Verpuffen Trumps maritime Attacken?

US-Präsident Donald Trump macht wirt­schafts­po­li­tisch mobil gegen den Rest der Welt – und dabei nicht zuletzt auch gegen Chi­na. Das bleibt im mari­ti­men Sek­tor nicht ohne Fol­gen: Schiff­bau und See­han­del sind ver­un­si­chert, reagie­ren aber teil­wei­se skur­ril; Ähn­li­ches gilt auch für die von dem auto­kra­ti­schen Repu­bli­ka­ner gefor­der­te Kon­trol­le über den wich­ti­gen Panama-Kanal. 

Zunächst ein Blick auf die glo­ba­le Schiff­fahrt: Selbst­ver­ständ­lich ist die Bran­che ver­un­si­chert ob der jüngst ver­kün­de­ten Dro­hun­gen, dass dem­nächst im US-Seehandel aus­län­di­sche Ree­de­rei­en mit Hafen­ge­büh­ren im Millionen-Dollar-Bereich belegt wür­den, sofern sie in Chi­na gebau­te Schif­fe ver­wen­den. End­gül­ti­ge Ent­schei­dun­gen aus Washing­ton ste­hen zwar noch aus, trotz­dem stell­te der mari­ti­me Dienst Han­sa jüngst schon mal eines klar: Weder in Süd­ko­rea noch in Japan könn­ten die Werf­ten eine stei­gen­de Nach­fra­ge nach Schiff­bau­ka­pa­zi­tät befrie­di­gen, falls die Trump-Administration die Ree­der dazu zwän­ge, kei­ne Neu­bau­auf­trä­ge mehr nach Chi­na zu ver­ge­ben. Japans Werf­ten arbei­te­ten „nahe­zu an ihrer Kapa­zi­täts­gren­ze“, zitiert Han­sa den Chef der Ree­de­rei NYK Line, Taka­ya Soga; vor 2028 sei an Expan­si­on nicht zu den­ken. Und Süd­ko­re­as Schiff­bau­er steck­ten schon seit fast 20 Jah­ren in Finanz­nö­ten, des­halb sei auch dort kei­ne schnel­le Erwei­te­rung zu erwarten.

Schiff­bau: Knapp 95 Pro­zent aus Ostasien

Wei­te­re Alter­na­ti­ven aber sind rar. Laut aktu­el­lem UNCTAD-Report zur mari­ti­men Wirt­schaft leis­te­te Chi­na 2023 knapp 51 Pro­zent des Welt­schiff­baus, Süd­ko­rea folgt mit 28,3 Pro­zent, Japan liegt mit 15,4 Pro­zent auf dem drit­ten Platz. Die EU kommt nur auf 2,18 Pro­zent, die USA schaf­fen gera­de mal 0,1! Trump müss­te ent­spre­chen­de Schiffbau-Kapazitäten in den USA also über­haupt erst auf­bau­en, um Chi­na und ande­re Asia­ten als Anbie­ter ablö­sen zu kön­nen – und zwar finan­zi­ell wie tech­no­lo­gisch. Das Pro­blem sei haus­ge­macht, berich­te­te Bloom­berg kürz­lich: Die USA hät­ten seit den 1970ern ihren Han­dels­schiff­bau immer mehr zurück­ge­fah­ren. Das trifft zu, nicht nur für die USA, son­dern aus­drück­lich auch für Euro­pa: Werft­ka­pa­zi­tät in Ost­asi­en auf­zu­bau­en, galt nach dem Zwei­ten Welt­krieg in den west­eu­ro­päi­schen Indus­trie­na­tio­nen lan­ge als Ent­wick­lungs­hil­fe. Staa­ten wie Frank­reich, Ita­li­en oder die BRD för­der­ten mit Steu­er­gel­dern hei­mi­sche Werf­ten für die Ver­ga­be von Know­how nach Fern­ost. Dort wur­de kräf­tig inves­tiert und in der Fol­ge ver­ga­ben – und ver­ge­ben – hei­mi­sche Ree­der ihre Neubau-Aufträge nach Japan, Süd­ko­rea und zuneh­mend nach Chi­na, weil‘s dort bil­li­ger ist.

