Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und der Gründer des Meeresmunitions-Katasters AMUCAD (Ammunition Cadastre Sea), der Kieler Umweltgeograph Jann Wendt, laden – gemeinsam mit etlichen anderen Akteuren und Einrichtungen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft – vom 6.-10.September 2021 ein zur „Kiel Munition Clearance Week“ (KMCW21), einem hybriden Fachkongress mit mehr als 150 Teilnehmenden aus neun Ländern. Wendts Vision ist es, die Weltmeere bis 2100 frei von Munitionsaltlasten zu bekommen.
Millionen Tonnen Altmunition einschließlich vielfältigster und hochgefährlicher chemischer Waffen und Kampfstoffe lagern seit den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts allein in Nord- und Ostsee, kein Mensch kann verlässliche Zahlen vorweisen. Hinzu kommen ebenfalls unbekannte Mengen nicht nur in europäischen Gewässern, sondern auch vor den Küsten Ostasiens, Nordamerikas sowie rund um Australien (um nur die Schwerpunkte aufzuzählen) – teils verklappte Altbestände, teils Reste aus Kriegshandlungen früherer Zeiten oder bis heute andauernder Militärmanöver.
WATERKANT hat mehr als 15 Jahre lang immer wieder über die Munitions- und Kampfstoffreste in Nord- und Ostsee berichtet, hat seit 2005 wiederholte Versuche von Politik und Verwaltung, das Problem zu verharmlosen oder teilweise auch direkt zu leugnen, scharf kritisiert. Erst seit wenigen Jahren entwickelt sich zumindest in der Fachwelt ein Bewusstsein, dass diese Altlasten nicht bleiben dürfen, wo sie einst leichtfertig und rücksichtslos „entsorgt“ worden sind. Etliche Tagungen und Kongresse haben sich mittlerweile mehr oder weniger kompetent mit der Frage befasst, ob und vor allem wie Munition, Giftgasgranaten und andere gefährliche Kriegsaltlasten aus den Meeren zurückgeholt und vernichtet werden können – und vor allem, wer das denn bezahlen soll.
Das seit rund zehn Jahren von Wendt entwickelte digitale Munitionskataster Meer ist in diesem Zusammenhang als deutlicher Fortschritt zu loben, gibt es doch in Form einer Weltkarte einen (noch immer unvollständigen, aber stetig wachsenden) Überblick über bekannte Lagerstätten, zeigt die jeweils verfügbaren Herkunfts- und Mengendaten, ergänzt durch historische Hintergrund-Informationen – und wirbt nachdrücklich dafür, diese Daten kompetent zu vervollständigen und/oder gegebenenfalls auch zu korrigieren. „Nur eine fachübergreifende Vernetzung kann dieses Problem lösen“, zitiert die GEOMAR-Pressemitteilung zur „Kiel Munition Clearance Week“ deren Initiator Wendt: „Alleine schafft das keiner“. Wendt hofft, dass der Kongress dazu beitragen werde, „konkrete Ideen und Konzepte zu entwickeln, die eine umweltfreundliche, kostengünstige und sichere Räumung ermöglichen“ – so jedenfalls formuliert er es im Selbstporträt auf der Kongress-Webseite, die nicht nur das ausführliche Programm und Pandemie-Procedere erläutert, sondern auch direkt eine Anmeldung ermöglicht.
Anlässlich dieser Initiative hat WATERKANT sich entschlossen, der interessierten Öffentlichkeit eine vollständige Sammlung aller Beiträge zum Thema „Munitions- und Kampfstoff-Altlasten“ kostenlos zur Verfügung zu stellen, die seit Herbst 2005 in unserer inzwischen leider eingestellten Zeitschrift sowie auf dieser Webseite veröffentlicht worden sind. → hier geht’s zur chronologischen Übersicht
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