Bösche, Klaus, Hochhaus, Karl-Heinz, et al. (Hrsg.): Dampfer, Diesel und Turbinen – Die Welt der Schiffsingenieure; Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums (DSM), Band 64; Convent Verlag, Hamburg 2005; ISBN 3-9346-1385-3; Preis 79,00 Euro
Es gibt Bücher, die muss man einfach haben – dieses gehört in den Bücherschrank jedes Schiffsingenieurs! 28 Autoren haben auf knapp 550 Seiten einen Überblick über die Entwicklung der „Kellerkinder“ der Seefahrt erarbeitet und diesen reichlich bebildert. Abwechslungsreich mischen und ergänzen sich nüchterne Fachbeiträge über technische Meilensteine oder Ausbildungsinhalte, persönliche Lebensläufe und Reiseberichte, so dass neben Information auch Eindrücke der Betroffenen von ihrer Arbeit lebendig werden.
Dabei werden – etwa durch Abdruck eines Berichts vom tödlichen Unfall eines Schiffsingenieurs – die „Schattenseiten“ dieses Berufes nicht verschwiegen. Zwischen den Zeilen des Berichts kann man die Dramatik der Ereignisse herauslesen, wenn der schwere Zylinderdeckel durch ein Überholen außer Kontrolle gerät: „Durch den nunmehr ruckartig auftretenden großen Zug und mein bis zum Auskugeln des linken Armes versuchtes Halten des Stropps war mir ein Festhalten unmöglich.“
Gleichberechtigt werden die verschiedenen Entwicklungen des Schiffsingenieurswesens in Ost und West dargestellt, über die Arbeits- und Lebensbedingungen an Bord berichtet und die Ausbildung in den Schiffsingenieursschulen erläutert. Bilder von ehrenwerten Herren, die sich stolz mit gebügelter Uniform, weißem Kragen und Schlips dem Fotografen präsentieren, wechseln sich ab mit Aufnahmen ölverschmierter, schweißgebadeter Gestalten bei Reparaturarbeiten im heißen Maschinenraum, Bildern von Motoren und Einblicken in das Bordleben.
Auch über eine – schon fast vergessene – technische Besonderheit berichtet das Buch: über den Bau und Betrieb des NS „Otto Hahn“, eines von weltweit drei Frachtschiffen mit nuklearem Antrieb.
Ungenutzte Chancen
Der Stolz der Schiffsingenieure auf die Leistung ihrer „Zunft“ ist aus dem Buch gut zu erkennen – leider fehlt der Ausblick in die Zukunft. Ihr Ziel, der Öffentlichkeit einen Blick in die Welt der Schiffsingenieure zu ermöglichen, haben die Autoren erreicht. Die Chance, über das Auflehnen gegen die Absenkung des Ausbildungsniveaus auf das international festgelegte Minimum, das Schließen der Fachhoch-Studiengänge „Schiffsbetriebstechnik“ in Bremen und Hamburg oder die fehlenden Bordarbeitsplätze für den Nachwuchs zu berichten, haben sie nicht genutzt.
Wer mehr wissen will über das Leben an Bord, den nimmt das Buch mit in die Welt der Schiffsingenieure, in die „Unterwelt“ voll Hitze und Lärm. Umfassend dokumentieren die Autoren die 200-jährige Entwicklung ihres Berufes und schließen eine Lücke in der Fachliteratur. Lesenswert – nicht nur, aber ganz besonders für Schiffsingenieure und diejenigen, die es werden wollen.
Autor: Carsten-Söhnke Wibel