Anlässlich des 100. Jahrestags des Kieler Matrosenaufstands im November 1918 veröffentlichte WATERKANT in der September-Ausgabe (Nummer 131; Heft 3 / 2018) eine vergleichende Betrachtung aktueller Veröffentlichungen zu den historischen Ereignissen in Kiel und ihren Folgen.
Alphabetische Bibliographie:
Bollinger, Stefan, et al.: Von der Novemberrevolution zum „deutschen Oktober“;
10 Beiträge in: Z. – Zeitschrift Marxistische Erneuerung; 29. Jahrgang,
Heft 115 (September 2018), Frankfurt/Main; ISSN: 0940-0648; Preis 10,00 Euro
Gerdes, Kay / Kuhl, Klaus: In Kiel ist Revolution! – Kieler Zeitgeschichte im Film;
Kiel, 2018; Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte e. V. / Historische Filmdokumente Nr. 9;
DVD, Spieldauer 53 Minuten; Bezug über http://kurkuhl.de/de/novrev/filme.html
Gietinger, Klaus: November 1918 – der verpasste Frühling des 20. Jahrhunderts;
Hamburg, 2018; Edition Nautilus; Paperback; 270 Seiten;
ISBN 978-3-9605-4075-5; Preis 18,00 Euro.
Jacobs, Kay: Kieler Morgenrot – Kriminalroman; Meßkirch, 2018;
Gmeiner-Verlag; Paperback, 312 Seiten; ISBN 978-3-8392-2227-0; Preis 13,00 Euro
Kinzler, Sonja / Tillmann, Doris (Hrsg.): Die Stunde der Matrosen –
Kiel und die deutsche Revolution 1918; Kiel/Darmstadt, 2018;
Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum / Konrad Theiss Verlag; Hardcover, 304 Seiten;
ISBN 978-3-8062-3698-9; Preis 29,95 Euro
Liesemer, Dirk: Aufstand der Matrosen – Tagebuch einer Revolution;
Hamburg, 2018; mareverlag; Hardcover, 224 Seiten; ISBN 978-3-8664-8289-0; Preis 24,00 Euro
Rackwitz, Martin: Kiel 1918 – Revolution: Aufbruch zu Demokratie und Republik;
Kiel/Hamburg, 2018; Wachholtz Verlag – Murmann Publishers; Hardcover, 304 Seiten;
ISBN 978-3-5290-5174-6; Preis 19,90 Euro.
„Im November 1918 waren die Matrosen, Arbeiter und Frauen, die sich erhoben hatten, um einen verlorenen Krieg zu beenden und eine bessere Gesellschaft zu schaffen, die wahren Helden.“ – So formuliert Martin Rackwitz im Schlusswort seines Buches über den Kieler Matrosenaufstand vor knapp 100 Jahren: Was in Wilhelmshaven Ende Oktober als Matrosenmeuterei begonnen hatte, entwickelte sich in Kiel in nur wenigen Tagen zu einem breiten Volksaufstand.
Wenn heute in bundesdeutschen Medien am – oder um den – 9. November historische Berichte gesendet oder gedruckt werden, widmen sich diese ganz überwiegend entweder dem Jahrestag des so genannten Mauerfalls in Berlin, der 1989 bekanntlich das Ende der DDR einleitete, oder dem Beginn der Massenprogrome im faschistischen Deutschen Reich 1938. Von jenem Aufstand, mit dem die Mannschaften der Kriegsmarine ursprünglich nur gegen einen letzten irrsinnigen Flottenbefehl der Admiralität meuterten und der dann maßgeblich dazu beitrug, sowohl den Ersten Weltkrieg zu beenden als auch die Monarchie im Kaiserreich zu stürzen, ist heutzutage nur äußerst selten die Rede. Ironisch könnte man vermuten, dass weder Printmedien noch Sender sich durch Berichte über eine antimonarchistische Revolution ihr schönes Geschäft kaputt machen möchten, das ausufernde Glamour-Berichte über „Royals“ und andere adlige Mischpoke in Europa ihnen garantieren.
