Mehr als 1000 niederländische Fischer haben am vergangenen Wochenende mit rund 60 Kuttern gegen den im Bau befindlichen Windpark „Fryslân“ im östlichen, zur gleichnamigen Provinz gehörenden Teil des IJsselmeers protestiert. 89 Turbinen mit je 4,3 Megawatt Leistung sind installiert und sollen noch in diesem Jahr ans Netz gehen. Die Fischer fürchten um ihre Existenz.
Auch wenn der Windpark „Fryslân“ dank der Abschottung des IJsselmeers von der Nordsee nicht direkt als „Offshore“-Installation bezeichnet werden kann, richtet sich der Protest der Fischer doch generell gegen diese gigantischen Windmühlenparks, auch und gerade auf See. Denn erstens ist ihnen das Befahren entsprechender Gebiete untersagt, selbst am Wochenende achtete die Polizei auf Einhaltung dieses Verbots, zweitens haben die Fischer festgestellt, dass die Vibrationen der riesigen Rotoren die Fischbestände kilometerweit verjagen würden.
Dirk Kraak, einer der Fischer und Mitorganisator des Protests, weiß einen dritten Grund: Es handele sich bei dem Areal um Teile eines Natura-2000-Naturschutzgebiets, die Fischer hätten entsprechende Einschränkungen hingenommen – aber nun werde dort mit Billigung und Unterstützung von Greenpeace ein Industriegebiet installiert. Kraak macht zugleich deutlich, dass dieser Protest nur exemplarisch zu verstehen sei, es würden Tausende von Windmühlen ins Meer gebaut, die Fischer fordern, bei entsprechenden Planungen und Beschlüssen stärker in Entscheidungen einbezogen zu werden: Nicht nur die Fischer von heute seien von all den Maßnahmen bedroht, auch die nächste Generation werde keine Chance mehr haben.
Der Streit um die Auswirkungen riesiger Windparks – im Park „Fryslân“ stehen die 89 Anlagen jeweils 600 Meter auseinander – trifft eine Berufsgruppe, die sich ohnehin stark vernachlässigt und missachtet sieht. Die Notwendigkeit einer Energiewende wird anerkannt, aber die Fischer wollen die Last der Folgen nicht alleine tragen: Ausgleichszahlungen für Einschränkunken seien keine Garantie für langfristiges Überleben. Und die Empörung richtet sich nicht nur gegen die Windkraftindustrie, sondern beispielsweise auch gegen die Schifffahrtspolitik: Während die Handelsschifffahrt trotz drängender Klimaprobleme noch Jahrzehnte Zeit bekomme, die Motoren ihrer wachsenden Schiffe umzurüsten, würden die Krabbenkutter gezwungen, bereits ab 2023 emissionsfrei zu fahren, erläutert Fischer Martijn van den Berg, ebenfalls einer der Protest-Organisatoren.
Die 89 Anlagen des Windparks „Fryslân“ – errichtet von Siemens Gamesa Renewable Energy in Cuxhaven – bilden die weltgrößte zusammenhängende Windkraftinstallation in einem Binnengewässer. Erwartet wird eine jährliche Stromproduktion von 1,5 Milliarden Kilowattstunden, mehr als ein Fünftel der gesamten Windstromproduktion (on- wie offshore) der Niederlande im Jahre 2020.
Weitere Informationen auf der Webseite
des niederländisch-westfriesischen Senders „Omrop Fryslân“.