Meerespolitik im Terminstress

Im Früh­jahr kom­men­den Jah­res sind alle an mari­ner und mari­ti­mer Poli­tik Inter­es­sier­ten arg gefor­dert: In einer gera­de­zu bei­spiel­lo­sen Termin-Verkettung bie­ten Poli­tik und Orga­ni­sa­tio­nen gemein­sam einer inter­es­sier­ten Fach-Öffentlichkeit eine der­art eng auf­ein­an­der fol­gen­de Konferenz- und Veranstaltungs-Serie, dass nur weni­ge imstan­de sein dürf­ten, dies ange­mes­sen oder gar voll­stän­dig ver­fol­gen zu kön­nen. Hier ein – unvoll­stän­di­ger* – Überblick: 

  • Der beginnt im Aus­land, auch wenn das viel­leicht nur für eine begrenz­te Kli­en­tel in Betracht kommt. Vom 8.-10. April 2025 tagt im Natio­nal Ocea­no­gra­phy Cent­re im bri­ti­schen Sout­hamp­ton die Oce­an Busi­ness 2025, nach eige­ner Beschrei­bung der „glo­ba­le Treff­punkt für Fach­leu­te aus Mee­res­wis­sen­schaft und -tech­no­lo­gie“. Ob das viel mit Mee­res­um­welt­schutz zu tun hat, scheint eher frag­lich, bei­spiel­haft ist die Rede von hoch­mo­der­nen Ver­mes­sungs­in­no­va­tio­nen, bio­lo­gi­schen und che­mi­schen Sen­so­ren oder neu­es­ten auto­no­men Sys­te­men für die Schiff­fahrt. Immer­hin: Die Kon­fe­renz selbst ist laut Web­sei­te kostenlos.
  • Vom 28.-30. April 2025 trifft sich im süd­ko­rea­ni­schen Bus­an die mitt­ler­wei­le zehn­te Our Oce­an Con­fe­rence (OOC), laut einem WATERKANT-Bericht von 2019 (damals über das sechs­te Tref­fen die­ser Art in Oslo) „fes­ter Teil des inter­na­tio­na­len Nach­hal­tig­keits­zir­kus, bei der Regie­run­gen und trans­na­tio­na­le Kon­zer­ne mit ‚vol­un­t­a­ry com­mit­ments‘ um sich wer­fen, statt sich um den Über­gang in eine Wirtschafts- und Lebens­wei­se zu küm­mern, die in die glo­ba­len Gren­zen passt.“ Nach­hal­tig­keit wer­de als Beru­hi­gungs­pri­se über anhal­ten­de Indus­tria­li­sie­rung, Aus­beu­tung und Zer­stö­rung der Ozea­ne gestreut, hieß es damals.
  • Natio­nal geht es vom 6.-7. Mai 2025 in Ber­lin wei­ter – zumin­dest theo­re­tisch: Im Koali­ti­ons­ver­trag des momen­tan wan­ken­den Regie­rungs­bünd­nis­ses „Ampel“ ist im Kon­text der – ach, nee! – „nach­hal­ti­gen Nut­zung der Ozea­ne“ die Rede von einer geplan­ten „Mee­res­of­fen­si­ve zum Schutz der Mee­res­na­tur“, einer „ver­bind­li­chen Mee­res­stra­te­gie“ und der Ziel­vor­ga­be, eine „Natio­na­le Mee­res­kon­fe­renz“ zu eta­blie­ren. Das Pro­blem: Außer der genann­ten Ter­min­an­ga­be ist der­zeit auf kei­ner Regierungs- oder Ministeriums-Webseite irgend­ein Hin­weis zu fin­den, wie es um besag­te Stra­te­gie oder gar das Pro­gramm der besag­ten Kon­fe­renz bestellt ist. War­ten wir also mal ab…