Auch wenn in dieser Zeitschrift militärische Themen nur selten eine Rolle spielen – der Kieler Matrosenaufstand ist ein zwingender Anlass für eine Ausnahme: Es ist ein klitzekleiner Beitrag – um noch einmal Rackwitz zu zitieren –, um „den mutigen Kieler Männern und Frauen des November 1918 die Würdigung zukommen zu lassen, die sie seit langem verdient haben“. Anlässlich des bevorstehenden 100. Jahrestages dieses historischen Ereignisses sind eine Reihe von Veröffentlichungen erschienen, die aus aktuell heutiger Sicht auf diese Geschehnisse schauen, sie darstellen und auch kommentieren. WATERKANT hat einige dieser Publikationen bei den Herausgebern angefordert, um sie hier vorzustellen – dies aber ausdrücklich ohne jeden Anspruch auf Ausgewogenheit oder Vollständigkeit. Es ist eine gemischte Palette, die hoffentlich die eine oder den anderen anregt, sich selbst einen Eindruck zu verschaffen.
Zwei solche Eindrücke, die sich dem Rezensenten eingeprägt haben, seien hier, quasi gesamtbilanzierend, dem Blick auf die einzelnen Veröffentlichungen voran gestellt: Ob Sachbuch, Krimi oder Info-DVD, sie alle beleuchten die Rolle der damaligen MSPD und insbesondere ihres Reichstagsabgeordneten Gustav Noske, dem es im Auftrag von Parteichef Friedrich Ebert gelang, den Aufstand in Kiel „zurückzurollen“ (Liesemer), durchgehend kritisch – mal sachlich, mal scharf. Und sie alle sind – auch hier in unterschiedlichen Nuancierungen – sich einig, dass mangelnde Einigkeit und Einigungsfähigkeit verschiedener linker Kräfte maßgeblich dazu beigetragen haben, aus einer von Kiel übers Reichsgebiet gestreuten Revolution eine MSPD-geführte Republik werden zu lassen, die viel zu eng mit dem alten, reaktionären Militär- und Beamtenapparat verbandelt war. Zu den Werken im Einzelnen:
„In Kiel ist Revolution!“
Zwei Kieler Filme-Macher, der Historiker Klaus Kuhl und der Dokumentarfilmer Kay Gerdes, die sich schon seit mehr als 30 Jahren unter anderem mit dem Matrosenaufstand in seinen Ursprüngen, seinem Verlauf und seinen Folgen beschäftigen, haben anlässlich des 100. Jahrestages eine knapp einstündige DVD erstellt, die die damaligen Geschehnisse an der Förde detailliert beleuchtet und sie in ihren historischen Zusammenhang stellt. Herausgeber des Films ist die Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte e. V., das Stadtarchiv hat Unterstützung geleistet.
Der Film beginnt mit Szenen aus dem DEFA-Spielfilm „Das Lied der Matrosen“ (DDR 1958), aus dem auch im weiteren Verlauf noch wiederholt zitiert wird. Er arbeitet aber vorwiegend mit historischem Material aus verschiedenen Quellen und Archiven, addiert dies mit Zeitzeugen-Interviews aus den 1970er und 1980er Jahren, beispielsweise mit dem ersten Kieler Arbeiterrats-Vorsitzenden Lothar Popp (USPD), und lässt die Entwicklung unter anderem von dem Historiker und Pazifisten Wolfram Wette erläutern und – oft zugespitzt – kommentieren. „Die Weimarer Republik leidet von Beginn an darunter, dass Feinde der Republik einflussreiche Positionen zurückgewinnen können“, bilanzieren die beiden Filmemacher selbst gegen Ende die Geschehnisse; wobei nicht unerwähnt bleiben darf, dass sie als Sprecher den Schauspieler Rolf Becker gewinnen konnten.
