Es geschieht nicht oft, dass ein EU-Gremium von seiten eines oder mehrerer Umweltverbände ausdrücklich gelobt wird. Dem Rat der europäischen Fischereiminister ist heute genau das widerfahren: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) zollte der Ministerrunde Anerkennung für ihre Quoten-Beschlüsse zur Ostseefischerei.
Der Rat der EU-Fischereiminister hatte in Luxemburg die 2021-Fangquoten für die Ostsee beschlossen. Unter Hinweis auf Klimawandel, Eutrophierung, Meeresmüll und industrielle Verschmutzungen als Ursachen bezeichnete der Rat die Situation der Fischbestände in der Ostsee als „weiterhin schwierig“. Es ist bezeichnend, dass keine dieser Ursachen – obgleich ausnahmslos anthropogenen Ursprungs – politisch angegangen wurde, denn dafür sind ja schließlich nicht die Fischerei-, sondern andere Ressort-Minister der Mitgliedsstaaten zuständig. Stattdessen befasste sich der Rat nur mit den Fangmengen, kürzte etwa die Herings-Quoten für die westliche Ostsee um 50 Prozent, erhöhte die Schollen- und Sprotten-Quoten geringfügig, ebenso die Dorschquoten im westlichen Teil, während hier für die östliche Ostsee bestätigt wurde, dass der Dorsch weiterhin „nicht gezielt befischt“ werden darf. Außerdem soll dort, „wo Fischerei aufgrund des schlechten Zustands der Bestände dauerhaft nicht mehr möglich ist“, die endgültige Stilllegung von Fischereifahrzeugen gezielt gefördert werden, um den betroffenen Fischern „wirtschaftlich eine Perspektive zu bieten.“
Die DUH hat diese Beschlüsse als „wichtigen Schritt in die richtige Richtung“ bezeichnet, weil sich die Fischereiminister „erstmals“ überwiegend an den wissenschaftlichen Empfehlungen des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) orientiert hätten. Lediglich die Dorschquoten kritisierte die DUH und mahnte zusätzliche Anstrengungen an, „um Lebensräume, Nahrungsgrundlage und Laichplätze zu sichern“ und „Überwachung und Kontrolle der Fischerei“ zu verbessern. Keine Kritik indes ließ die DUH-Pressemitteilung erkennen hinsichtlich der erwähnten Fokussierung auf Quoten, Quoten, Quoten – ohne Erwähnung oder gar Problematisierung der Ursachen. Wenn die Übernutzung und der Missbrauch der Ostsee (wie auch anderer Meere) weiter gehen, wird es bald keine Quoten mehr zu diskutieren geben…
Quellen: Ministeriums-Mitteilung zur Agrarrat-Tagung und Erklärung der DUH.