Peer Janssen