JadeWeserPort: Auf Kosten der Steuerzahler

Am heu­ti­gen Sonn­abend strebt der skur­ri­le Irr­sinn um die maro­de Kaje einem neu­en Höhe­punkt ent­ge­gen: Mög­li­cher­wei­se ein Fall für den Staatsanwalt? 

In der Nacht zum Sonn­abend gegen 3 Uhr hat die „Zhen Hua 24“ ihren Anker­platz süd­west­lich von Hel­go­land ver­las­sen und ist wie­der gen Wil­helms­ha­ven gefah­ren. Seit etwa 10 Uhr liegt sie an der Kaje des künf­ti­gen Jade­We­ser­Port (JWP), um dort die vier Con­tai­ner­brü­cken zu ent­la­den, die sie ges­tern nicht los­wer­den durf­te (sie­he Mel­dung vom Vor­tag): Laut RADIO BREMEN sol­len die Brü­cken nun exakt auf jenem Teil der Kaje instal­liert wer­den, für den ges­tern die ver­ant­wort­li­che Ver­si­che­rung die Haf­tung abge­lehnt hat­te. Grund für die­se Ent­schei­dung ist nach Sen­der­an­ga­ben, dass die JadeWeserPort-Realisierungs-Gesellschaft (JWPRG) – deren Ver­tre­ter am gest­ri­gen „Brü­cken­tag“ mal eben abge­taucht waren – nun erklärt hat, die Haf­tung für die Stand­fes­tig­keit der von mehr als 200 Schloss­spren­gun­gen geschwäch­ten Kaje über­neh­men zu wollen!

Die „Zhen Hua 24“ bringt Con­tai­ner­brü­cke Nr. 5 bis 8 an den von der Ver­si­che­rung zuvor für unge­eig­net erklär­ten JWP-Kajenabschnitt.

An die­ser Stel­le soll es weni­ger um die chro­no­lo­gi­schen Details die­ses skan­da­lö­sen Vor­gangs gehen – die kön­nen aus­führ­lich auf der RADIO-BREMEN-Website nach­ge­le­sen wer­den (mehr sie­he hier) – als viel­mehr um eine sub­jek­ti­ve Wer­tung: Wie der Sen­der rich­tig anmerkt, ist die JWPRG eine staat­li­che Gesell­schaft der Län­der Nie­der­sach­sen und Bre­men. Und das bedeu­tet nicht mehr und nicht weni­ger, als dass die­se Län­der und damit ihre Steu­er­zah­le­rin­nen und Steu­er­zah­ler zur Kas­se gebe­ten wer­den, wenn das gewag­te Expe­ri­ment schief gehen und ent­we­der die maro­de Kaje wei­te­ren Scha­den neh­men oder die lau­fen­den Sanie­rungs­ar­bei­ten ver­zö­gert oder gar die Con­tai­ner­brü­cken demo­liert wer­den sollten!

Mensch mag es ange­sichts der Ereig­nis­se der ver­gan­ge­nen Mona­te für nach­voll­zieh­bar hal­ten, dass bei den Ver­ant­wort­li­chen in der Poli­tik der bei­den Län­der, bei der JWPRG, beim Bau­kon­sor­ti­um Bun­te & Co. und auch beim Betrei­ber Euro­ga­te die Ner­ven blank lie­gen. Aber aus Ner­vo­si­tät und ver­meint­li­chem Hand­lungs­druck die kla­re War­nung, die in dem Ver­dikt des Ver­si­che­rers steckt, in den Jade­wind zu schla­gen - das ist nicht ein­fach nur leicht­fer­tig, son­dern das zeugt von einer unsäg­li­chen Arro­ganz aller Betei­lig­ten nach dem Mot­to: „Es ist ja nicht unser Geld, das wir hier aufs Spiel set­zen“. Der Jade­We­ser­Port wird mit die­ser Vor­ge­hens­wei­se und vor dem Hin­ter­grund der bis­he­ri­gen Pein­lich­kei­ten und Feh­ler von einem teu­ren und zwei­fel­haf­ten Prestige-Projekt zu einem Skandal-Fall. Ob das jet­zi­ge Expe­ri­ment nun klappt oder schief geht, ist völ­lig uner­heb­lich: Der JWP ist ein Fall für den Staats­an­walt - und für eine poli­ti­sche Debat­te über die per­sön­li­che Haf­tung von Amts- und Man­dats­trä­gern ein­schließ­lich der Ver­ant­wort­li­chen in staats­ei­ge­nen Gesell­schaf­ten (wie der JWPRG).

© Foto: Hufen­bach / grup­po 635

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WATERKANT-Redaktion

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