Trumps Dro­hung treibt nun aller­dings teils skur­ri­le mari­ti­me Blü­ten. Die Mega-Reederei MSC hat in den ver­gan­ge­nen Mona­ten rund 130 Neu­bau­ten – knapp 2,1 Mil­lio­nen TEU Kapa­zi­tät – beauf­tragt und zwar über­wie­gend in Chi­na. Laut Singapur-Dienst Splash247 indes hat der gro­ße Tan­k­ree­der DHT Hol­dings (Ber­mu­das) sich als Reak­ti­on auf die US-Drohung jüngst meh­re­rer in Chi­na gebau­ter Groß­tan­ker – per Ver­kauf ent­le­digt. Gelas­sen gibt sich hin­ge­gen Gen­co Ship­ping, größ­ter US-Massengut-Verlader, so Bloom­berg: Man wer­de in Chi­na gebau­te Schif­fe gege­be­nen­falls – Han­del sei ja glo­bal – „anders­wo posi­tio­nie­ren“. Dann wären aller­dings Pro­duk­te der US-Sojabauern man­gels Export­lo­gis­tik nicht mehr wettbewerbsfähig…

Und selbst auf Tai­wan lässt man sich von den aktu­el­len Span­nun­gen offen­bar wenig beein­dru­cken: Han­sa zitiert ein Vor­stands­mit­glied der Con­tai­ner­ree­de­rei Yang Ming, man wer­de in den nächs­ten Aus­schrei­bun­gen „chi­ne­si­sche Schiff­bau­er nicht absicht­lich aus­schlie­ßen“. Exper­ten hal­ten es zwar für unwahr­schein­lich, dass die quasi-staatliche Ree­de­rei einen Auf­trag auf‘s „feind­li­che“ Fest­land ver­gibt. Aber der hei­mi­sche Mas­sen­gut­ree­der U-Ming Mari­ne hat gera­de zwei Neu­bau­ten für mehr als 150 Mil­lio­nen US-Dollar bei der chi­ne­si­schen Werft Qing­dao Bei­hai Ship­buil­ding beauftragt.

Panama-Kanal: Rän­ke­spiel­chen mit Fake-News

Apro­pos Logis­tik: Zum ande­ren eska­liert gera­de der Streit um die Kon­trol­le des Panama-Kanals, sei­ner Häfen und sei­ner Eisen­bahn. Aus­gangs­punkt war Trumps Fake-Behauptung, er müs­se den Kanal von chi­ne­si­scher Herr­schaft befrei­en. Tat­säch­lich stand und steht die Was­ser­stra­ße unter natio­na­ler Kon­trol­le Pana­mas, ledig­lich zwei Häfen wer­den bis­her von dem glo­bal akti­ven Holding-Konzern CK Hut­chison aus Hong­kong gema­nagt. Der ist neben Akti­vi­tä­ten in Berei­chen wie Dro­ge­rie­märk­ten, Ener­gie oder Tele­kom­mu­ni­ka­ti­on auch im Hafen­ge­schäft mas­siv enga­giert, er betreibt rund 50 Ter­mi­nals in 24 Län­dern, aller­dings nicht in den USA. Pana­ma pro­tes­tier­te in Washing­ton und appel­lier­te zugleich an den Kon­zern in Hong­kong. Nach der­zeit undurch­sich­ti­gem Fäden­zie­hen mach­te Anfang März der umstrit­te­ne US-Investor Black­rock dem Hutchison-Management ein Ange­bot, das die­ses offen­bar nicht aus­schla­gen konn­te: Ein von Black­rock geführ­tes Kon­sor­ti­um, dem auch die MSC-Terminaltochter TIL ange­hört, soll Hut­chisons welt­wei­tes Hafen­ge­schäft bis auf zehn chi­ne­si­sche Stand­or­te übernehmen.

Eigent­lich hät­ten Black­rock, MSC und Hut­chison Anfang April den 22,8 Mil­li­ar­den US-Dollar teu­ren Deal unter­schrei­ben sol­len – er käme wegen Stär­kung der MSC-Position einer Neu­ord­nung des glo­ba­len Hafen­ge­schäfts gleich. Aber Pekings Markt­re­gu­lie­rungs­be­hör­de hat ein Veto ein­ge­legt und eine Über­prü­fung gestar­tet, um – so das Außen­mi­nis­te­ri­um – „fai­ren Wett­be­werb sicher­zu­stel­len und das öffent­li­che Inter­es­se zu schüt­zen“. Wäh­rend die­ser Deal also noch in der Schwe­be ist, hat par­al­lel Däne­mark gera­de Trump die geplan­te Kanal­kon­trol­le zusätz­lich ver­ha­gelt: Von einem kana­di­schen Kon­sor­ti­um über­nahm die Ter­mi­nal­s­par­te APM der Ree­de­rei Mærsk die Pana­ma Canal Rail­way Com­pa­ny, deren 76 Kilo­me­ter lan­ge Linie die Kanal­hä­fen an Atlan­tik und Pazi­fik verbindet.

 

www.jungewelt.de

Über waterkant

WATERKANT-Redaktion