Lange Zeit haben deutsche Behörden immer wieder beteuert, es habe nach dem Zweiten Weltkrieg in deutschen Gewässern niemals Giftgasversenkungen gegeben – „lediglich“ weit entfernt auf hoher See von Nord- und Ostsee seien diese tödlichen Altlasten verklappt worden. Diese Behauptung konnte jetzt ein weiteres Mal widerlegt werden – für die Lübecker Bucht.
Dank Recherchen unseres Autors Stefan Nehring lassen sich auch für die Lübecker Bucht direkt vor den Stränden Versenkungen chemischer Kampfstoffmunition durch die britische Militäradministration nachweisen. Mehrfach schon hat der Koblenzer Experte bei WATERKANT über Aktenfunde berichtet, die derartige „Entsorgungs“-Maßnahmen enthüllten – in der Flensburger Förde, vor Helgoland, in der Kieler Förde…
Scharf wendet sich Nehring dabei gegen die anhaltende amtliche Zurückhaltung beim Lösen des Problems, kritisiert Verlautbarungen, man habe „bestimmt noch 30 Jahre“, um „in Ruhe mit dieser Belastung umgehen“ zu können. Für die Lübecker Bucht, so der seit Jahrzehnten mit dem Thema befasste Meeresbiologe, gelte das definitiv nicht. Er fordert von der Politik die umgehende Anwendung eines mehrstufigen Sicherungs- und Sanierungskonzepts für die Lübecker Bucht.
Unter anderem verlangt Nehring die sofortige Ausweisung von Sperrgebieten, um den unkontrollierten Zugriff auf die rund 100 Tonnen versenkte Giftgasmunition zu verhindern. Strandbesucher, Wassersportler, Schifffahrt und Fischerei seien insbesondere vor den Gefahren chemischer Kampfstoffe eindringlich zu warnen. Noch in diesem Jahr sollte unter Hinzuziehung historischer Quellen eine „flächendeckende Suche nach dem Giftgas und anderer gefährlicher Munition“ begonnen werden. Eine daraus mit Hilfe unabhängiger Experten unmittelbar zu erstellende Prioritätenliste sei anschließend umgehend abzuarbeiten: „Die zügige Sanierung zur Gefahrenabwehr für Mensch und Umwelt“ sei unabdingbar, „denn die tödlichen Gefahren durch Senfgas und Co. lassen kein Zögern mehr zu“.
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Der vollständige Beitrag von Stefan Nehring unter dem Titel „Die Büchsen der Pandora“ kann hier bei WATERKANT abgerufen werden.
Kontakt zum Autor per E-Mail: stefan-nehring@web.de
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