Seit dem 7. Januar befindet sich die Besatzung eines aufgegebenen Frachters im kuwaitischen Hafen Shuaiba in einem Hungerstreik, um auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam zu machen; sechs von ihnen mussten bereits in klinische Behandlung. Das meldete heute die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF).
Die Corona-Pandemie trifft Seeleute schwer, darüber ist wiederholt berichtet worden. Einen extremen Fall schildert die ITF in einer aktuellen Pressemitteilung: In Shuaiba liegt seit Monaten ein Massengutfrachter, den die Reederei – mutmaßlich wegen pandemiebedingt fehlender Ladung – aufgegeben hat; die Besatzung allerdings wurde unversorgt und mit erheblichen Heuer-Schulden zurückgelassen. Laut ITF belaufen sich die Heuer-Forderungen auf mittlerweile mehr als 400.000 US-Dollar.
Die Seeleute – sie stammen aus Indien, der Türkei, Aserbeidschan und Bangladesch – verlangen mit Unterstützung ihrer Gewerkschaft von den kuwaitischen Behörden, dass sie durch eine lokale Crew ersetzt werden, damit sie endlich zu ihren Familien nach Hause können. Die meisten von ihnen sind seit 14 Monaten, einige sogar schon seit mehr als zwei Jahren an Bord.
Der 186 Meter lange Frachter „Ula“ gehört einer Reederei aus Katar und fuhr unter der Billigflagge des pazifischen Inselstaats Palau. Normalerweise ist es, wenn ein Schiff derart aufgegeben wird, Sache des Flaggenstaats, Maßnahmen zu ergreifen, um das Leben der Besatzung zu schützen und ausstehende Heuer-Zahlungen sicherzustellen. Das hat nach ITF-Angaben Palau aber trotz eindeutiger Aufforderung durch die Gewerkschaft unterlassen und stattdessen im September vergangenen Jahres die Registrierung aufgehoben.
Das Schiff liegt also seither flaggenlos in Shuaiba fest. Mohamed Arrachedi, ITF-Koordinator für Arabien und den Iran, kritisiert Kuwait scharf: „Die Behörden müssen dringend handeln, um diese Seeleute zu retten und diese Krise zu lösen“, das sei eine moralische und rechtliche Verantwortung. Die Seeleute könnten es sich mit Rücksicht auf ihre Familien nicht leisten, das Schiff mit leeren Händen zu verlassen, so Arrachedi.