Millionenförderung für Milliardenkonzern

Die Zink- und Blei­hüt­te Glen­co­re Nor­den­ham hat heu­te von Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter Robert Habeck (Grü­ne) einen „sym­bo­li­schen Scheck“ über rund 360 Mil­lio­nen Euro Bun­des­för­de­rung für Dekar­bo­ni­sie­rung ihres Weser­stand­orts erhal­ten. Die Bilanz des glo­bal akti­ven Schwei­zer Roh­stoff­kon­zerns weist allein für die bei­den Jah­re 2022/23 ein Ergeb­nis (EBITDA) von mehr als 50 Mil­li­ar­den US-Dollar aus. 

Laut einer Pres­se­mit­tei­lung des nie­der­säch­si­schen Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums hat Lan­des­mi­nis­ter Olaf Lies (SPD) sei­ner Begeis­te­rung Aus­druck ver­lie­hen über ein „wei­te­res Leucht­turm­pro­jekt …, das die Trans­for­ma­ti­on hin zu einer kli­ma­neu­tra­len Pro­duk­ti­on wei­ter vor­an­treibt und damit einen Bei­trag für die Zukunfts­fä­hig­keit der nie­der­säch­si­schen Wirt­schaft leis­tet“. Von „Stär­kung der Wett­be­werbs­fä­hig­keit“ spricht der Minis­ter wei­ter und betont die Not­wen­dig­keit von wirt­schaft­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen, „die Inves­ti­tio­nen in inno­va­ti­ve und zukunfts­wei­sen­de Pro­jek­te ermög­li­chen.“ Das För­der­pro­gramm „Kli­ma­schutz­ver­trä­ge“ der Bun­des­re­gie­rung, so die Mit­tei­lung wei­ter, „unter­stützt … Indus­trie­un­ter­neh­men dabei, gro­ße, kli­ma­freund­li­che Pro­duk­ti­ons­an­la­gen zu errich­ten und zu betrei­ben, die sich andern­falls noch nicht rech­nen würden.“

Wohl­ge­merkt: Der Fall „Glen­co­re Nor­den­ham“ wird hier nur als ein Bei­spiel genannt – für eine Kli­ma­schutz­po­li­tik, die unter bedenk­lich ver­kehr­ten Vor­zei­chen Steu­er­sub­ven­tio­nen in Indus­trie­un­ter­neh­men pumpt, die leicht und locker eine Dekarbonisierungs-Transformation qua­si aus der sprich­wört­li­chen Por­to­kas­se bezah­len könn­ten. Aus­ge­rech­net jener Grünen-Minister, der vor Jah­res­frist die Repu­blik mit einem Hei­zungs­ge­setz kon­fron­tier­te, das Bür­ge­rin­nen und Bür­ger abschreck­te, sich für indi­vi­du­el­le Klimaschutz-Projekte zu enga­gie­ren, ver­teilt nun der­ar­ti­ge Mil­lio­nen­för­de­run­gen – der Glencore-Scheck dürf­te nicht der ein­zi­ge sein – an Unter­neh­men, die es wahr­lich nicht nötig haben.

Kon­zern unter schar­fer Kritik

In Kür­ze: Glen­co­re gilt als welt­weit größ­ter Rohstoff- und Berg­bau­kon­zern. Das Unter­neh­men steht nicht nur seit lan­gem in der Kri­tik wegen mas­si­ver Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen und Umwelt­schutz­ver­stö­ßen in sei­nen Minen und Wer­ken. Es sorgt auch immer wie­der für nega­ti­ve Schlag­zei­len wegen beacht­li­cher Steu­er­ma­ni­pu­la­tio­nen selbst nach schwei­ze­ri­schem Recht, obwohl die Alpen­re­pu­blik an sich schon als Steu­er­pa­ra­dies von den einen gefei­ert, von den ande­ren ver­ur­teilt wird.

Glen­co­re hat­te den Stand­ort Nor­den­ham vor drei­ein­halb Jah­ren über­nom­men, die 1906 unter dem Namen Friedrich-August-Hütte gegrün­de­te Fabrik zur Zink- und Blei­ver­ar­bei­tung hat im Lau­fe ihrer Geschich­te wie­der­holt den Eigen­tü­mer gewech­selt. Die Hüt­te ist in der Regi­on nicht nur ein wich­ti­ger Arbeit­ge­ber, sie ist auch seit vie­len Jahr­zehn­ten höchst umstrit­ten wegen der von ihr zu ver­ant­wor­ten­den Umwelt­ver­seu­chung – Milch­bau­ern und ande­re Boden­ei­gen­tü­mer sind nach wie vor sehr unzu­frie­den mit den bis­he­ri­gen Schrit­ten zur Ent­gif­tung. Glencore-Geschäftsführer Tho­mas Hüser soll laut o. a. Pres­se­mit­tei­lung zwar die exor­bi­tan­te För­der­zu­sa­ge als „Teil unse­res Enga­ge­ments für eine umwelt­freund­li­che­re Zukunft“ begrüßt haben – was ange­sichts der erwar­te­ten CO2-Ein­spa­rung durch Bio­koks und Was­ser­stoff ja par­ti­ell zutref­fen mag –, von den besag­ten Pro­ble­men aus der Ver­gan­gen­heit ist aber nicht die Rede.

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WATERKANT-Redaktion