Streit um COSCO-Beteiligung

COSCO-Schiff am HHLA-Terminal Tol­ler­ort
(Archiv­bild von 2019) - Foto: B. Ilschner

Vor weni­gen Tagen sorg­te das mana­ger maga­zin für Unru­he an der Elbe: „Ber­lin ver­bie­tet chi­ne­si­scher Ree­de­rei Ein­stieg in Ham­bur­ger Hafen“, mel­de­te das Fach­blatt – und ern­te­te einen Sturm der Ent­rüs­tung. Angeb­lich pla­ne Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter Robert Habeck (Grü­ne) im Zuge eines Inves­ti­ti­ons­prüf­ver­fah­rens im Bun­des­ka­bi­nett ein Veto gegen das Vor­ha­ben: Für HHLA-Chefin Ange­la Titz­rath laut mana­ger maga­zin „ein her­ber Rück­schlag“, spä­ter war sogar von einer „zor­ni­gen“ Reak­ti­on der Kon­zern­che­fin die Rede. 

Seit dem ver­gan­ge­nen Jahr war­tet der teil­staat­li­che Ham­bur­ger Hafen- und Logis­tik­kon­zern HHLA auf die Geneh­mi­gung des Deals: Im Spät­som­mer 2021 hat­te die HHLA, zu 69 Pro­zent im Besitz der Frei­en und Han­se­stadt Ham­burg, einen Ver­trag mit dem staat­li­chen chi­ne­si­schen Ter­mi­nal­kon­zern COSCO Ship­ping Ports Limi­t­ed (CSPL) unter­zeich­net, wonach COSCO einen 35-Prozent-Anteil am HHLA-Containerterminal Tol­ler­ort (CTT) über­neh­men soll­te. Das Vor­ha­ben war aber von Anfang an umstrit­ten. Im Som­mer vori­gen Jah­res hat­te sich Ham­burgs Regie­rungs­chef Peter Tsch­ent­scher wäh­rend der Ver­hand­lun­gen öffent­lich zu dem Vor­ha­ben bekannt, die Gewerk­schaft ver.di hin­ge­gen hat­te mas­si­ven Pro­test ange­mel­det. Für die oppo­si­tio­nel­le Links­frak­ti­on in der Bür­ger­schaft kri­ti­sier­te deren Hafen­ex­per­te Nor­bert Hack­busch die Ent­schei­dung des Senats, ohne Betei­li­gung des Par­la­ments eine der­art stra­te­gisch bedeu­ten­de Terminal-Beteiligung zu ver­ge­ben, als „Pro­vo­ka­ti­on“ und nann­te die geplan­te Pri­va­ti­sie­rung „wei­ter­hin einen Feh­ler“. Es gel­te, das Augen­merk stär­ker auf die Jobs der Hafen­ar­bei­ter zu rich­ten – und nicht auf Pri­vi­le­gi­en für COSCO.

Über­pro­por­tio­na­le Profite?

Ein wesent­li­cher Grund für die­se auf­ge­reg­te Reak­ti­on waren unter ande­rem Medi­en­be­rich­te, wonach die HHLA der CSPL für den CTT-Einstieg eine „asym­me­tri­sche Gewinn­be­tei­li­gung“ ver­spro­chen habe – obwohl der COSCO-Anteil nur 35 Pro­zent beträgt, soll das Unter­neh­men vom Gewinn des Ter­mi­nals über­pro­por­tio­nal pro­fi­tie­ren. Ein wei­te­rer Grund: Immer wie­der wird an den Fall Pirä­us erin­nert, des­sen Container-Terminal COSCO mit Zustim­mung der EU-Kommission zu 100 Pro­zent betreibt – und wo Syri­za und die loka­len Gewerk­schaf­ten wie­der­holt auf mise­ra­ble Arbeits­be­din­gun­gen und hohe Unfall­ri­si­ken hin­ge­wie­sen und ver­ein­zelt auch dage­gen gestreikt haben – vergeblich.

Auf die jet­zi­ge Veto-Meldung folg­te ein mehr­tä­gi­ges media­les Zan­ken: Habecks Minis­te­ri­um bestä­tig­te zwar ein lau­fen­des „Inves­ti­ti­ons­prüf­ver­fah­ren im Sin­ne des Außen­wirt­schafts­ge­set­zes“, nicht aber, dass bereits eine Ent­schei­dung gefal­len sei. Auch ein HHLA-Sprecher demen­tier­te dies und beton­te, man gehe nach wie vor davon aus, „dass die Bedin­gun­gen für eine Geneh­mi­gung“ erfüllt sei­en und eine außen­wirt­schaft­li­che Frei­ga­be erreicht wer­den kön­ne. Kurz dar­auf erschien auf der HHLA-Webseite – ohne jede Bezug­nah­me zum Anteils­streit – ein Lob­lied auf die 40 Jah­re wäh­ren­de „erfolg­rei­che Part­ner­schaft zwi­schen dem Ham­bur­ger Hafen und … Chi­na“. Das Fach­blatt DVZ wuss­te schließ­lich zu berich­ten, dass die Ent­schei­dung der Bun­des­re­gie­rung auf Ende Okto­ber ver­tagt wor­den sei.

Zu der anhal­ten­den Heim­lich­tue­rei des Ham­bur­ger Senats und der HHLA über Details der geplan­ten COSCO-Beteiligung gehört auch, dass bis heu­te unklar bleibt, was denn die angeb­lich von CSPL zuge­sag­te CTT-Einstufung als „pre­fer­red hub“, einem bevor­zug­ten Umschlags­ha­fen, in Euro­pa bedeu­ten bezie­hungs­wei­se für Ham­burg brin­gen kann: Nie­mand in der Fach­welt geht davon aus, dass COSCO nach einem CTT-Einstieg etwa Ver­keh­re von Ham­burgs gro­ßen Kon­kur­renz­hä­fen Rot­ter­dam oder Ant­wer­pen abzie­hen und an die Elbe umlen­ken wer­de. Denn an den Nordostatlantik-Standorten unter­hält CSPL eige­ne Betei­li­gun­gen an ein­zel­nen Ter­mi­nals – in Rot­ter­dam 35 Pro­zent, in Ant­wer­pen 20 Pro­zent und im dem­nächst mit Ant­wer­pen fusio­nie­ren­den Hafen von Zee­brüg­ge sogar 85 Pro­zent. Nach Anga­ben der DVZ ist COSCO der mit Abstand größ­te Ter­mi­nal­be­trei­ber der Welt – knapp 142 Mil­lio­nen TEU in 2019.

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WATERKANT-Redaktion