Am 16. Juli hat die Europäische Union ein „einzigartiges“ Partnerschaftsabkommen mit China unterzeichnet. In der amtlichen Pressemitteilung heißt es: „Zwei der größten Meereswirtschaften der Welt werden zusammenarbeiten, um die internationale Steuerung der Ozeane in all ihren Aspekten zu verbessern, einschließlich der Bekämpfung der illegalen Fischerei und der Förderung einer nachhaltigen blauen Wirtschaft.“
Zwar betont die Erklärung weiter, die Partnerschaft enthalte auch „klare Verpflichtungen zum Schutz der Meeresumwelt“ und „zur Bekämpfung des Klimawandels im Einklang mit dem Übereinkommen von Paris“ und selbstverständlich darf auch das Bekenntnis „zur Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, insbesondere des Ziels 14 für die nachhaltige Entwicklung der Ozeane“ nicht fehlen. Aber bekanntlich muss damit gerechnet werden, dass die Ziele der entsprechenden Abkommen leicht mal unter die Räder der Entwicklung „blauer Ökonomie“ geraten.
Dies gilt umso mehr, als im Rahmen der Entwicklung einer „blühenden und nachhaltigen blauen Wirtschaft“ ausdrücklich festgeschrieben wird, Zusammenarbeit und Informationsaustausch zwischen „Unternehmen, Forschungsinstituten, Finanzinstituten und Industrieverbänden“ zu fördern. Kein Land oder Kontinent der Welt, so EU-Meeres- und Fischereikommissar Kamenu Vella, könne allein die „kolossalen Aufgaben“ bewältigen, die sich aus Zielen wie der „Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt der Meere auf hoher See“, der Bekämpfung von Meeresverschmutzung sowie der Auswirkungen des Klimawandels oder der Verhinderung illegaler, nicht gemeldeter und unregulierter Fischerei ergäben.
Aus Sicht des Meeresumweltschutzes interessant ist übrigens auch, dass das Abkommen ausdrücklich den Begriff der „blue economy“ nicht nur mit „sauberen Technologien“ verknüpft, sondern im selben Atemzug auch mit den „besten verfügbaren Praktiken“. Aus den europäischen Prozessen der vergangenen Jahrzehnte ist bekannt, dass gerade diese „bestverfügbaren Praktiken“ in diversen Abkommen beharrlich eingegrenzt werden, sie müssten unbedingt „wirtschaftlich“ sein. Niemand wird damit rechnen, dass ausgerechnet China das anders, etwa mit einem Primat der Ökologie, definiert.
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