Am Nachmittag des 24. Februar hat im Unterweserhafen von Brake, aus Brasilien kommend, der 230 Meter lange Massengutfrachter Nord Capella (IMO 9623752) festgemacht – und eigentlich wollte er den Hafen nach Löschen seiner Ladung drei Tage später wieder verlassen. Daraus wurde nichts: Wasserschutzpolizei und die Berufsgenossenschaft Verkehr verhängten ein Auslaufverbot wegen schwerer Sicherheitsmängel.
Gestern veröffentlichte die Wasserschutzpolizei Brake dazu eine Pressemitteilung, ohne darin allerdings Namen oder andere Daten des betreffenden Schiffes zu nennen – die wurden von der WATERKANT-Redaktion recherchiert und hier hinzugefügt. „Ursächlich“ für das Auslaufverbot, so die Mitteilung, sei „eine Vielzahl von Mängeln an Bord des Schiffes, die bei Kontrollen sowohl hinsichtlich der Technik, der Ausrüstung, der Vertrautheit der Crew mit Notfallmaßnahmen als auch im Bereich der Umweltverhaltensvorschriften deutlich wurden.“
Die Rede ist unter anderem von „Unregelmäßigkeiten“ beim Umgang mit Schiffsmüll, die „viel Spielraum hinsichtlich möglicher Manipulationen in Bezug auf die (unrechtmäßige) Entsorgung von Schiffsmüll“ gelassen hätten. Weiter heißt es unter anderem: „Da die Kapazitäten für Plastikmüll und Elektroabfälle an Bord nahezu erschöpft bzw. bereits mehr als ausgeschöpft waren, wurde von der Wasserschutzpolizei Brake über die Hafenbehörde eine Zwangsentsorgung von vier Kubikmetern Schiffsmüll initiiert.“ Darüber hinaus habe das „an Bord … installierte System zur Behandlung des Ballastwassers … nicht ordnungsgemäß betrieben werden (können), da die dafür benötigten Chemikalien schon vor dem Einlaufen in Brasilien nicht mehr in ausreichender Menge an Bord waren.“
Unverständlich bleibt – detailliertere Auskünfte waren leider nicht zu bekommen – warum angesichts solch schwerer Mängel lediglich „eine Geldbuße in einer Gesamthöhe von über 1600 Euro festgelegt“ worden ist: Die Pressemitteilung beruft sich hierzu auf eine „Rücksprache mit dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie als zuständiger Bußgeldbehörde“, das erweckt den Anschein, als seien derartige – pardon! – Pillepallebußen üblich und rechtmäßig. Wie damit renitente Reeder, Schiffseigner und Kapitäne zu mehr Rücksicht und Vernunft gebracht werden sollen, bleibt offen.
Die Nord Capella fährt unter der Billigflagge von Panama und wird betrieben von der Eiko Kisen Co. Ltd., Imabari, Ehime, Japan (Daten aus fleetmon.com).
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Nachtrag vom 2. April 2023: Während die Pressemitteilung bezüglich des Auslaufverbots noch davon ausging, dies bedeute „für Schiff und Besatzung einige Tage ungeplanten Aufenthaltes im Braker Hafen“, entwickelte sich dies zu einem Zwangsaufenthalt von mehr als vier Wochen. Am 28. März gegen 21 Uhr hat das Schiff den Hafen Brake verlassen – ursprünglich mit AIS-Zielangabe „Falmouth“ (UK); tatsächlich erfolgte kurz darauf eine Kursänderung Richtung Brasilien.