Küstenländer fordern Geld für Häfen

Am Mon­tag die­ser Woche haben die Regie­rungs­chefs der fünf Küs­ten­län­der erneut deut­lich höhe­re finan­zi­el­le Zuschüs­se des Bun­des für ihre See­hä­fen gefor­dert. Unter ande­rem ver­lan­gen sie ein Stück vom Mil­li­ar­den­ku­chen der Offshore-Windkraft – deren Aus­schrei­bun­gen erzie­len jeweils neun­stel­li­ge Erlö­se, aller­dings darf die Bun­des­netz­agen­tur die genaue Höhe oft verschweigen. 

Es ist ein alter, unge­lös­ter Streit: Seit 2005 betei­ligt sich der Bund mit jähr­lich rund 38 Mil­lio­nen Euro an der Finan­zie­rung von Seehafen-Investitionen – wohl­ge­merkt für alle deut­schen See­hä­fen von Emden bis Stral­sund. Seit lan­gem kri­ti­sie­ren sowohl die Häfen als auch die mari­ti­me Wirt­schaft ins­ge­samt dies als völ­lig unzu­rei­chend. Auch wenn in Ein­zel­fäl­len ein Aus­bau wie jüngst in Cux­ha­ven geson­dert bezu­schusst wird: Eine Jah­res­för­de­rung in die­ser Höhe war nie genug und ist es schon gar nicht ange­sichts stän­dig wach­sen­der Anfor­de­run­gen an die Häfen.

Nicht erst seit der Pan­de­mie wer­den den Häfen und der Schiff­fahrt eine „sys­tem­re­le­van­te“ Bedeu­tung für Han­del und Ver­sor­gung zuer­kannt. Hin­zu kom­men neben dies­be­züg­li­chem Güter­um­schlag aber neue Auf­ga­ben im Rah­men der so genann­ten Ener­gie­wen­de: Das reicht von der Ertüch­ti­gung von Hafen­an­la­gen für die Offshore-Windkraft bis zum Aus­bau der Infra­struk­tur für die vie­len Wasserstoff-Konzepte.

Pein­li­che Terminplanung

Übrigens finden diese Manöver ausgerechnet zu dem Zeitpunkt statt, da die Stadt den 80. Jahrestag eines schweren alliierten Bombenangriffs im Zweiten Weltkrieg begeht. „Zwischen dem Leher Tor im Norden und der Georg-Seebeck-Straße im Süden brannte es in voller Ausdehnung. 618 Menschen starben, 1.193 erlitten Verletzungen, 30.000 verloren ihr Zuhause“, fasste die Nordsee-Zeitung jetzt zusammen. Etliche Leserinnen und Leser zeigten sich betroffen bis entsetzt über diese peinliche Terminplanung der Bundeswehr.

Zudem sind die Häfen längst zur „kri­ti­schen mari­ti­men Infra­struk­tur“ umde­kla­riert wor­den, um Rüs­tungs­gü­ter­um­schlag und Manö­ver­trans­por­te abwi­ckeln zu kön­nen. In Bre­mer­ha­ven, und dies ist nur ein Bei­spiel, übt die Bun­des­wehr jetzt gera­de „den Ernst­fall“: Die Hei­mat­schutz­kom­pa­nie Bre­men sowie das Hei­mat­schutz­re­gi­ment 3 aus Nie­der­sach­sen trai­nie­ren, wie sie sich „im Fal­le eines feind­li­chen Angriffs“ zu ver­hal­ten haben.

Schon vor der 13. Natio­na­len Mari­ti­men Kon­fe­renz (NMK) des Bun­des im Spät­som­mer 2023 hat­te der Zen­tral­ver­band deut­scher See­hä­fen (ZDS) mit brei­ter Unter­stüt­zung der mari­ti­men Bran­che von der Ampel-Koalition mehr Geld gefor­dert; von min­des­tens 400 Mil­lio­nen Euro jähr­lich war die Rede. Als aber Kanz­ler Olaf Scholz vor der Ver­samm­lung eine Ver­nach­läs­si­gung der Häfen in der Ver­gan­gen­heit ein­räum­te, ern­te­te er Geläch­ter: Denn er ver­sprach zwar zugleich eine Erhö­hung der Zuschüs­se, nur lei­der ohne jede Terminangabe.

Alle Betei­lig­ten setz­ten dann ihre Hoff­nun­gen auf die neue Natio­na­le Hafenstra­te­gie des Bun­des: Eigent­lich hät­te die­ses Papier bei der NMK vor­ge­stellt wer­den sol­len; dar­aus wur­de nichts. Statt­des­sen ver­zö­ger­te sich sei­ne Ver­öf­fent­li­chung bis zum Früh­jahr 2024. Das Kon­zept zähl­te 139 Maß­nah­men zur Stär­kung der Häfen auf, was zwar viel Zustim­mung ern­te­te, zugleich aber auch schar­fe Kri­tik: Denn noch immer blieb die Finan­zie­rung sowohl die­ser Plä­ne als auch all­ge­mein der Häfen-Investitionen – aus­ge­klam­mert. Und das ist bis heu­te so: Auch der jüngs­te Ent­wurf des Bun­des­haus­halts 2025 belässt die „Zuwei­sun­gen an Län­der für Inves­ti­tio­nen im Bereich der See­hä­fen“ pene­trant bei 38,346 Mil­lio­nen Euro pro Jahr.

Da war es nur eine Fra­ge der Zeit, dass die nord­deut­schen Län­der noch ein­mal nach­le­gen – und genau das ist nun gesche­hen. Aber über die inzwi­schen längst zu nied­ri­ge 400-Millionen-Euro-Forderung hin­aus haben die Küs­ten­län­der sich jetzt Neu­es ein­fal­len las­sen: Mit Gel­dern aus den Aus­schrei­bun­gen für die Offshore-Windkraftareale soll­ten direkt die nöti­gen Hafen-Infrastrukturen zur Errei­chung der Kli­ma­zie­le finan­ziert wer­den. Es wäre ein kon­se­quen­ter ers­ter Schritt, auch wenn es zur Lösung der Hafen-Probleme auf Dau­er längst nicht reichte.

 

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WATERKANT-Redaktion