Über unmenschliche Bedingungen beim Abwracken ausgedienter Handelsschiffe hat WATERKANT mehrfach berichtet: Jetzt hat ein schwerer Unfall auf einem „shipwrecking yard“ in Pakistan mindestens 10 Todesopfer und 50 Schwerverletzte gefordert – aber rund 200 weitere Arbeiter sind im brennenden Wrack gefangen.
Einem aktuellen Bericht des „Maritime Herald“ zufolge gab es gestern in Gadani nordwestlich von Karachi bei Schweißarbeiten an den Treibstofftanks eines Wracks mehrere Explosionen. Dabei entstanden Brände, die um sich greifend weitere Detonationen auslösten – und immer noch auslösen. Ausgänge und Fluchtwege wurden versperrt, die von den örtlichen Behörden angeblich „sofort“ entsandten Hilfskräfte konnten dem Bericht nach bislang nicht so wirksam eingreifen, wie es nötig wäre, weil dicker schwarzer Rauch und weiter wütendes Feuer sie behindern.
Zwar haben Staatspräsident und Regierung ihr „tiefes Bedauern“ ausgedrückt und umfassende „Notstands“-Maßnahmen angeordnet – ob das aber die Verhältnisse ändert, bleibt über den aktuellen Fall hinaus abzuwarten: In Gadani gibt es dem Bericht nach 132 „yards“ an einem mehr als zehn Kilometer langen Strandabschnitt, hier werden die Schiffsrümpfe einfach auf den Sand gefahren oder gezogen und dann zerlegt. Oftmals werden solche Arbeiten in Pakistan, Indien oder Bangladesh von unterbezahlten und meist ungeschützten Arbeitern aller Altersgruppen – auch Kindern und Jugendlichen – erledigt, mit Werkzeugen, die selten modernen technischen Standards genügen. Auftraggeber der Abwrackarbeiten sind die ehemaligen Schiffseigner, also überwiegend deutsche und europäische Unternehmen. Gadani gilt laut „Maritime Herald“ als das drittgrößte Abwrack-Areal der Welt.
Mehr siehe hier: Webseite des „Maritime Herald“