  • Für alle, die nicht war­ten wol­len, bie­tet sich vom 6.-8. Mai 2025 in Ham­burg – ja, par­al­lel zum angeb­li­chen Mee­res­kon­gress der Bun­des­re­gie­rung! – der 37. Deut­sche Schiff­fahrts­tag (DST2025) an. Ver­an­stal­tet vom Deut­schen Nau­ti­schen Ver­ein (DNV) und getra­gen oder gespons­ort von etli­chen Orga­ni­sa­tio­nen der mari­ti­men Wirt­schaft, bie­tet die­ses Bran­chen­tref­fen ein durch­aus abwechs­lungs­rei­ches Pro­gramm an wech­seln­den Orten der Elb­me­tro­po­le, Ein­zel­hei­ten sind via Web­sei­te dem Pro­gramm zu entnehmen.
  • Einer inter­es­sier­ten Mehr­heit der DST-Teilnehmenden bleibt dann aber nicht viel Zeit, denn schon bald war­tet vom 12.-13. Mai 2025 in Emden die 14. Natio­na­le Mari­ti­me Kon­fe­renz (NMK) der Bun­des­re­gie­rung auf sie. Wie beim DST, ist tra­di­tio­nell auch bei der NMK nicht viel „Meeresumweltschutz“-Thematik zu erwar­ten, dafür geht es aber um „mil­li­ar­den­schwe­re Märk­te“, so der grü­ne Regierungs-Koordinator Die­ter Jan­ecek, und natür­lich um die „stra­te­gi­sche Bedeu­tung“ der mari­ti­men Wirtschaft.
  • Nach einer kur­zen Ver­schnauf­pau­se kann dann, wer Zeit, Geld und Lust hat, vom 9.-13. Juni 2025 im süd­fran­zö­si­schen Niz­za an der United Nati­ons‘ Oce­an Con­fe­rence teil­neh­men. Die dürf­te zwar weni­ger fokus­siert sein auf Schiff­fahrt und mari­ti­me Tech­nik, denn sie gehört zum UN-Programm zur Umset­zung der Nach­hal­tig­keits­zie­le, ins­be­son­de­re der SDG 14. Aber, sie­he oben, der Begriff „Nach­hal­tig­keit“ lie­fert lei­der längst kei­ne Garan­tie mehr für vor­sor­gen­den Meeresumweltschutz.
  • Dafür beschließt* dann vom 16.-19. Juni 2025 die OCEANS Con­fe­rence im bre­to­ni­schen Brest die Quar­tals­se­rie von Mee­res­kon­gres­sen: Da geht es dann aber wie­der knall­hart um Mee­res­tech­nik und ihre umfas­sen­de Anwen­dung auf und in allen Ozea­nen des Pla­ne­ten – und sicher oft auch gegen sie. Denn die OCEANS Con­fe­rence ist eben­falls eine Ver­an­stal­tungs­rei­he mit lan­ger Tra­di­ti­on, sie wird getra­gen von der nach eige­nen Anga­ben welt­größ­ten Inge­nieurs­ver­ei­ni­gung IEEE (Insti­tu­te of Elec­tri­cal and Elec­tro­nics Engi­neers) und deren Able­ger OES, der Oce­an Engi­nee­ring Socie­ty. „Unend­lich­keit ist die Gren­ze“ haben sich die Inge­nieu­re als Mot­to ihres Tref­fens aus­ge­dacht, was wohl nichts ande­res bedeu­ten dürf­te als „wir akzep­tie­ren kei­ne Grenzzziehung“.

* = Die­ser Über­blick ist zwangs­läu­fig unvoll­stän­dig, weil nicht alle Insti­tu­tio­nen erfasst wer­den kön­nen und nicht alle auch früh­zei­tig ihre Pla­nun­gen publi­zie­ren. Wer Ergän­zun­gen bei­steu­ern kann, möge dies bit­te unbe­dingt tun – wir wer­den das dann in Form von Updates berück­sich­ti­gen. Danke.

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WATERKANT-Redaktion