Plädoyer für die Meere – Rezension

Kunz, Uli: Lei­den­schaft Oze­an – Expe­di­tio­nen in die Tie­fe; Mün­chen 2021;
Kne­se­beck Ver­lag; Hard­co­ver, 240 Sei­ten; ISBN 978-3-9572-8511-9; Preis 35,00 Euro

Was für ein Buch. Wenn es nicht so unhandlich-unpraktisch wäre, wür­de man sich die­ses Werk in dop­pel­ter Grö­ße – min­des­tens! – wün­schen, um die opti­sche Wucht der tol­len Bil­der noch mehr genie­ßen zu kön­nen. So aber muss man sich halt begnügen…

Genüg­sam­keit ist eigent­lich etwas, was der Ham­bur­ger Foto­graf, For­schungs­tau­cher und Mee­res­bio­lo­ge Uli Kunz mit sei­nem Buch leh­ren will – Genüg­sam­keit im Umgang mit den Mee­ren. Sei­ne Metho­de ist eben­so ein­fach wie ein­drucks­voll: Er zeigt die Schön­heit der Ozea­ne und des Lebens in und an ihnen. Und zugleich berich­tet er über Gefähr­dun­gen die­ser Schön­heit durch anthro­po­ge­nes Wir­ken sowie über Bestre­bun­gen von Men­schen, dem Ein­halt zu gebie­ten. In andert­halb Dut­zend Kapi­teln nimmt er einen mit auf eine klei­ne Welt­rei­se von Nord- und Ost­see durch nahe­zu alle Welt­mee­re bis nach Aus­tra­li­en: kei­ne flä­chen­de­cken­de Berei­sung, son­dern „hot­spots“ sei­ner Tauch- und Foto-Abenteuer; wobei er sich – net­ter­wei­se – nach­drück­lich dafür ent­schul­digt, durch sei­ne vie­len Rei­sen dem nach­hal­ti­gen Umgang mit dem Meer auch ein klei­nes Stück ent­ge­gen­zu­wir­ken. Sei’s drum: Wenn die­ses Buch dazu bei­trägt, Lei­den­schaft für die Ozea­ne zu wecken und dies in Enga­ge­ment für ihren Schutz umzu­mün­zen, dann ist schon viel erreicht.

Kunz ist nicht nur ein ver­sier­ter Foto­graf, son­dern auch ein lei­den­schaft­li­cher Erzäh­ler. Sei­ne Tex­te – im Stil eine Mischung aus Tage­buch und Erleb­nis­be­richt – sind über­wie­gend eben­so infor­ma­tiv wie gut les­bar; gele­gent­lich schweift er aber ab in per­sön­li­che Befind­lich­kei­ten und Gefüh­le. Ande­rer­seits ist es aber ein Lese­ge­nuss, sei­ne Begeg­nung mit Kokos­nüs­se kna­cken­den Krab­ben auf der Weih­nachts­in­sel oder mit einer gera­de einen See­hund ver­spei­sen­den Kegel­rob­be mit­er­le­ben zu kön­nen. Das macht sei­ne Schil­de­run­gen von Rei­sen aus hei­mi­schen Regio­nen zu nor­we­gi­schen Fjor­den, pazi­fi­schen Inseln, afri­ka­ni­schen und kari­bi­schen Küs­ten oder in ark­ti­sche Gefil­de, von Fahr­ten mit Greenpeace-Aktiven oder GEOMAR-Expeditionen zu einer äußerst abwechs­lungs­rei­chen Lek­tü­re; ein Plä­doy­er für die Mee­re, das zudem – sie­he oben – ein­drucks­voll bebil­dert ist.

Peer Jans­sen