Heute früh hat die Elb-Link-Fähre in Brunsbüttel zum vorerst letzten Male nach Cuxhaven abgelegt, der Betrieb ist bis auf Weiteres eingestellt. Damit endet eine mehrmonatige Krise, deren Ursachen bislang unklar sind: Von Missmanagement der Betreiber reden die einen, von überzogenem Druck beteiligter Banken die anderen.
Obwohl es schon seit Mitte vergangenen Jahres immer wieder Meldungen über betriebliche Krisen gegeben hat, soll das jetzige Aus regionalen Berichten zufolge für die rund 50 Beschäftigten der finanziell angeschlagenen Elb-Link-Reederei unerwartet gekommen sein. Gerade der kontinuierlich leicht steigende Lkw-Verkehr soll trotz des winterlich schwächelnden, überwiegend touristischen Pkw-Aufkommens ermutigend gewirkt haben. „Eigentlich waren wir auf einem guten Weg“, hieß es aus dem Unternehmen.
Erst vor rund anderthalb Jahren, im August 2015, war die traditionsreiche und bereits mehrfach gescheiterte Verbindung mit großem Medienzirkus gestartet worden: Insbesondere die niedersächsische Politik, namentlich SPD-Wirtschaftsminister Olaf Lies und seine aus der Cuxhavener Region stammende Staatssekretärin Daniela Behrens, hatten sich für die Wiederbelbung eines Linienverkehrs zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel stark gemacht.
Niedersachsen hatte übrigens auch durch Ausbau der landseitigen Infrastruktur finanzielle Unterstützung geleistet, anders als Schleswig-Holstein: Die Infrastruktur am rechten Elbufer – eine Brücke ziemlich weit außerhalb des Ortes mit mäßiger Anbindung an das regionale Straßennetz – galt vielen als ein Grund für die verhaltene Akzeptanz. Der gewerbliche Güterverkehr hatte die neue Fährverbindung vergleichsweise besser angenommen als der private oder auch der touristische Personen- und Pkw-Verkehr.
Zwei Fährschiffe hatte der aus Estland stammende Reeder im Einsatz, die im stetigen Wechsel die Verbindung gewährleisteten – wobei die Fahrtzeit von 90 Minuten vielfach auf Kritik und Unverständnis stieß. Über den Erfolg der neuen Fährlinie gab es nur spärliche Informationen. Einerseits berichtete das Unternehmen Elb-Link mehrfach, der Start sei zufriedenstellend und die Buchungszahlen nähmen zu – andererseits war bereits im zweiten Jahr 2016 unbestätigt von Millionenverlusten die Rede. Und als im Sommer 2016 bei der Staatsanwaltschaft Stade ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts auf Insolvenzverschleppung anhängig wurde, begann in der Region ernsthaftes Krisengerede.
Vor wenigen Tagen hatte bereits eine der beiden Fähren ihren Betrieb eingestellt, es sei von der estnischen Muttergesellschaft nach Norwegen verchartert worden, hieß es. Nun folgte auch das Aus für das zweite Schiff. Zur Zeit ist völlig ungewiss, ob und wie es weitergeht. Das niedersäschsische Wirtschaftsministerium bekundete „großes Interesse“ an Wiederaufnahme des Fährbetriebs, von einer Auffanggesellschaft ist die Reede, auch über Bürgschaften und andere finanzielle Hilfen wird spekuliert. Eigentlich hätte es nun zum Frühjahr nach Angaben eines Unternehmenssprechers „richtig“ losgehen sollen. Sogar über eine Beschleunigung der Überfahrt ist bereits nachgedacht worden, das verbliebene Fährschiff „Grete“ soll dafür – unter anderem mit einem schnelleren Motor – technisch umgerüstet werden.
Momentan richten sich nun alle Hoffnungen auf das Frühjahr…