Und auch dies ist bedeutend: Auf der Webseite von Filmmacher Klaus Kuhl (http://kurkuhl.de/de/novrev/filme.html) sind etliche weitere Dokumente zum Film und zu den historischen Ereignissen kostenlos abzurufen, unter anderem ausführliche Interviews und Biographien mit Popp, seinem Parteigenossen Karl Artelt und weiteren Zeitzeugen, eine ausführliche Chronologie („Zeitleiste“), ein virtueller Stadtrundgang sowie ein digitales „Begleitheft“ unter anderem mit dem vollständigen Text des Films, Quellenangaben sowie „Hinweisen für Lehrkräfte“, die diesen Film im Unterricht verwenden möchten, mit Vorschlägen für Aufgabenstellungen. Unklar ist momentan – wegen eines Auslandsaufenthalts von Klaus Kuhl „hakte“ der redaktionelle Kontakt etwas –, ab wann und wo genau die DVD zu welchem Preis zu haben sein wird; Interessenten werden daher an dieser Stelle auf seine – sowie unsere – Webseite verwiesen.
„Kiel 1918“
Das Buch des Historikers und Publizisten Martin Rackwitz ist ebenfalls als eine „Sonderveröffentlichung“ der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte e. V. erschienen. Rackwitz hat im besten Sinne dieses Wortes ein Geschichtslesebuch vorgelegt, das flüssig und spannend geschrieben ist und zugleich die historischen Abläufe informativ und verständlich darstellt.
In einem Rückblick auf „Deutschland im Herbst 1918“ schildert er zunächst die Situation im Weltkrieg, dessen bevorstehendes Ende die einen – Kaiser und Militärs – beharrlich leugnen, während die anderen – ausgelaugte Soldaten und hungernde Bevölkerung – es herbeisehnen. Nach einem kurzen Exkurs über die Oktober-Meuterei in Wilhelmshaven porträtiert er einige der maßgeblichen Kieler Akteure – Popp, Artelt und diverse Militärs – und beschreibt knapp seine eigene Quellenlage.
Im Hauptteil seines Buches erzählt er anschließend eine Chronologie der Kieler Ereignisse vom November 1918. In einer Zwischenbilanz kommt er zu dem Schluss: „Vor dem Hintergrund, dass von den Revolutionären in Kiel vergleichsweise wenig Gewalt ausging, fällt die von der Reichsregierung Ebert/Scheidemann/Noske später tolerierte exzessive Gewaltanwendung gegen revolutionäre Arbeiter und Soldaten umso schwerer ins Gewicht – mit dem Matrosen- und Arbeiteraufstand in Kiel und der Novemberrevolution lässt sie sich jedenfalls nicht begründen oder gar rechtfertigen.“
In der zweiten Hälfte seines Buches untersucht Rackwitz – der übrigens an der zuvor vorgestellten DVD punktuell mitgearbeitet hat – einzelne Aspekte wie etwa die Entwicklung in Berlin, die Rolle Gustav Noskes und führt die Leser weiter bis zum Kapp-Lüttwitz-Putsch 1920, allerdings immer fokussiert auf die jeweiligen Verhältnisse in Kiel. Vor seiner Schlussbetrachtung schließlich (siehe Eingangs-Zitate) kritisiert er sachlich, aber durchaus spitz, wie sich Kiel – die Stadt und die Politik – lange schwer getan haben, mit dem historischen Erbe des Matrosen- und Arbeiteraufstands umzugehen.
„Z – Zeitschrift Marxistische Erneuerung 29/115“
Niemanden wird es erstaunen, dass diese Publikation vergleichsweise radikalere Töne anschlägt; die Quartalszeitschrift macht halt keinen Hehl daraus, parteiisch zu sein – warum auch.
„Im offiziellen Gedenken“, so das Editorial, werde die Novemberrevolution „als Geburtsstunde der parlamentarischen Demokratie gefeiert. Dass die Durchsetzung elementarer demokratischer Rechte im bürgerlichen Deutschland einer bewaffneten Massenrevolution bedurfte, wird dabei ebenso unter den Teppich gekehrt wie der Umstand, dass der von der herrschenden Klasse entfesselte Terror von rechts gegen die Revolution nur anderthalb Jahrzehnte später auch die parlamentarische Demokratie liquidierte“.
