CCS: Weitere Kehrtwende der Grünen

Ich hät­te wirk­lich nicht gedacht, dass wir die Umwelt eines Tages vor den Grünen
beschüt­zen müs­sen.“ – Mit har­schen Wor­ten hat Chris­ti­an Dir­schau­er für die Kie­ler SSW-
Land­tags­frak­ti­on auf die aktu­el­len Plä­ne von Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter Robert Habeck reagiert, den Ener­gie­kon­zer­nen end­lich den Weg frei zu machen für die umstrit­te­ne CCS-Technologie: die unter­ir­di­sche / unter­see­ische Abla­ge­rung von CO2

Vor weni­gen Tagen hat­te (unter ande­rem) die Digi­tal­zei­tung Der Nord­schles­wi­ger berich­tet, die Ampel­ko­ali­ti­on in Ber­lin wol­le das unter­ir­di­sche Ein­la­gern von CO2 „in grö­ße­rem Umfang erlau­ben als bis­her bekannt“. Unter Hin­weis auf die von Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter Robert Habeck ange­kün­dig­te Carbon-Management-Strategie schreibt die Zei­tung: „Dar­in wird es auch um die Fra­ge gehen, wo das kli­ma­schäd­li­che Treib­haus­gas CO2 depo­niert wer­den soll: Nur unter der Nord­see in Part­ner­län­dern wie Nor­we­gen oder Däne­mark? Oder auch in Deutsch­land? Und auch an Land?“ Habeck hat­te bekannt­lich einst „als grü­ner Ener­gie­wen­de­mi­nis­ter von Schleswig-Holstein das Ver­bot der unter­ir­di­schen Spei­che­rung des Kli­ma­ga­ses betrie­ben“ – sich in der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit dann aber durch eine (wei­te­re) radi­ka­le Kehrt­wen­de „aus­ge­zeich­net“. Was ver­mut­lich Dir­schau­ers ein­gangs zitier­te Äuße­rung mit aus­ge­löst haben dürfte.

Der umwelt- und kli­ma­po­li­ti­sche Spre­cher des SSW (Par­tei der däni­schen Min­der­heit in Schleswig-Holstein) warnt nun nach­drück­lich: „Wir vom SSW blei­ben dabei: CCS ist eine kli­ma­po­li­ti­sche Sack­gas­se“, heißt in einer aktu­el­len Pres­se­mit­tei­lung des Süd­schles­wig­schen Wäh­ler­ver­bands: „Genau wie LNG ver­län­gert die­se Tech­no­lo­gie ledig­lich die Abhän­gig­keit von fos­si­len Ener­gie­trä­gern und ist damit ein Sarg­na­gel für die Ener­gie­wen­de.“ Wei­ter betont Dir­schau­er auch die unge­klär­ten Risi­ken: „Spei­che­rung mag harm­los klin­gen. Tat­säch­lich reden wir aber über End­la­ger, deren Dich­tig­keit für 10.000 Jah­re gewähr­leis­tet sein muss. Wer garan­tiert den Men­schen denn, dass es nicht zu fata­len Lecka­gen kommt?“ Eine Anwen­dung von CCS bedeu­te „neue Risi­ken für Mensch und Umwelt …, die nie­mand dau­er­haft aus­schlie­ßen kann“, ver­weist der SSW-Mann auf die Erfah­run­gen mit der Nukle­ar­tech­nik: „Wäh­rend vie­le Mög­lich­kei­ten der CO2-Ver­mei­dung unge­nutzt blei­ben, soll der Dreck schon wie­der ein­fach unter den Tep­pich gekehrt wer­den. Dabei wis­sen wir bis heu­te nicht, was wir mit dem gan­zen Atom­müll anstel­len sol­len – eine Tech­no­lo­gie, die auch einst als harm­los bewor­ben wurde.“

Die voll­stän­di­ge Pres­se­mit­tei­lung des SSW ist hier abruf­bar.

Ergän­zung: Am 30. Janu­ar 2024 hat­te der BUND Bre­men auf sei­ner Web­sei­te hin­ge­wie­sen ers­tens auf die aktu­el­le Reso­lu­ti­on eines brei­ten zivil­ge­sell­schaft­li­chen Bünd­nis­ses, das ein­dring­lich vor den Gefah­ren der Kohlendioxid-Verpressung (CCS) warnt – und zwei­tens auf eine gleich­falls aktu­el­le Kri­tik des BUND an den Plä­nen der bre­mi­schen Wirt­schafts­se­na­to­rin Kris­ti­na Vogt (Lin­ke), im Neu­städ­ter Hafen die Ver­schif­fung von CO2 für die unter­ir­di­sche Ent­sor­gung zu gestatten.

Update vom 27. Febru­ar 2024: Alle Befürch­tun­gen von Dir­schau­er und etli­chen ande­ren bewahr­hei­ten sich der­zeit: „Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter Habeck will die umstrit­te­ne unter­ir­di­sche CO2-Speicherung auf hoher See vor Deutsch­lands Küs­ten ermög­li­chen“, berich­te­te ges­tern unter ande­rem der Deutsch­land­funk: „Der Grünen-Politiker leg­te dafür in Ber­lin einen Ent­wurf für eine Ände­rung des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes vor. Dabei sprach Habeck von einer siche­ren Technologie.“

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WATERKANT-Redaktion