Eurokai: Millionengewinn trotz hoher Verluste

Das Hafen­um­schlags­un­ter­neh­men Euro­kai der Ham­bur­ger Unter­neh­mer­fa­mi­lie Eckel­mann hat mit sei­nem aktu­el­len Finanz­be­richt fürs ers­te Halb­jahr 2023 eine der mise­ra­bels­ten Bilan­zen der Unter­neh­mens­ge­schich­te vor­ge­legt – und ver­zeich­net den­noch für die­sen Zeit­raum einen Gewinn in Höhe von 30,8 Mil­lio­nen Euro. 

Ja, es sind tur­bu­len­te Zei­ten für Kon­zer­ne wie Euro­kai: Gera­de eben wir­belt der staats­ei­ge­ne Hafen­kon­kur­rent HHLA die loka­le Sze­ne durch­ein­an­der mit dem geplan­ten, wenn­gleich hoch umstrit­te­nen 49,9-Prozent-Einstieg der Gen­fer Mega-Reederei Medi­ter­ra­ne­an Ship­ping Com­pa­ny (MSC). Da besche­ren die fir­men­ei­ge­nen Buch­hal­ter der Kon­zern­spit­ze und der Öffent­lich­keit eine Zwi­schen­bi­lanz fürs ers­te Halb­jahr 2023, die in Umschlags­men­gen und Euro fast nur Minus­zah­len auf­weist: Aber den­noch wird betont, man habe genü­gend Reser­ven, um die Schwä­che­pe­ri­ode zu über­ste­hen. Die aktu­el­le Auf­stel­lung bezif­fert das Gesamt­ver­mö­gen mit 902, die liqui­den Mit­tel mit 195 Mil­lio­nen Euro.

Euro­kai betreibt Container-Terminals an ins­ge­samt neun Stand­or­ten – in Form des Unter­neh­mens Euro­ga­te, einer 50:50-Partnerschaft mit der staat­li­chen Bre­mer BLG Logi­stics Group: Drei Ter­mi­nals in Deutsch­land (Bre­mer­ha­ven, Ham­burg, Wil­helms­ha­ven), drei in Ita­li­en (La Spe­zia, Raven­na und Saler­no) sowie im marok­ka­ni­schen Tan­ger, in Lima­ssol auf Zypern und im rus­si­schen Ust-Luga. Alle die­se Stand­or­te zusam­men haben laut dem aktu­el­len Zwi­schen­be­richt im ers­ten Halb­jahr die­ses Jah­res rund 5,4 Mil­lio­nen TEU umge­schla­gen, 11,1 Pro­zent weni­ger als in den ers­ten sechs Mona­ten 2022. Nur in Saler­no konn­te der Umschlag gestei­gert wer­den, um rund 17 Pro­zent auf knapp 179.000 TEU, alle ande­ren Ter­mi­nals muss­ten Ein­bu­ßen hin­neh­men – die drei deut­schen ver­lo­ren 14,1 Pro­zent und die ita­lie­ni­schen trotz des Salerno-Ergebnisses 12,9 Pro­zent. Lima­ssol büss­te 7,6 Pro­zent ein, Tan­ger nur 0,7 Pro­zent – und in Ust Luga schrumpf­te der Umschlag um 96,7 Prozent.

Ein Blick auf ein­zel­ne Ergeb­nis­se: Was den rus­si­schen Hafen Ust Luga angeht, kann der Rück­gang von 8548 TEU im ers­ten Halb­jahr 2022 auf nur noch 282 TEU in der ers­ten Hälf­te die­ses Jah­res nicht wirk­lich über­ra­schen: Die gegen Russ­land ver­häng­ten Sank­tio­nen haben nahe­zu alle Ree­de­rei­en ihren Umschlag und ihre Akti­vi­tä­ten gen Null fah­ren las­sen. Aber noch im Früh­jahr ver­si­cher­te ein Unter­neh­mens­spre­cher der Deut­schen Verkehrs-Zeitung (DVZ), für Euro­ga­te ste­he eine Tren­nung von der Betei­li­gung am Ust-Luga Con­tai­ner Ter­mi­nal „zur Zeit nicht zu Disposition“.

Dras­ti­scher Abschwung beim JadeWeserPort

Von den deut­schen Häfen ver­lor der Jade­We­ser­Port (JWP) in Wil­helms­ha­ven am stärks­ten. Im ohne­hin weit unter den Ziel­mar­ken aus­ge­las­te­ten Tief­was­ser­ha­fen an der Jade schrumpf­te der Halbjahres-Umschlag von 349.017 TEU in 2022 auf aktu­ell 293.535 TEU um 15,9 Pro­zent. Das Halb­jah­res­er­geb­nis habe sich wegen die­ses Men­gen­rück­gangs und gleich­zei­tig rück­läu­fi­ger Lager­gel­derlö­se sub­stan­ti­ell ver­schlech­tert „und ist nega­tiv“, so Euro­kai im Bericht. Auch Bre­mer­ha­ven ver­lor rund 15 Pro­zent und sack­te von 2,335 auf 1,985 Mil­lio­nen TEU – und zwar an allen drei Ter­mi­nals ein­schließ­lich der bei­den Gemein­schafts­un­ter­neh­men mit Mærsk und MSC. Auf­fäl­lig ist hier vor allem der knapp 30 Pro­zent betra­gen­de Umschlags­rück­gang am Ter­mi­nal „MSC Gate“ – den­noch hat­te die Gen­fer Mega-Reederei kurz vor Bekannt­wer­den ihres geplan­ten Hamburg-Deals die­sen Ver­trag in Bre­mer­ha­ven deut­lich verlängert.

Auch der Eurogate-Terminal in Hamburg-Waltershof – gegen­über dem HHLA-Terminal Bur­chard­kai – hat Ein­bu­ßen hin­neh­men müs­sen, aller­dings nur um 11,6 Pro­zent, der Halb­jah­res­um­schlag sank von 1,073 auf 0,949 Mil­lio­nen TEU. Hier jedoch betont die Mut­ter­ge­sell­schaft Euro­kai in ihrer aktu­el­len Zwi­schen­bi­lanz die Unsi­cher­hei­ten, die der ange­kün­dig­te Ein­stieg von MSC bei der HHLA mit sich brin­gen könn­te: Einer­seits kön­ne eine sol­che Part­ner­schaft zu spür­ba­ren Ladungs­ver­lus­ten bei Euro­ga­te füh­ren, ande­rer­seits aber auch bis­he­ri­ge HHLA-Kunden wech­seln lassen.

Ins­ge­samt muss­te der Kon­zern einen Umsatz­rück­gang um rund 16 Pro­zent hin­neh­men, von 131 auf 110 Mil­lio­nen Euro. Aber obwohl der Kon­zern­über­schuss im ers­ten Halb­jahr 2023 gegen­über dem Ver­gleichs­zeit­raum um knapp 60 Pro­zent ein­brach, konn­te den­noch der ein­gangs erwähn­te Gewinn von 30,8 Mil­lio­nen Euro ver­bucht werden.

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WATERKANT-Redaktion