In einem halben Dutzend Beiträge verschiedener AutorInnen werden Ursachen, Verlauf und – aus eben parteiischer Sicht – Fehler der Ereignisse vom November 1918 analysiert und kommentiert. Das ist weitaus trockener und spröder zu lesen als andere hier vorgestellte Werke, aber die Mühe lohnt sich unbedingt, wenn man die Geschehnisse begreifen (und vielleicht sogar aus ihnen lernen) will.
„1918: Die Stunde der Matrosen“
Dies ist zweifellos das größte, umfangreichste und auch bunteste Buch dieser Palette. Eigentlich ist es „nur“ der Katalog zu einer seit Mai dieses Jahres und noch bis März 2019 laufenden Ausstellung im Kieler Schifffahrtsmuseum. Aber die Herausgeberinnen, die Historikerin Sonja Kinzler und die Museumschefin Doris Tillmann, haben weit mehr als eine Dokumentation geschaffen.
Sie selbst und 29 weitere AutorInnen – darunter übrigens auch Martin Rackwitz – führen die Leser (und potenziellen Ausstellungsbesucher…) zu Schauplätzen von Revolution und Gegenrevolution, schildern die Chronologie in einer beeindruckend vielfältig illustrierten Weise – Fotos, Plakate, Aufrufe, Kunstobjekte –, räumen auf mit Legenden und veranschaulichen die Zusammenhänge, wie Kiel als Kriegshafen und Waffenschmiede zum explosiven Kulminationspunkt der Unzufriedenheit einer ausgebluteten Marine wurde.
Angepasster als die vorstehend beschriebene „Z“, aber durchaus empathisch bilanziert Tillmann abschließend: „Heute gilt der Kieler Aufstand als Meilenstein auf dem Weg zur Demokratie, und die Matrosen sind ihre Botschafter.“
„Aufstand der Matrosen“
Dirk Liesemer hat Politik und Philosophie studiert, Hamburgs Henri-Nannen-Journalistenschule besucht und arbeitet als freiberuflicher Autor, unter anderem für die Zeitschrift „mare“, deren Verlag dieses Buch editiert hat. Liesemers Schreibe ist gut lesbar, man merkt den Profi. Allerdings hat er sich hier im Bemühen um lockeren Feature-Stil vergaloppiert und traktiert die Leser mit zu vielen Nebensächlichkeiten.
Bei allem Verständnis für lockeren Stil: Wenn ein Sachbuch zu einem ernsten historischen Thema, das als „Tagebuch“ präsentiert wird, nicht nur auf Matrosen, Arbeiter, Politiker, Militärs und Kaiser schaut, sondern andere Akteure und Beobachter – wie etwa Ringelnatz oder Rilke – einbezieht, dann ist das in Ordnung. Es könnte auch gut genannt werden, weil viele anderswo fehlende Facetten der Ereignisse einbezogen werden, wenn der Autor nicht immer wieder mit illustriertenreifem Chichi nerven würde: Welche Rolle spielt es, dass Hapag-Chef Albert Ballin in Hamburg malachitgrüne Tabletten nimmt, dass Gymnasiallehrer Josef Hofmiller durch München streifen kann, weil an der Schule grippefrei ist? Und, noch krasser, dass Kaiser Wilhelm II. im Exil in Spa ein paar Bäume gefällt hat?
Zugegeben: Das Buch ist flüssig zu lesen – aber warum sollte man das tun, wenn es (siehe oben) viel bessere gibt? Bestimmt nicht wegen eines Vorworts von Norbert Lammert: Einen CDU-Politiker die „originelle Auswahl“ eines Revolutions-Tagebuchs loben zu lassen, diskreditiert dies allenfalls.
