Hempel, Gotthilf, mit Bischof, Kai, und Hagen, Wilhelm (Hrsg.): Faszination Meeresforschung –
Ein ökologisches Lesebuch, 2. Auflage; Berlin, 2017; Springer-Verlag;
Hardcover, 537 Seiten; ISBN 978-3-6624-9713-5; Preis 39,99 Euro
Es ist sicher kein Zufall, dass ausgerechnet zum Wissenschaftsjahr 2016/17 „Meere und Ozeane“ dieses Buch erscheint, oder, besser gesagt: neu erscheint. Die Erstauflage datierte aus dem Jahre 2006, nun ist das „ökologische Lesebuch“ des nicht unumstrittenen Großmeisters der deutschen Meeresforschung, Gotthilf Hempel (88), mit Unterstützung neuer Mitherausgeber und in einem anderen Verlag in einer ergänzten und modernisierten, mehr als 100 Seiten umfangreicheren Neufassung auf dem Markt.
Allen, die sich für Meere und Ozeane interessieren, ist dieses Buch zu empfehlen – und allen, die meinen, andere für eine Beschäftigung mit Meeren und Ozeanen „erwärmen“ zu wollen, ist anzuraten, dieses Buch bei nächster Gelegenheit auf deren Geschenktisch zu legen. Klingt überschwänglich, ist aber bewusst so formuliert: Inhaltlich werden in 48 Kapiteln, an denen mehr als 90 WissenschaftlerInnen mitgearbeitet haben, intensiv alle Facetten der Meeresforschung, der Meeresnutzung und auch des Meeresschutzes behandelt – Physik, Evolution, Tiefseelebensräume, Küsten, Korallenriffe, Polargebiete, Fischerei, Plankton, Plastikmüll, Algen, Muschelbänke, Versauerung, Mangroven, Walfang, Forschungswerkzeuge: eine schier unerschöpfliche Themenvielfalt.
Die Liste der AutorInnen liest sich wie ein Who‘s Who der Meeresforschung – kein Wunder, wenn „Papst“ Hempel ruft, wird niemand sich entziehen. Hinsichtlich Form und Gestaltung aber ist es auch in der zweiten Auflage gelungen, dem Anspruch „Lesebuch“ gerecht zu werden: Dieses Werk taugt gleichermaßen zum lehrreichen Schmökern wie zum schnellen informativen Nachschlagen; insofern ist die Empfehlung „für alle“ mehr als gerechtfertigt.
Allerdings erfährt sie eine kleine Einschränkung: Obwohl „mare“-Herausgeber Nikolaus Gelpke in seinem Geleitwort hervorhebt, Wissenschaftler könnten „die Politik verändern und so die Welt verbessern“, üben die meisten AutorInnen dort, wo ihr Wissen in engagierte Zielvorgabe münden könnte / müsste, eher Zurückhaltung.
Burkhard Ilschner