…und schuld daran sind Meeresströmungen: So lautet – sehr stark vereinfacht – das Ergebnis einer aktuellen Forschungsarbeit, die im Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) entstanden ist. Im Zuge des Klimawandels, so das AWI, dehnten sich seit geraumer Zeit die heißen und trockenen Gebiete auf der Nordhalbkugel weiter nach Norden – etwa bis in den Süden Kaliforniens – und auf der Südhalbkugel nach Süden aus. Modellrechnungen hätten nun gezeigt, dass großräumige Meeresströmungen hierfür entscheidene Ursachen seien.
„Die schweren Dürren in den USA oder in Australien“, schreibt das AWI in einer Pressemitteilung, „sind erste Anzeichen dafür, dass sich die Tropen mit ihren warmen Temperaturen offenbar im Zuge des Klimawandels immer weiter ausdehnen.“ Buschbrände in Australien und Kalifornien, Dürre und Wassermangel am Mittelmeer – solche Ereignisse träten seit einigen Jahren immer häufiger auf. „Per Definition erstrecken sich die Tropen um den Äquator, vom 23. Breitengrad im Norden bis 23. Grad südlicher Breite. Das Zentrum der Tropen ist feucht und hat viel Niederschlag, die Ränder im Norden und im Süden hingegen sind trocken und heiß.“ Und es sind diese Ränder, die sich ausdehnen – die Tropenzone wird größer.
Bislang hätte diese Entwicklung „nicht schlüssig“ erklärt werden können, weil „Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler … vor allem die Vorgänge in der Atmosphäre im Blick hatten.“ Aber alle Klimamodelle hätten nicht getaugt, „diese offensichtliche Ausdehnung der Tropen schlüssig nachzuvollziehen und zu begründen.“ Bislang sei die Fachwelt „davon ausgegangen, dass Vorgänge in der Atmosphäre die treibende Rolle spielten – etwa eine Veränderung der Ozonkonzentration oder der Aerosole.“ Auch „natürliche Klimaschwankungen, die im Rhythmus von Dekaden auftreten“, habe man für verantwortlich gehalten. Aber: „Eine deutliche Verschiebung der Tropen, zeitgleich auf der Nord- und Südhalbkugel, bildeten die Klimarechenmodelle einfach nicht ab“, stellt das AWI fest. Des Rätsels Lösung habe nun ein AWI-Team mit den beiden Physikern Hu Yang und Gerrit Lohmann entdeckt: „Unsere Modellrechnungen zeigen, dass großräumige Meeresströmungen sowohl auf der Nord- als auch auf der Südhalbkugel der entscheidende Treiber sind“, zitiert die Pressemitteilung den Forscher Hu Yang als leitenden Autoren der Untersuchung.
Gemeint sind jene viele Hundert Kilometer breiten Wasserwirbel, die langsam kreisen und – insbesondere aus dem Pazifik – traurige Berühmheit erlangt haben, weil sich in ihnen der in den Meeren treibende Plastikmüll konzentriert. Weil aber die Strömungen in solchen Regionen die Wassermassen besonders stark zusammenführten, akkumuliere die subtropische Ozeanoberfläche die umgebende Wärme leichter als in anderen Meeresregionen. Diese Erwärmung des subtropischen Ozeans bewirke eine Vergrößerung der warmen Meeresregionen. Gerrit Lohmanns Berechnungen, so das AWI weiter, hätten nun gezeigt, dass dies der Auslöser für die Ausdehnung der Tropen nach Norden beziehungsweise Süden sei: „Bislang hat man zu kompliziert gedacht und komplexe Veränderungen in der Atmosphäre als Ursache vermutet. In Wahrheit ist es ein relativ einfacher Mechanismus der Meeresströmungen.“
Ob die Dürren in Australien, Kalifornien oder am Mittelmeer ursächlich auf die Ausdehnung der Tropen zurückzuführen sind, könne Gerrit Lohmann aber nicht mit Sicherheit sagen: „Beim Klimawandel ist es immer schwierig, die Anteile mit letzter Gewissheit zu quantifizieren.“ Man könne aber davon ausgehen, dass die Meeresströmungen – und die Ausdehnung der Tropen – Dürren und Wirbelstürme wahrscheinlicher machten. Die bisherigen Forschungsergebnisse deuteten darauf hin, „dass die globale Erwärmung möglicherweise bereits erheblich zur anhaltenden tropischen Expansion beigetragen hat, insbesondere über der ozeanisch dominierenden südlichen Hemisphäre“, heißt es in der einleitenden Zusammenfassung („abstract“) der Studie.
Hier die Pressemitteilung des AWI zum Thema – und hier die Studie in toto.