„Kieler Morgenrot“
Um direkt anzuknüpfen: Wer Unterhaltung sucht, ist mit Kay Jacobs‘ historischem Krimi weitaus besser bedient. Der jüdische Kriminalkommissar Josef Rosenbaum – immer wieder konfrontiert mit offenen Ressentiments seitens reaktionärer Antisemiten vorwiegend im Militärapparat – hat die Ermordung dreier Werftarbeiter aufzuklären; und dies mitten in den Wirren des Matrosenaufstands.
Familiendrama? Bandenkrieg unter Schmugglern? Trotz intriganter Blockaden seitens des Militärs und der Politischen Polizei ermittelt Rosenbaum gegen alle Widerstände in ganz andere Richtung. Jacobs bettet die Romanhandlung ein in das Revolutionsgeschehen, lässt die fiktiven Personen seines Krimis interagieren mit tatsächlich historischen Personen wie Lothar Popp, Karl Artelt oder dem Kieler Militärgouverneur Admiral Wilhelm Souchon.
Die derart verwobene Erzählung wird so zu einer ebenso spannenden wie zugleich lehrreichen Lektüre, die ihre Sympathie für die Revolutionäre nie verhehlt.
Burkhard Ilschner
Nachtrag aus: WATERKANT, Nummer 132; Heft 4 / 2018
November 1918
Eigentlich ist diese Rezension hier fehl am Platze: Sie hätte im vorigen Heft dieser Zeitschrift stehen sollen, in der Bücherschau anlässlich des 100. Jahrestags des Kieler Matrosenaufstands 1918 – eine redaktionelle Panne, die um so bedauerlicher ist, als gerade dieses Buch eines der wichtigsten aktuellen Werke zum Thema ist. Klaus Gietinger ist Sozialwissenschaftler, Regisseur und Drehbuchautor: Er zeichnet nicht nur für diverse ARD-„Tatorte“ verantwortlich oder für mehr als 40 Folgen der Kinder-Bildungssendung „Löwenzahn“, für politische Romane und Heimatfilme – er hat auch seit vielen Jahren zur Geschichte und den Folgen der Novemberrevolution geforscht und publiziert.
In seinem aktuellen Buch beschreibt Gietinger die Ursachen und den Verlauf der Revolution im November 2018 zwar intensiv, aber relativ kurz. Ausführlicher widmet er sich den folgenden Ereignissen, fragt, wie die Intriganz der Mehrheitssozialdemokraten und ihr Zusammenwirken mit den alten Kräften der Reaktion den Weg in den Hitler-Faschismus ebnen konnte. Um aus dem Vorwort, das Karl-Heinz Roth dem Buch widmete, zu zitieren, konzentriert sich Gietinger dabei auf ein spezifisch deutsches „strukturelles Merkmal“, nämlich „das uneingeschränkte Paktieren der deutschen Sozialdemokratie mit der militärischen Konterrevolution und ihre gemeinsame Frontstellung gegen die Unterklassen“.
Gietinger hat diesen Aspekt nicht nur in früheren Werken bereits zugespitzt, etwa in einem Roman über die Ermordung Rosa Luxemburgs oder in der begleitend veröffentlichten Studie, wonach Sozialdemokrat Gustav Noske ihre und Liebknechts Ermordung gebilligt haben soll. Er richtet in diesem Buch sein Augenmerk aber auch auf die Frage, ob und wie die Novemberrevolution von 1918 noch einhundert Jahre später Wirkung zeigt: Er skizziert unter anderem, wie das System „Hartz IV“ nicht nur als „Verelendungsplan für Arbeitslose“ funktioniert, sondern auch einen Beitrag leistet zur Dezimierung der Mittelschicht. Er beschreibt, wie dies die Rechts-Entwicklung befördert, „bei der die schweigende Mehrheit … salonfaschistische Parteien wählt, während der Staatsapparat sich weiter militarisiert“.
Gietinger will die Novemberrevolution dem Vergessen entreißen: „Sie hat es verdient“.
Peer Janssen